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Brasilien ist das Land des Fußballs: Es hat bis heute die meisten WM-Titel geholt, die meisten internationalen Stars hervorgebracht, und wohl nirgends auf der Welt spielt Fußball eine solche Rolle wie hier. Martin Curi, der seit zehn Jahren in Brasilien lebt, bewies bereits mit dem Standardwerk 'Football in Brazil' seine große Kompetenz zum Thema. Sein neues, reportagehaft gestaltetes Buch gibt einen umfassenden und vielschichtigen Einblick in die Kultur, die Geschichte und die Gegenwart des Fußballs in Brasilien. Seine persönlichen Erlebnisse inmitten brasilianischer Fans sowie seine…mehr

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Produktbeschreibung
Brasilien ist das Land des Fußballs: Es hat bis heute die meisten WM-Titel geholt, die meisten internationalen Stars hervorgebracht, und wohl nirgends auf der Welt spielt Fußball eine solche Rolle wie hier. Martin Curi, der seit zehn Jahren in Brasilien lebt, bewies bereits mit dem Standardwerk 'Football in Brazil' seine große Kompetenz zum Thema. Sein neues, reportagehaft gestaltetes Buch gibt einen umfassenden und vielschichtigen Einblick in die Kultur, die Geschichte und die Gegenwart des Fußballs in Brasilien. Seine persönlichen Erlebnisse inmitten brasilianischer Fans sowie seine spannenden Analysen zeichnen das lebendige Bild einer komplexen Fußballwelt.
Autorenporträt
Martin Curi, geboren 1975 in Freising/Bayern, lebt seit 2002 in Rio de Janeiro, wo er an der Bundesuniversität UFF in Niterói mit einer anthropologischen Arbeit zum Thema Fußballfans promoviert hat. Andere Schwerpunkte seiner Arbeit sind Sportgroßereignisse und die Geschichte des brasilianischen Fußballs. Er ist Mitherausgeber der wissenschaftlichen Onlinezeitschrift www.esportesociedade.com. 2009 kam ebenfalls im Verlag Die Werkstatt sein Buch 'Friedenreich - Das vergessene Fußballgenie' heraus. Weitere Bücher von ihm sind 'Football in Brazil' (Routledge, 2013) und 'Enquanto a Copa não chega' (EdUFF, 2013). Außerdem hat er in den Fußballzeitschriften '11Freunde', 'Rund", 'Stadionwelt' und 'Ballesterer' veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Fußballnation voller Zweifel

Aus der Ferne betrachtet, erscheint der brasilianische Fußball wie eine große Erfolgsgeschichte. Keine andere Nationalmannschaft ist häufiger Weltmeister geworden, kein anderes Land schickt so viele Talente in die Welt hinaus, keine andere Nation erfüllt die Sehnsucht nach hoher Fußballkunst dermaßen wie die Heimat derer, die als Ballzauberer gepriesen werden. Aus der Nähe betrachtet, weist die scheinbar glanzvolle Erfolgsstory indes viele Schattenseiten auf. Der Autor Martin Curi, der seit mehr als einer Dekade in Brasilien lebt, hat bei seinen Reisen eine Fußballnation kennengelernt, die hin- und hergerissen ist zwischen Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitskomplex. Er ist auf den allgegenwärtigen Fußball-Spruch gestoßen, dass "fünfmal eine WM gewonnen und 14-mal eine verloren wurde". Offenbar leidet Brasilien noch immer an jenem "Straßenköterkomplex", den der verstorbene Sportjournalist Nelson Rodrigues vor Jahrzehnten als Begriff geprägt hat und der die gefühlte Unterlegenheit gegenüber den Europäern bezeichnet. "Jeder Sieg birgt die Hoffnung, dass man sich jetzt endlich als Teil der Ersten Welt sehen kann, und jede Niederlage versagt die Erfüllung dieses Wunsches", schreibt Curi. Nicht auszudenken, in welche Selbstzweifel das größte Land Südamerikas gestürzt würde, sollte die Selecão bei der Heim-WM im kommenden Sommer schmachvoll scheitern.

In einem historischen Abriss beschreibt Curi, wie vor allem die Enttäuschungen bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1950 im eigenen Land, 1978 in Argentinien und 1982 in Spanien zu Identitätskrisen im Land geführt haben. Daneben untersucht der Autor all jene Kräfte, die noch heute auf den Fußball einwirken: Politik, Medien, religiöse Gemeinschaften und Hexer, fanatische Anhänger der Vereine. Am dollsten aber treiben es jene Ausbildungsbetriebe, in denen Talente "wie am Fließband" produziert und als Exportschlager in die Welt geschickt werden. Der Autor ist einer heißen Spur gefolgt und hat jenen deutschen Fußballverein ausfindig gemacht, der 2010 die meisten brasilianischen Kicker verpflichtete. Hierbei handelt es sich um keinen großen Bundesligaklub, sondern um einen fünftklassigen Verein namens "Prignitzer Kuckuck Kickers". Das einst in Pritzwalk beheimatete Team aus der Brandenburg-Liga hat sich zwar mittlerweile in alle Himmelsrichtungen zerstreut, doch Curi findet zwei ehemalige Kuckuck-Spieler beim MSV Neuruppin, die darüber erzählen, wie sie, mit falschen Versprechungen und einem Touristenvisum ausgestattet, nach Deutschland gelockt wurden.

Solche Schicksale sind schon häufiger beschrieben worden, und auch viele von Curis Reportagen und Analysen führen fort, was der englische Journalist Alex Bellos in seinem Buch "Futebol. Die brasilianische Kunst des Lebens" bereits 2002 so umfassend wie eindrucksvoll vorgemacht hat. Martin Curi verhehlt nicht, dass ihm Bellos' Buch eine "wichtige Inspiration" gewesen sei. Ihm ist eine aktuelle und lesenswerte Fortschreibung des Klassikers gelungen.

THOMAS KLEMM

Martin Curi: Brasilien: Land des Fußballs, Verlag Die Werkstatt 2013, 352 Seiten, 19,90 Euro.

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