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Zurück zur Natur - mit der "Selbstversorger-Bibel" von Kultautor John Seymour. Jetzt wurde das erfolgreiche Standardwerk um einen ausführlichen Gartenteil erweitert! Ob Kräuter auf dem Balkon, Nutzgarten oder Selbstversorgung inklusive Tierzucht, Brunnenbohren oder Korbflechten: Das umfangreiche Praxisbuch vermittelt traditionelles Wissen und verständliche Anleitungen für eine nachhaltige Lebensweise. Liebevoll-klassische, detailgenaue Illustrationen veranschaulichen die Inhalte. John Seymours schier unerschöpflicher Wissensschatz ist wichtiger und aktueller denn je - der ideale Leitfaden für…mehr

Produktbeschreibung
Zurück zur Natur - mit der "Selbstversorger-Bibel" von Kultautor John Seymour. Jetzt wurde das erfolgreiche Standardwerk um einen ausführlichen Gartenteil erweitert! Ob Kräuter auf dem Balkon, Nutzgarten oder Selbstversorgung inklusive Tierzucht, Brunnenbohren oder Korbflechten: Das umfangreiche Praxisbuch vermittelt traditionelles Wissen und verständliche Anleitungen für eine nachhaltige Lebensweise. Liebevoll-klassische, detailgenaue Illustrationen veranschaulichen die Inhalte. John Seymours schier unerschöpflicher Wissensschatz ist wichtiger und aktueller denn je - der ideale Leitfaden für alle, die sich nach einem ganzheitlichen Leben im Einklang mit der Natur sehnen!
Autorenporträt
Seymour, John
John Seymour (1914-2004) gilt als Gründervater der Selbstversorger-Bewegung. Er wuchs in England und der Schweiz auf, studierte Agrarwissenschaft in Kent und arbeite auf englischen Bauernhöfen. Anschließend leitete er fast zehn Jahre in Afrika eine Schaf- und Rinderfarm und war Landwirtschaftsexperte für die Regierung Großbritanniens. Sein Hof in Irland war jahrelang das Mekka für seine zahlreichen Fans.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2015

Auch ein Boeuf Bourguignon war vorher beim Schlachter
Landleben light: Selbstversorgung hat heute mehr mit "strahlenden Ackerhelden" als mit wirklichen Entbehrungen zu tun

Wenn vom Selbstversorger die Rede ist, dann ist der Begriff Trend nicht weit, wobei der moderne Selbstversorger mittlerweile urban farmer heißt und urban gardening betreibt, also dem Motto grow your own folgt. Das kann beispielsweise bedeuten, dass er Kresse auf einem Wattebausch züchtet und auf seinem Fenstersims ein kleiner Tomatenstrauch steht. Zumindest die Frage, woher die Kresse und die Tomaten kommen und wie beides Erntereife erlangt hat, wäre bei dieser Version der Selbstversorgung geklärt. Aber was ist mit den Eiern im Kühlschrank? Hatten die Hühner genügend Platz, Sitzstangen zum Ruhen und Einstreu zum Scharren? Wie oft bekamen sie Antibiotika verabreicht? Und was ist mit dem Obst und Gemüse? Ist es so pestizidbelastet, dass die Gesundheit in Gefahr ist?

Der Reiz der Selbstversorgung liegt in den beruhigenden Antworten auf solche Fragen. Geerntet wird, was man gesät hat. John Seymour, Brite und Apostel der Selbstversorgung, beschrieb diese in seinem Bestseller "Das große Buch vom Leben auf dem Lande" (1974) als "Vorstoß zu einer neuen und besseren Lebensweise, einem Leben mit mehr Freude als dem überspezialisierten Kreislauf des Büros oder der Fabrik, ein Leben, das Herausforderung, tägliche Initiative, Abwechslung, gelegentlich großen Erfolg, aber auch bodenlosen Misserfolg bei der Arbeit bringt." Selbstversorgung sei kein Rückschritt zu niedrigerem Lebensstandard, es sei vielmehr ein Wetteifern um einen höheren Lebensstandard, nach guter, frischer, biologisch gewachsener Nahrung, nach gutem Leben in angenehmer Umgebung, einem gesunden Körper und Seelenruhe.

Die Seelenruhe von der Seymour spricht, stellt sich beim Blättern durch die nur minimal veränderte Neuauflage von 2010 mit ihren hübschen Illustrationen, die dem Landleben jene Idylle verleihen, nach der sich der ausgebrannte Städter sehnt, schnell ein. "Das neue Buch vom Leben auf dem Lande" ist ein Wohlfühl- und Wegträumbuch, in dem es nur so wächst und gedeiht und selbst auf einem "Ein-Morgen-Land-Anwesen" reichlich Platz für Kühe, Schweine und Hühner ist. Auch Rosenkohl, Spinat, Futterrüben, Erbsen, Kletterbohnen, Himbeeren und Sellerie können freilich problemlos angebaut werden. Bei Hugendubel in Frankfurt ist das Buch jedenfalls stapelweise vorrätig und prominent plaziert.

Nicht vorrätig ist hingegen eine ganz andere, aktuelle "Anleitung für Selbstversorger", in der es deutlicher rauher als bei Seymour zugeht und in der das Kaninchen als günstiger Fleischlieferant gepriesen wird, das idealerweise dann auf die Schlachtbank kommt, wenn es besonders niedlich in die Welt guckt. Um das Tier zu töten, setzt man das Bolzenschussgerät vor den Ohren mitten auf den Schädel, drückt es fest an und betätigt den Auslöser. Der Bolzen schnellt durch die Schädeldecke ins Gehirn, das Tier fällt um. Es ist allerdings nur betäubt, nicht tot. Als Nächstes "kommt ein beherzter Kehlschnitt, der die Halsschlagader öffnet und das Blut hinauspulsieren lässt. Das Tier stirbt erst jetzt, und der Körper blutet vollständig aus. Zum Aufhängen des Körpers benötigen Sie S-Haken, die es in passenden Größen für kleine und große Tiere gibt".

