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"Sich dem Leben verschreiben" - das ist das poetische Selbstbekenntnis einer der bedeutendsten Lyrikerinnen Österreichs, die über ihre Gedichte urteilt: "Ich kann keine Botschaft hinterlassen, nur ein Zeugnis."Ihre Gedichte sprechen von den Gefahren des Unterwegsseins, ihr Grundakkord: Einsamkeit. In der Gewissheit des Todes erhält sich ihre Hermeneutik des Leidens und Liebens die bestürzende Offenheit: "Sich in die Hingabe bergen, ins große Wagnis der Liebe."

Produktbeschreibung
"Sich dem Leben verschreiben" - das ist das poetische Selbstbekenntnis einer der bedeutendsten Lyrikerinnen Österreichs, die über ihre Gedichte urteilt: "Ich kann keine Botschaft hinterlassen, nur ein Zeugnis."Ihre Gedichte sprechen von den Gefahren des Unterwegsseins, ihr Grundakkord: Einsamkeit. In der Gewissheit des Todes erhält sich ihre Hermeneutik des Leidens und Liebens die bestürzende Offenheit: "Sich in die Hingabe bergen, ins große Wagnis der Liebe."
Autorenporträt
Christine Busta wurde am 23. April 1914 in Wien geboren. Ihre Familie war sehr arm und von 1929 an war ihre Mutter arbeitslos. Sie schrieb über ihre harte Kindheit und Jugend. 1933 belegte sie einige Semester Anglistik und auch Germanistik an der Wiener Universität. Sie brach ihr Studium wegen eines Nervenzusammenbruchs ab. 1940 heiratete sie den Musiker Carl Dimt. Sie verlor ihren Mann im zweiten Weltkrieg. Während des Krieges war sie Hilfslehrerin, danach versuchte sie sich in verschiedenen Berufen. Nach 1945 arbeitete sie als Dolmetscherin für englische Besatzungsmitglieder bei einem Hotel. Nach 1950 arbeitete sie als Bibliothekarin im Dienst der Städtischen Büchereien in Wien. Sie schrieb überwiegend Gedichte. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Trakl-Preis (1954), dem Meersburger Droste-Preis (1963), dem Großen Österreichischen Staatspreis (1969) und dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1981). Die Dichterin starb am 3. Dezember 1987 in Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.1995

In den Wind greifen
Aus dem Nachlaß der Lyrikerin Christine Busta

Auf dem Ottakringer Friedhof in Wien wurde ihr ein Ehrengrab zuteil: Christine Busta, geboren 1915, gestorben 1987. In den fünfziger und sechziger Jahren galt sie mit ihrer verhaltenen Modernität und unaufdringlichen Katholizität einer beachtlichen Lesergemeinde sogar als die neben Ingeborg Bachmann bedeutendste österreichische Lyrikerin überhaupt. Die Literaturkritik allerdings reagierte nach anfänglichem Enthusiasmus bald mit Zurückhaltung. Horst Bienek etwa fand ihre lyrischen Bilder schon 1965 in dieser Zeitung "müde" und "verbraucht" und bescheinigte der Autorin sogar "eine Neigung zur sentimentalen und frömmelnden Aussage".

Die Sammlung ihrer nachgelassenen Gedichte bietet nun die willkommene Möglichkeit zur Revision solcher schroffen Urteile. Anton Gruber hat dem Band einen Titel gegeben, der ins Zentrum ihrer Lyrik führt; denn "Atem" ist eines ihrer Schlüsselwörter. Wer atmet, lebt immer noch. Solche letzten Lebensbeweise sind es, die Busta in ihren Gedichten festhält. Sie reduziert den religiös-weltanschaulichen "Überbau" radikal. Was nach einer solchen Reduktion noch übrigbleibt, das ist es, worauf es ihr eigentlich ankommt. Bezeichnend für dieses Verfahren ist die permanent spürbare Auseinandersetzung mit dem Vokabular von Paul Celan, aber auch das "Für Hilde Domin" geschriebene Gedicht, dem der Nachlaßband seinen Titel verdankt:

"NUR EINE ROSE ALS STÜTZE"

manchmal ist es ein Grashalm, viele greifen in nichts als Wind.

Einige aber hält der Atem des Wortes in Schwebe.

Dieses Gedicht reagiert skeptisch auf den vermeintlich bescheidenen Titel des ersten Gedichtbandes von Hilde Domin, der 1959 mit viel Zustimmung, teils mit Begeisterung aufgenommen wurde: Hilde Domins Rose, so schwach sie immer sein mag, erscheint Christine Busta immer noch als zu hoch gegriffen, wenn davon die Rede sein soll, daß dem Menschen irgend etwas eine "Stütze" sein könne. Sie ist ihr als Trost zu gefällig und wohlfeil, zu symbolisch, zu bedeutend und also illusionär. Schon ein schwankender Grashalm wäre, könnte man sich auf ihn als "Stütze" verlassen, sehr viel und käme allenfalls "manchmal" als Halt in Frage; denn auf der Suche nach einem Halt im Leben greifen viele "in nichts als den Wind". Allein schon der Atem, den es braucht, um ein Wort auszusprechen, muß dem Menschen mitunter als Beweis der eigenen Existenz genügen. Von einer tröstenden "Stütze" kann hier gar nicht mehr gesprochen werden. Man kann froh sein, wenn man in der "Schwebe" gehalten wird zwischen dem Sturz in den Abgrund und der Erhebung.

Das Gedicht ist paradigmatisch für Christine Bustas Lyrik. Es enthält das Programm eine gleichsam "minimalistischen" Gedichts, das auf seine Weise stets bis zum Äußersten geht. Deshalb lohnt es sich, ihre Gedichte noch einmal nachzulesen; nicht nur im Nachlaßband. Der Verlag hat für den Herbst eine Kassette aller neun Gedichtbände von Christine Busta angekündigt. WULF SEGEBRECHT

Christine Busta: "Der Atem des Wortes". Gedichte. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Anton Gruber. Otto Müller Verlag, Salzburg und Wien 1995. 104 S., geb., 25,80 DM.

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