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'The political memoir of the decade' Sunday Times The referendum on Britain's membership of the EU is one of the most controversial political events of our times. For the first time, the man who called that vote talks about the decision and its origins, as well as giving a candid account of his time at the top of British politics. David Cameron was Conservative Party leader during the largest financial crash in living memory. The Arab Spring and the Eurozone crisis both started during his first year as prime minister. The backdrop to his time in office included the advent of ISIS, surging…mehr

Produktbeschreibung
'The political memoir of the decade' Sunday Times The referendum on Britain's membership of the EU is one of the most controversial political events of our times. For the first time, the man who called that vote talks about the decision and its origins, as well as giving a candid account of his time at the top of British politics. David Cameron was Conservative Party leader during the largest financial crash in living memory. The Arab Spring and the Eurozone crisis both started during his first year as prime minister. The backdrop to his time in office included the advent of ISIS, surging migration and a rapidly changing EU. Here he talks about how he confronted those challenges, from modernising a party that had suffered three successive electoral defeats to forming the first coalition government for seventy years. He sets out how he helped turn around Britain's economy, implementing a modern, compassionate agenda that included education and welfare reform, the legalisation of gay marriage, the referendum on Scottish independence and world-leading environmental policies. David Cameron is searingly honest about the key players from his time in politics. And he is frank about himself - the things he got right and the things he got wrong. He opens up about family life too, including the tragic loss of his eldest son. We learn why he kept Britain's promise on overseas aid spending and what it was like to commit British troops to conflicts in Libya, Iraq and Syria. He sets out how he won the first outright Conservative majority in nearly a quarter of a century, and describes the events leading up to the EU referendum, the renegotiation, the campaign - and his thoughts on it all today. It is the most compelling record yet of what it's like to lead in modern times and to live behind the most famous door in the world.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2019

Das (un)vermeidbare Referendum
David Cameron hat Boris Johnson früh als kriegsentscheidend erkannt

David Cameron, schrieb ein Rezensent nicht ganz zu Unrecht, sei schon immer ein offenes Buch gewesen, weshalb man wenig Neues aus seinen Memoiren erfahren könne. Dass "For the Record" dennoch zu einem Medienereignis in London werden konnte, liegt vor allem an zwei Umständen. Erstens hatte Cameron seit seinem Rücktritt am Tag nach dem EU-Referendum eisern geschwiegen. Zweitens wird im Vereinigten Königreich alles zu einem Ereignis, was Munition im Stellungskrieg der beiden politischen Lager abwirft.

Schon die "Times", die sich den Vorabdruck gesichert hatte, kämmte die 752 Seiten nach den Stellen durch, in denen sich der Autor über seinen alten Freund und Rivalen Boris Johnson ausließ, inzwischen sein Nachnachfolger in der Downing Street. Recht ausführlich beschreibt Cameron, wie er sich vor der Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft vergeblich bemühte, Johnson auf seine Seite zu ziehen; selbst auf dem Tennisplatz versuchte er es. Die Positionierung des damals (neben ihm) beliebtesten Politikers im Land wurde von Cameron als kriegsentscheidend betrachtet. Cameron verschweigt nicht, dass Johnson schon damals ein "bekannter Euroskeptiker" war, ist aber überzeugt, dass der am Ende "etwas unterstützte, an das er nicht glaubte". Durchgesetzt habe sich ein Kalkül: "Welcher Tory-Politiker sich auch immer an die Spitze der Brexit-Seite setzen würde - so aufgeladen mit Bildern von Patriotismus, Unabhängigkeit und Romantik -, würde zum Liebling der Partei werden."

Nicht nur enttäuscht, sondern fast erschüttert zeigt sich Cameron von anderen Kabinettskollegen, die ins Brexit-Lager gegangen waren, namentlich von Michael Gove - heute als Minister zuständig für die No-Deal-Vorbereitungen - und Priti Patel, inzwischen Innenministerin. In diesem Kapitel gesteht Cameron eigene Fehler ein, auch wenn die Selbstkritik manchmal etwas tugendhaft daherkommt. Als er die Angriffe des Brexit-Lagers auf sich Revue passieren lässt, schreibt er: "Ich mag naiv gewesen sein, aber ich war geschockt von der Wucht und dem Furor." Insgesamt habe er unterschätzt, wie dominant das "Leaver-Gen" in der Partei gewesen sei.

Für Cameron ist das Brexit-Votum im Wesentlichen eine Folge karrieregetriebener Illoyalitäten von Parteifreunden, falsch verstandener Unparteilichkeit der BBC und nicht zuletzt unglücklicher externer Ereignisse. Zu letzteren zählt er die Flüchtlingskrise in Deutschland und überhaupt die Haltung Angela Merkels. In einem Telefongespräch habe er der Bundeskanzlerin damals klargemacht, dass das Referendum verlorengehen werde, wenn Brüssel dem Königreich nicht mehr Zugeständnisse bei der EU-Freizügigkeit mache. Die Bitte blieb bekanntlich unerhört.

Die meisten Remainers sehen Camerons Kardinalfehler in der Entscheidung, überhaupt ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abzuhalten - aus, wie es oft heißt, parteitaktischen Gründen. Dieser Auffassung, die so prägend für die Beurteilung seiner Amtszeit geworden ist, stellt sich Cameron mit Verve entgegen. Er denke zwar jeden Tag über seine Entscheidung nach, sei aber bis heute überzeugt, dass ein Plebiszit "unvermeidbar" gewesen sei. Erlösung verschafft ihm dieser Freispruch in eigener Sache nicht. Die Wunde, gleichsam als gescheiterter "Spieler" in Erinnerung zu bleiben, hinterlässt auf vielen Seiten der Memoiren Blutströpfchen.

Auch das politische Vermächtnis Tony Blairs - eines anderen einst jugendhaften Helden - ist von einer einzigen (Fehl-)Entscheidung geprägt: dem mit Lügen begründeten Militäreinsatz im Irak. Aber der langjährige Labour-Premierminister ist zumindest als Namensträger einer Ära im allgemeinen Bewusstsein, während Cameron sich bewusst darüber ist, dass er als Episode in die Geschichte eingehen wird.

Jenseits der Politik wird ein Autor sichtbar, der mit sich im Reinen wirkt und auch im Privaten Sinn und Bestimmung findet; berührend ist das Kapitel über die sechs Jahre, die Cameron mit seinem schwerbehinderten Sohn Ivan bis zu dessen Tod verbracht hat. Andere Rückblenden fallen dagegen ein wenig blass aus, insbesondere seine Erinnerungen an Eton und Oxford. Insgesamt bietet "For the Record" einen - überwiegend elegant, zum Teil humorvoll geschriebenen - Einblick in die Gedankenwelt eines modernen Konservativen, der die Tories in seinen elf Jahren an der Spitze der Partei geöffnet und näher an die liberalen urbanen Milieus herangeführt hat. Im Blick auf das heute zutiefst gespaltene Land, in dem die Johnson-Tories zum Hassobjekt vieler Städter geworden sind, erscheint dies als Errungenschaft einer vergangenen Epoche.

JOCHEN BUCHSTEINER

David Cameron: For the Record. Harper Collins, 2019. 752 Seiten.

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