Die Zeilen stammen von dem Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben und seiner Frau Miriam. Wohlleben hat dieses Jahr nicht nur ein schönes Buch über Bäume geschrieben, das seit Monaten auf der Bestsellerliste steht, sondern gemeinsam mit seiner Frau auch ein schonungsloses für Selbstversorger: "Meine kleine Farm". Statt harmlosen Illustrationen zeigt das Buch Fotos aus dem Alltag eines Haushalts, in dem auch geschlachtet wird. Auf einem der Fotos kauert ein weißes Kaninchen, das von einer Männerhand am Nacken gepackt wird, während die andere das Bolzenschussgerät anlegt. Man muss weder Vegetarier noch Veganer sein, um bei der Vorstellung des Schlachtens ein mulmiges Gefühl zu bekommen. Wir kennen das Tier auf dem Teller als verarbeitetes Stück Fleisch, beschrieben als Wiener Schnitzel, Filetspitzen Stroganoff, Boeuf Bourguignon und so weiter.

Im Gegensatz zu den Bäumen hat es "Meine kleine Farm" nicht auf die Bestsellerliste geschafft. Dafür buchstabiert es das Selbstversorger-Leben für den manufactumaffinen Städter wohl allzu ungeschönt aus, dem der Appetit und die Landlust vergehen dürfte. Mit sinnstiftende Produktivität in frischer Luft hat die Selbstversorgung hier nichts zu tun. Die Sehnsucht des Städters aber nach dem echten, naturverbundenen, besseren Leben, vielleicht sogar mit einem Schaf und ein paar Hühnern im Garten, speist sich eher aus Hochglanzbroschüren als der Realität. Da können die Wohllebens noch so viel Salat, Gemüse und Kräuter ernten - die Fotos des Kaninchens und der Wühlmaus, deren Genick die in den Mäusegang gestellte Topcat-Falle zuverlässig gebrochen hat, prägen sich ein.

Das eigentliche Nadelöhr sei die Zeit, und das Idealziel einer hundertprozentigen Unabhängigkeit nichts anderes als Utopie, heißt es im Buch: "Denn das würde bedeuten, täglich rund zehn Stunden Arbeitszeit für jede zu versorgende Person zu investieren." Einer bezahlten Arbeit nachzugehen wäre damit unmöglich. Zwei Stunden Arbeit täglich investieren Peter und Miriam Wohlleben in die Selbstversorgung, wodurch sie auf maximal zwanzig Prozent Eigenproduktion ihrer Nahrung kommen.

Wen diese direkten Schilderungen nicht davon abhalten, vom ländlichen Glück zu träumen, der sollte zu Alice Herdan-Zuckmayers 1949 erschienenem, durchaus amüsantem Buch "Die Farm in den grünen Bergen" greifen, in dem die Vermonter Winter brutal und die Nutztiere oft krank sind. In dem wach sein arbeiten bedeutet und die Ratten Killerinstinkt haben: "Der Schaden, den die Ratten im ersten Sommer ihres Auftauchens auf unsrer Farm anrichteten, war schrecklich. Ihr erster Angriff erfolgte in Form eines Blitzkrieges, und sie erbeuteten 32 kleine Enten, 8 Kücken und 3 neugeborene Gänse." Es dauerte, bis die Zuckmayers der Rattenplage einigermaßen Herr wurden. Unglücklich waren die Exilanten trotz aller Härte und Entbehrungen dennoch nicht. Nach einigen Jahren verkauften sie die Backwoodsfarm trotzdem wieder.

Beim urban farming müssen praktischerweise weder Ratten totgeschlagen noch Tiere geschlachtet werden. Im Mittelpunkt steht der Spaß, den zum Beispiel das Unternehmen "Die Ackerhelden" garantiert: "Du möchtest wissen, wo die Dinge herkommen, die du täglich isst? Dann fang mit deinem Gemüse an und werde ein Ackerheld!" Hinter den Ackerhelden verbergen sich die Geschäftsleute Birger Brock und Tobias Paulert, die die Firma 2012 gründeten und nun deutschlandweit Bio-Gemüseäcker vermieten. Um es dem Hobbyfarmer, der keinesfalls entmutigt werden darf, so einfach wie möglich zu machen, wurde jede Acker-Parzelle mit etwa zwanzig Gemüsesorten vorbepflanzt. Ernten ohne Säen also. Nur jäten und bewässern muss man sein Gemüse selbst, sonst könnte man ja gleich entspannt Felderdbeeren pflücken gehen.

Der Mietpreis für einen vierzig Quadratmeter großen Gemüseacker beträgt für die Saison, die von Mai bis November dauert, etwa 249 Euro. Benötigt man gärtnerische Vorerfahrung? "Nein, auch absolut unerfahrene Gemüsegärtner können bei uns strahlende Ackerhelden werden." Wem das Ernten zu anstrengend ist, der kauft sich das Buch "Ackerhelden - Biogärtnern für Einsteiger", das im Januar erscheint, und malt sich das Ackerheldendasein eben aus.

MELANIE MÜHL

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