Die Kultur entspringt dem Wissen um den Tod und die Sterblichkeit. Sie stellt den Versuch dar, einen Raum und eine Zeit zu schaffen, in denen der Mensch über seinen begrenzten Lebenshorizont hinausdenken und die Linien seines Handelns, Erfahrens und Planens ausziehen kann. Ohne Phantasmen der Unsterblichkeit oder zumindest einer gewissen Fortdauer über unser allzu kurzes Erdendasein hinaus kann der Mensch nicht leben, sein Handeln nicht als sinnvoll erfahren. Doch so einförmig sich der Tod aus biologischer Perspektive ausnehmen mag, seine kulturelle überformung und Bewältigung nimmt tausendfältige Gestalten an. Vielleicht wird es einmal eine kulturwissenschaftliche Thanatologie geben, die diese Gestalten vergleichend untersucht. Jan Assmann liefert hierfür am Beispiel des Alten Ägypten Vorarbeiten.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Diese Studie des Ägyptologen Jan Assmanns ist nach einem Forum in Potsdam mit dem Thema „kulturwissenschaftliche Komparatistik des Todes“ erschienen, erklärt der Rezensent mit dem Kürzel "lx.". Obwohl die „Todesbesessenheit“ im alten Ägypten exzessive Formen angenommen habe, stehe für Assmann außer Frage, dass der Tod für alle Kulturen die „Kernfrage kultureller Deutung“ sei. "Lx." weist auch darauf hin, dass im gleichen Band ein Essay des Kulturwissenschaftlers Thomas Macho zu lesen ist, der die „Grenzlinien“ einer „wissenschaftlichen Thanatologie“ umreißt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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