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Die Halunkenpostille machte ihn berühmt doch es gibt noch viel mehr von Graßhoff zu entdecken. Dieser Band versammelt in einer von Joachim Kersten kenntnisreich komponierten Auswahl das Beste des großen Dichters, dessen 100. Geburtstag am 9. Dezember 2013 zu feiern ist: Balladen, Moritaten, Chansons und Lieder eines begnadeten Bärbeiß , dessen Verse voller schwarzem Humor, schräger Figuren, wundersamer Wortschöpfungen und nicht zuletzt praller Lebenslust stecken. Wie konnte so einer in Vergessenheit geraten? Fritz Graßhoff hat wie kein anderer Geist und Ton des niedergekämpften…mehr

Produktbeschreibung
Die Halunkenpostille machte ihn berühmt doch es gibt noch viel mehr von Graßhoff zu entdecken. Dieser Band versammelt in einer von Joachim Kersten kenntnisreich komponierten Auswahl das Beste des großen Dichters, dessen 100. Geburtstag am 9. Dezember 2013 zu feiern ist: Balladen, Moritaten, Chansons und Lieder eines begnadeten Bärbeiß , dessen Verse voller schwarzem Humor, schräger Figuren, wundersamer Wortschöpfungen und nicht zuletzt praller Lebenslust stecken.
Wie konnte so einer in Vergessenheit geraten? Fritz Graßhoff hat wie kein anderer Geist und Ton des niedergekämpften Nazi-Deutschlands getroffen und wie kein anderer hat er das Schweigen und den Muff der 50er und 60er Jahre mit Versen aufs Korn genommen, die bis heute weder ihre Gültigkeit noch ihren hohen Unterhaltungswert eingebüßt haben. Zwar wurde seine Halunkenpostille, die 1947 zum ersten Mal erschien, ein Long- und Bestseller, doch um öffentliche Anerkennung hat sich Graßhoff nie geschert. 1913 in Quedlinburg geboren, wuchs er "zwischen Koksbergen, Bumskneipen, Schlägern und entsprechendem Damenflor" auf. Er machte Bekanntschaft mit Hausierern und Halunken, die später das Personal vieler seiner Gedichte stellten, in Versen von einer seltenen Sprachkraft, mit der Graßhoff Absonderliches ebenso wie Alltägliches besingt und dabei immer Verblüffendes erkennt. Dieser Band versammelt nun das Beste von ihm: Zeit für die Wieder- und Neuentdeckung.
Autorenporträt
Fritz Graßhoff, geboren 1913, machte eine Lehre zum Kirchenmaler und arbeitete als Journalist. Nach dem Krieg schlug er eine künstlerische Laufbahn ein, wurde Schriftsteller und Maler. Neben erfolgreichen Balladen und Schlagertexten (Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise) schrieb Graßhoff auch Lyrik und übersetzte den schwedischen Nationaldichter Carl Michael Bellman sowie Texte aus der Antike. In der Nachkriegszeit war er einer der meistrezitierten deutschen Schriftsteller, seine Halunkenpostille wurde zum wohl meistgedruckten Lyrikband. 1983 wanderte Fritz Graßhoff nach Kanada aus, wo er 1997 starb.

Joachim Kersten, geboren 1946, ist Vorstand und Justiziar der Arno Schmidt Stiftung in Bargfeld.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2013

Halunkenpostille

Schwer zu sagen, ob man den Figuren aus Fritz Graßhoffs Gedichten begegnen wollte. Figuren, die "der wüste Lolona" heißen, "Käptn Killer" oder "die stramme Hafenlili". Einerseits lassen ihre Mordtaten einen erschaudern; ekelt ihr schmuddeliges Leben den Leser an. Anderseits aber wüsste man gern mehr über diese schrägen Vögel, die dem Leben den blanken Hintern zeigen und alles auf eine gezinkte Karte setzen. Etwa über Kitty: "Kitty was a Gangsterbraut, / on a Schmugglerboot. / Auch danach trug sie den Colt / under petticoat", kauderwelscht Graßhoff und erzählt, wie die schießwütige Dame des Nachts einen alten Bekannten überfällt. Der bittet sie, statt ihn ihren Kumpanen zu erschießen und gemeinsam durchzubrennen. "Kitty, Kitty, muß das sein? / Steck doch die Kanone ein!" Dann fällt ein Schuss. Ist es der Beginn einer Ganovenromanze oder bloß ein weiterer Mord?

Kittys Story konnte man bereits in der "Halunkenpostille" lesen, die Graßhoff - der dieses Jahr hundert Jahre alt geworden wäre - 1947 schlagartig bekannt gemacht hat und bis Ende der Achtziger immer wieder überarbeitet und neu aufgelegt wurde. In dem nun im Arche Verlag erschienenen Band "Flaschenpost mit Weltgeist" steht Kitty neben Gedichten aus den anderen, nur wenig beachteten Werken des Malers und Dichters, der ein Leben lang im Schatten des Literaturbetriebs stand und heute nahezu vergessen ist. Die dreizehn Kapitel, in denen der Herausgeber Joachim Kersten die Gedichte sortiert, haben zum Teil sprechende Namen wie "Balladen von See" oder "Barackenverse 1945/46", die Zuordnung aber ist nicht immer nachvollziehbar. Auch die Auswahl bleibt rätselhaft: zu viel Banales für ein Best-of, zu viel Ähnliches, um den ganzen Graßhoff zu zeigen. Seine Schlagertexte fehlen ebenso wie seine Catull-Übertragungen.

Und doch lohnt sich das Stöbern. Etwa für "Das Lorbeerblatt", in dem ein Landstreicher sich von einem Müllermeister durchfüttern lässt, aber nicht im Traum dran denkt, die angebotene Arbeit anzunehmen: "In der Suppe fand ich ein Lorbeerblatt. / Nun denke ich an eine Stadt / im Süden." Das ist Eichendorffs Taugenichts in nur wenigen Versen. (Fritz Graßhoff: "Flaschenpost mit Weltgeist". Gedichte in 13 Kapiteln. Arche Verlag, Zürich 2013. 384 S., geb., 22,95 [Euro].)

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