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Warum wir alle für die Kirche zahlen, aber nichts zu sagen haben Seit neun Jahren leitet Bernadette Knecht einen katholischen Kindergarten bei Bonn. Sie ist kompetent, engagiert und beliebt. Aber als ihre Ehe zerbricht und sie sich neu verliebt, wird sie entlassen. Sie hat gegen die Moralvorstellungen der katholischen Kirche verstoßen. Die Eltern sind entsetzt - und wütend. Sie wollen ihre Kindergärtnerin behalten und gehen auf die Barrikaden. Dabei machen sie eine erstaunliche Entdeckung. Die Kirche bestimmt, aber sie zahlt gar nicht - der Kindergarten wird von ihnen selbst, vom Staat…mehr

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Produktbeschreibung
Warum wir alle für die Kirche zahlen, aber nichts zu sagen haben Seit neun Jahren leitet Bernadette Knecht einen katholischen Kindergarten bei Bonn. Sie ist kompetent, engagiert und beliebt. Aber als ihre Ehe zerbricht und sie sich neu verliebt, wird sie entlassen. Sie hat gegen die Moralvorstellungen der katholischen Kirche verstoßen. Die Eltern sind entsetzt - und wütend. Sie wollen ihre Kindergärtnerin behalten und gehen auf die Barrikaden. Dabei machen sie eine erstaunliche Entdeckung. Die Kirche bestimmt, aber sie zahlt gar nicht - der Kindergarten wird von ihnen selbst, vom Staat finanziert.Eva Müller erzählt die Geschichte einer Auseinandersetzung, die sinnbildlich für die Konflikte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in konfessionellen Einrichtungen steht. Anhand von weiteren Beispielen aus dem ganzen Land beleuchtet sie Arbeitsbedingungen von Ärzten, Pflegern und Lehrern. Dabei stellt sie fest, dass die Zahl von katholischen und evangelischen Einrichtungen immer weiter steigt, während die Zahl der Kirchenmitglieder immer weiter sinkt. Eva Müller blickt in diesem Buch hinter die Kulissen des zweitgrößten deutschen Arbeitgebers; sie schildert, wie die Kirchen immer mehr Einfluss gewinnen, was das für Arbeitnehmer bedeutet und wer den Preis dafür zahlt. Anschaulich, informativ und kritisch: "Gott hat hohe Nebenkosten" fragt danach, welchen Einfluss die Kirchen heute haben - und welchen sie haben sollen.

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Autorenporträt
Eva Müller, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin für die ARD/WDR-Dokumentations-Redaktion 'Die Story' sowie das ARD-Politikmagazin Monitor. 2013 erschien ihr Buch 'Gott hat hohe Nebenkosten. Wer wirklich für die Kirchen zahlt', das ein Bestseller wurde. Für ihre Filme wurde sie u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Axel-Springer-Preis, dem CNN Award 'Journalist Of the Year' und dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet. 'Es sind die journalistischen Grundtugenden, die Eva Müller pflegt, und sie und die Zuschauer werden dafür mit jeder Menge Erkenntnis belohnt.' Süddeutsche Zeitung
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2013

Das nachgeschobene Buch zum Film

Was ist ein Ärgernis? Für die katholische Kirche ist Bernadette Knecht ein Ärgernis, weil sie als Leiterin des katholischen Kindergartens in Rauschenberg nahe Bonn nach gescheiterter Ehe beim neuen Partner einzieht. Damit begründen der Pastor und das Bistum Köln die Kündigung. Mit disem Fall beginnt die Rundfunkjournalistin Eva Müller ihre Abhandlung über die Kirchen als Arbeitgeber ("Gott hat hohe Nebenkosten. Wer wirklich für die Kirchen zahlt." Kiepenheuer & Witsch 2013, br., 208 S., 14,99 [Euro]).

Man kann sich auch fragen, was ein Sachbuch ist. Für den Verlag Kiepenheur & Witsch ist ein Sachbuch eine fast zweihundert Seiten lange Reportage, der man Zwischenüberschriften verpasst, die thematisch voneinander getrennte Kapitel vortäuschen. Ein Text über das Kreuz mit den Kirchen als Arbeitgeber, der in gekürzter Fassung seinen Zweck auch in einem Magazin erfüllt hätte, ein parteiischer, emotionaler Text, den man sich bisweilen weniger parteiisch und emotional gewünscht hätte, der aber viele interessante Geschichten bündelt. Manche wanderten jüngst durch die Medien; das Buch lieferte auch Stoff für einen WDR-Film.

Und nun also das Buch zum Film: Geschichten von Angestellten bei katholischen Trägern, von Pädagoginnen, Ärzten und Pflegern, denen gekündigt wird, weil sie wieder heiraten, offen homosexuell oder mit einer geschiedenen Person zusammenleben. Man liest Informatives zum Selbstbestimmungsrecht der Kirchen in Deutschland, das auch die eingeschränkte Mitbestimmung in den Einrichtungen der evangelischen Diakonie und die zersplitterte Tariflandschaft ermöglicht.

Eva Müller stellt die Berechtigung des Kirchenrechts radikal in Frage. Ist es noch zeitgemäß? Überlagert es nicht rechtliche Normen wie das Recht auf Privatsphäre, auf Glauben- und Gewissensfreiheit? Wer trägt die Kosten? Es sind populäre Fragen. Der Staat delegiert viele seiner Aufgaben in den Bereichen Erziehung, Bildung und Gesundheit an kirchliche Träger, letztlich zahlen also die Steuerzahler für die Kirchen, von denen, wie Müller bemerkt, immer mehr aus der Kirche austreten.

Die Autorin skizziert die Kluft zwischen katholischer Basis und Autorität; rekonstruiert, wie die guten Katholiken von Rauschendorf zu Wutgläubigen werden, sich in das Kleinklein der Kommunalpolitik fuchsen, weil sie die Kündigung ihrer Kindergartenleiterin nicht akzeptieren, und erst zufrieden sind, als die Stadt der Kirche kündigt und Bernadette Knecht bleiben kann. Eine Mutter sagt: "Meine katholische Seele leidet." Eine Frau aus dem Kirchengemeindeverband sagt: "Die Kirche kann nicht die Ehe aufgeben, sie würde sich damit selbst aufgeben." Es sind solche Zitate, die das Buch vor überflüssigen Details - der Jackenfarbe von Experten, die in Cafés befragt werden - retten. Müller rückt nah an die Menschen heran, lässt sie sprechen. "In der Zeit danach ging es mir schlecht", sagt Bernadette Knecht. "Was für ein Mensch bin ich? Bin ich wirklich schädlich?" Auch das erzählt der Text: Wie der Vorwurf, ein Ärgernis zu sein, auf die Betroffenen wirkt.

EVA BERENDSEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Die Autorin kennt sich in der verzwickten Materie des kirchlichen Arbeitslebens ganz hervorragend aus. Sie schreibt sachlich [...] mit treffend ausgewählten Beispielen und knapp gehaltenen Interviews.« titel-kulturmagazin.net 20130308