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Peter Härtling, der in den fünfziger Jahren als Lyriker zu schreiben begann, hat in jeder Phase seines Lebens und Schreibens Gedichte veröffentlicht, in denen er immer offener, ungeschützter und zugleich kunstvoller von sich und seiner Zeit Zeugnis ablegt.
Seine neuen Gedichte aus dem Band Horizonttheater, in ihrem Ton elegisch und abgeklärt zugleich, sind von grosser, einfacher Schönheit. Zudem besitzen sie den klaren und heiteren Blick des Erwachsenen, des Alternden, der weiss, dass er nichts mitnehmen kann.
Jahreszeiten, Landschaften, Musik, Momente des Glücks werden beschworen und Widmungen zugedacht.
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Produktbeschreibung
Peter Härtling, der in den fünfziger Jahren als Lyriker zu schreiben begann, hat in jeder Phase seines Lebens und Schreibens Gedichte veröffentlicht, in denen er immer offener, ungeschützter und zugleich kunstvoller von sich und seiner Zeit Zeugnis ablegt.

Seine neuen Gedichte aus dem Band Horizonttheater, in ihrem Ton elegisch und abgeklärt zugleich, sind von grosser, einfacher Schönheit. Zudem besitzen sie den klaren und heiteren Blick des Erwachsenen, des Alternden, der weiss, dass er nichts mitnehmen kann.

Jahreszeiten, Landschaften, Musik, Momente des Glücks werden beschworen und Widmungen zugedacht.
Autorenporträt
Peter Härtling, geboren 1933 in Chemnitz, gestorben 2017 in Rüsselsheim, arbeitete zunächst als Redakteur bei Zeitungen und Zeitschriften. 1967 wurde er Cheflektor des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main und war dort von 1968 bis 1973 Sprecher der Geschäftsführung. Ab 1974 arbeitete er als freier Schriftsteller. Peter Härtling wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Hessischen Kulturpreis 2014 und dem Elisabeth-Langgässer-Preis 2015. Das gesamte literarische Werk des Autors ist lieferbar im Verlag Kiepenheuer & Witsch, zuletzt erschien sein Roman »Gedankenspieler« (2018).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.1998

Schau, wohin der Mond fällt
Willkommen in der Fremde: Eine neue Lyrik zieht ins Land

Das Individuum soll verschwunden sein, und trotzdem regt sich im totgesagten Park der lyrischen Gefühle wieder grünes Leben. Es ist gar, als solle die Artenvielfalt wiederhergestellt werden: Erlebnislyrik als Liebes-oder Reisegedicht, Naturlyrik und Ding-und Widmungsgedichte oder gar Preislieder. Ein neues Vertrauen in die Kraft der Literatur zur Sinnstiftung scheint aufzublühen, auch wenn es oft nur im Negativ oder als unscharfer Abdruck erscheint.

Franz Hodjak, der 1992 als letzter der rumänisch-deutschen Schriftsteller nach Deutschland wechselte, reflektiert sein lyrisches Subjekt in der Bewegung zwischen Osten und Westen, entziffert im Anblick von Dingen und Orten meist schmerzlich die ausbleibende Ankunft. In der Angst vor einer ungewissen Zukunft und einer vielleicht bitteren Freiheit versucht sein Ich im Gespräch mit sich selbst eine Neuorientierung in der Sprache: "Die Bedeutung zum / Beispiel, der Tür, ist irrelevant, egal / wohin sie führt. Nur dein Überraschtsein / kann ihr Sinn geben." Erinnerung ist dabei aber keine Hilfe, Orientierung zerfällt im Rückblick erst recht: "Was wäre falsch / und was richtig gewesen, / hätte ich mich / dazu geäußert?" So wird Sinn als erfüllter Augenblick bei Hodjak immer nur als Konjunktiv, Annahme oder Leerstelle faßbar.

Auch bei Steffen Jacobs verweigert Erinnerung gelegentlich ihre sinnstiftende Funktion, und hinterrücks wächst der "Scherbenberg". Aber das führt nicht zum traurigen Ernst der Gedichte Hodjaks. Im ironischen Zitat barocker Lyrik soll vielmehr der Augenblick unverdrossen je neu begonnen werden. Da wird selbst der Moment der Ausgrenzung des Subjekts salopp als Ankunft begrüßt: "Du bist erkannt, entblößt, / im falschen Rund. / Willkommen in der Fremde." Die Frage nach dem richtigen Leben ist von vornherein müßig. Jacobs spielt mit der Tradition der lyrischen Formen wie mit sozialen Rollen, sein Subjekt hat sich in deren Sinnentleerung fröhlich eingerichtet: "Es geht schon auf elf Uhr. / Da kommt, wie schön, die Müllabfuhr." Überraschend und anrührend dagegen sein fast ironiefreier Dank an die "Liebe Literatur" und die "läuternde Qual", die sie als Fortschreibung einer Identität immer noch gewährt: "An Dir schreibend, weißt Du, bin ich / ganz der Deine."

Peter Härtling hat immer wieder sein Teil zur Lyrikgeschichte der Nachkriegszeit beigetragen. Seine neuen Gedichte präsentieren sich als eine kunstvoll reduzierende Rückkehr zu älteren Formen. Erinnerung fördert bei ihm fast naturgemäß viel Bitteres, wie den Gedanken an Krieg und Tod, zutage. Dennoch scheut sich sein Subjekt nicht, die Frage nach dem erfüllten Augenblick als eine nach den Anblick des Glücks zu stellen: "Schau, / wie der Mond / in den Tag fällt. / Und wohin / die Sonne? / Wir streifen / das Glück. / Was mehr?" Auch für Härtling bilden die Stimmen der Literatur einen tragenden Grund der Identitätsbildung, und wie bei Goethe streift das Gedicht vor allem da ans Glück, wo sich das Subjekt erinnernd vom Treiben verabschiedet und sich "in die Sätze zurückzieht". Die Lyrik empfiehlt sich wieder, offensiv und ungeschützt, als die Form, in der die Probe auf die Möglichkeiten des Selbstseins gemacht werden kann. FRIEDMAR APEL

Franz Hodjak: "Ankunft Konjunktiv". Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997. 87 S., geb., 28,- DM.

Steffen Jacobs: "Geschulte Monade". Gedichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997. 103 S., br., 16,- DM.

Peter Härtling: "Horizonttheater". Neue Gedichte. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997. 89 S., geb., 32,- DM.

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