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Die beiden "Ölschocks" von 1973/74 und 1979/80 waren nicht nur zentrale wirtschaftliche Ereignisse, sondern übten entscheidenden Einfluss auf die zeitgenössischen Debatten um eine grundlegende Reform, wenn nicht gar Revolution, der Weltwirtschaftsordnung aus.
Das vorliegende Buch untersucht die Ölkrisen erstmals nicht allein mit Blick auf die Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre, sondern fragt gleichberechtigt nach ihren Folgen für die Staaten des Globalen Südens. Die Studie argumentiert, dass die Ölkrisen der OPEC die notwendigen Machtmittel in die Hand gaben, um die Forderung nach…mehr

Produktbeschreibung
Die beiden "Ölschocks" von 1973/74 und 1979/80 waren nicht nur zentrale wirtschaftliche Ereignisse, sondern übten entscheidenden Einfluss auf die zeitgenössischen Debatten um eine grundlegende Reform, wenn nicht gar Revolution, der Weltwirtschaftsordnung aus.

Das vorliegende Buch untersucht die Ölkrisen erstmals nicht allein mit Blick auf die Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre, sondern fragt gleichberechtigt nach ihren Folgen für die Staaten des Globalen Südens. Die Studie argumentiert, dass die Ölkrisen der OPEC die notwendigen Machtmittel in die Hand gaben, um die Forderung nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung 1974 erfolgreich auf einen Spitzenplatz der internationalen Agenda zu setzen. Gleichzeitig führte die Belastung der Ökonomien zahlreicher "Entwicklungsländer" durch die massiven Ölpreissteigerungen jedoch mittelfristig zum Auseinanderbrechen der Solidarität der Dritten Welt und damit zum faktischen Ende des Reformprogramms in den frühen 1980er Jahren.

Auf der Basis von Quellen aus Archiven in Afrika, Amerika, Asien und Europa ergänzt das Buch die existierenden auf Europa zentrierten Studien zur Geschichte der Nord-Süd-Beziehungen, der Ölkrisen und der 1970er Jahre im Allgemeinen.


Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Jonas Kreienbaum, Universität Rostock, Germany.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nicht nur angesichts der aktuellen Energiekrise findet Rezensentin Elke Seefried diese Habilitationsschrift des Politikwissenschaftlers Jonas Kreienbaum ausgesprochen instruktiv, sondern auch weil sie "konzise und sprachlich gelungen" die Folgen der Ölkrise für die Weltwirtschaftsordnung neu in den Blick nimmt. Die Länder des Globalen Südens, damals die "Dritte Welt", glaubten, dass "Öl als Waffe" ihnen helfen würde, den Westen unter Druck zu setzen, um gerechtere Handelsbeziehungen durchzusetzen, wie Seefried Kreienbaums Darstellung paraphrasiert. Doch mussten sie im Laufe der siebziger Jahre erkennen, dass ölreiche Opec-Staaten wie Algerien und Saudi-Arabien ganz andere Interessen hatten als ölarme wie Sambia, die natürlich unter den hohen Energiepreisen litten. Interessant findet Seefried zudem, wie der Nord-Süd-Konflikt Kreienbaum zufolge in den achtziger und neunziger Jahren von der politischen Agenda verschwand, als die neoliberale Globalisierung alternative Vorstellungen einer Neuen Weltwirtschaftsordnung vom Tisch fegten. Seefried hätte sich vielleicht mehr Perspektiven auf das Thema gewünscht, aber die Leistung dieser Arbeit, die ihr Willy Brandts Nord-Süd-Kommission, die Brundlandt-Kommission und die UCTAD in Erinnerung ruft, beeindruckt sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2023

Ein Programm der alternativen Globalisierung
Nord-Süd-Beziehungen und der Kampf um eine "Neue Weltwirtschaftsordnung"

Sprunghaft gestiegene Energiepreise belasteten im vergangenen Jahr die westlichen Volkswirtschaften. Mehr noch trafen sie jene Länder im globalen Süden, die nicht zu Exporteuren fossiler Energien gehören. Parallelen zu den 1970erJahren sind unübersehbar: Auch damals hatten die Energiepreiskrisen zu Verwerfungen in der Weltwirtschaft geführt, auch damals rissen sie Staaten wie Sambia in Schuldenprobleme. Dennoch hat sich die Situation gewandelt. Die Länder der sogenannten Dritten Welt (die sich im Kalten Krieg weder dem Westen noch dem Osten zurechneten) konnten die Ölkrise 1973 nutzen, um den Westen unter Druck zu setzen. Die "Neue Weltwirtschaftsordnung", mit der ein System internationaler Ausbeutung beendet werden sollte, avancierte zum Schlüsselbegriff eines Gegensatzes zwischen Nord und Süd, der die internationale Politik der 1970er-Jahre prägte. Dazu trug auch bei, dass der Ost-West-Konflikt in der Entspannungsära kurzzeitig an Brisanz verloren hatte. Diese Wechselwirkungen zwischen Ölkrisen und Nord-Süd-Beziehungen der 1970er-Jahre untersucht die Habilitationsschrift von Jonas Kreienbaum. Für ihn zeigten die Schwellen- und Entwicklungsländer, die politisch und wirtschaftlich stark divergierten, eine "erstaunliche Einheit". Erst Ende der 1970er-Jahre sei die Solidarität zwischen den OPEC-Staaten, die von den Ölkrisen profitierten, und den ölarmen Ländern zerbrochen.

Multiperspektivisch will Kreienbaum analysieren, wie die beiden Ölkrisen die Einstellungen zu und den Umgang mit den Nord-Süd-Beziehungen veränderten. Ihm geht es auch darum, die Strategien und "Narrative" jener Akteure in Nord und Süd zu entschlüsseln, die um eine Umstrukturierung der Weltwirtschaftsordnung rangen. Für den ölarmen Süden dient ihm vor allem Sambia als analytische Sonde: Hier spitzte sich die wirtschaftliche Krise besonders zu, weil der Preis für Kupfer verfiel, dessen Export Sambias ökonomischen Aufstieg eingeleitet hatte; auch agierte Sambias Regierung führend in der Bewegung bündnisfreier Staaten, aus der sich die Forderung nach einer Reform der Weltwirtschaft maßgeblich entwickelt hatte. Zudem fokussiert die Studie Saudi-Arabien und Algerien als OPEC-Staaten und die USA, Großbritannien und die Bundesrepublik als Akteure des Westens. Darüber hinaus gilt der Blick internationalen Organisationen wie der OPEC und den Vereinten Nationen, in deren Foren der Kampf um die Weltwirtschaftsordnung vor allem ausgetragen wurde.

In der Tat erklärte 1974 eine außerordentliche UN-Vollversammlung die Neue Weltwirtschaftsordnung zum Ziel. Die dekolonisierten Staaten hatten schon seit den 1960er-Jahren auf bessere terms of trade gedrängt, etwa im Rahmen der UNCTAD, und auf Dependenztheorien verwiesen, die strukturelle Formen der ökonomischen Asymmetrie und Ausbeutung des Südens seit den Kolonialreichen betonten. Aber erst die Ölkrise 1973/74 - und der Einsatz von Öl als "Waffe" gegen den Westen - eröffnete einen Möglichkeitsraum, die Forderung nach einer Reform oder Revolution der Wirtschaftsordnung wirksam zu platzieren. Dies indizierten Handelsbegünstigungen für den Süden in der Lomé-Konvention, welche die EWG gewährte, oder Willy Brandts Nord-Süd-Kommission. Das Schlagwort der gerechteren Neuen Weltwirtschaftsordnung blieb indes immer offen und deutbar. Vorschläge oszillierten zwischen keynesianischen Vorstellungen einer Intervention in globale Märkte und mehr Technologietransfer bis hin zur Enteignung multinationaler Unternehmen. Die Offenheit des Konzepts habe es den Entwicklungsländern erleichtert, Einigkeit zu wahren, so Kreienbaum.

Gleichzeitig hätten schon die erste Öl- und die Wirtschaftskrise das Projekt unterminiert, denn die rasant steigenden Importpreise für Energie und der Verfall von Rohstoffpreisen verdeutlichten die wachsenden Interessendivergenzen im globalen Süden. Die zweite Ölkrise 1979 verstärkte diesen Trend. Uneinigkeit und schwindende Verhandlungsmacht der Entwicklungsländer im wieder auflebenden Kalten Krieg und der Aufstieg neoliberal unterlegter Wirtschaftspolitik im Westen, wie sie Ronald Reagan verfocht, macht Kreienbaum als Gründe dafür aus, dass das Thema von der internationalen Agenda verdrängt wurde. Mit Blick auf die Debatten um den Zäsurcharakter der 1970er-Jahre sieht er den wahren Umbruch bis zur Gegenwart in den 1980er-Jahren. Forderungen nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung seien "gänzlich von der Bildfläche" verschwunden.

Die Stärken von Kreienbaums Studie liegen nicht nur in der konzisen und sprachlich gelungenen Bündelung von Forschungsergebnissen über die Ölkrisen und die Nord-Süd-Beziehungen, sondern auch im Perspektivwechsel auf die "Dritte Welt". Gerade die Kapitel über Sambia, die Archivquellen aus Lusaka nutzen, differenzieren die Befunde über die ökonomischen und politischen Folgen der Ölkrisen im globalen Süden, und Ähnliches gilt für die Passagen zu Foren des Nord-Süd-Dialogs, welche unter anderem auf Akten des UN-Archivs, der britischen National Archives und des Auswärtigen Amtes basieren. Die Neue Weltwirtschaftsordnung war im Kern das Programm einer alternativen Globalisierung, die in einer marktliberalen Deutung in den 1990er-Jahren zum festen Begriff avancierte, wie Kreienbaum zu Recht festhält.

Dennoch löst die Studie das Versprechen der Multiperspektivität nicht ganz ein. Westliche Positionen bleiben eher blass, auch was Sichtweisen innerhalb der Regierungen angeht. Zumindest partiell hätte auch das Spektrum an außenpolitischen Akteuren abgebildet werden können, das sich in den 1970er-Jahren erweiterte; dazu gehörten etwa die Dritte-Welt-Bewegung, die mit ihren Ideen globaler Gemeinschaft Narrative über die Nord-Süd-Beziehungen beeinflusste, und die Sozialistische Internationale, die mit Willy Brandt an der Spitze öffentlichkeitswirksam auftrat. Zudem hätte man gern mehr über das Narrativ der "Solidarität" im Süden (auch im Abgleich zum zirkulierenden Begriff der Interdependenz) erfahren.

Ist die Neue Weltwirtschaftsordnung verschwunden? Sicher, der Begriff erodierte in der marktliberalen Dynamik der späten 1980er- und 1990er-Jahre, als der Kapitalismus über den Sozialismus gesiegt zu haben schien. Dennoch ging dessen Kern in das Verständnis nachhaltiger Entwicklung ein, welche die Brundtland-Kommission in den 1980er-Jahren und zuletzt die globalen Nachhaltigkeitsziele der UN postulierten. Globale Gerechtigkeit und Technologietransfer gehören zu zentralen Elementen einer "nachhaltigen Entwicklung". In mancher Hinsicht sind die 1970er-Jahre, in der sich die mental maps der internationalen Politik verschoben, doch eine Vorgeschichte der Gegenwart. ELKE SEEFRIED

Jonas Kreienbaum: Das Öl und der Kampf um eine Neue Weltwirtschaftsordnung.

De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin/Boston 2022. 354 S., 59,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die Stärken von Kreienbaums Studie liegen nicht nur in der konzisen und sprachlich gelungenen Bündelung von Forschungsergebnissen über die Ölkrisen und die Nord-Süd-Beziehungen, sondern auch im Perspektivwechsel auf die "Dritte Welt"." Elke Seefried in: FAZ, 17.01.2023