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Dass es immer vorwärtsgeht, gehört zu den Überzeugungen der Moderne: Der Rückzug ist nicht vorgesehen. Und doch befindet sich der Westen - seit dem Ende der Kolonialreiche und dem Aufstieg Chinas - auf dem Rückzug. Aber er meidet dieses Wort. Lieber spricht man von einer "Exit-Strategie" oder von der "Globalisierung", wenn von militärischen Niederlagen oder dem Verlust der Hegemonie auf den Weltmärkten die Rede ist. Wolfgang Schivelbusch zeigt an fünf Beispielen von der Französischen Revolution bis zum Vietnamkrieg, wie der Tabubruch des Rückzugs in unterschiedlichen Situationen gerechtfertigt…mehr

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Produktbeschreibung
Dass es immer vorwärtsgeht, gehört zu den Überzeugungen der Moderne: Der Rückzug ist nicht vorgesehen. Und doch befindet sich der Westen - seit dem Ende der Kolonialreiche und dem Aufstieg Chinas - auf dem Rückzug. Aber er meidet dieses Wort. Lieber spricht man von einer "Exit-Strategie" oder von der "Globalisierung", wenn von militärischen Niederlagen oder dem Verlust der Hegemonie auf den Weltmärkten die Rede ist. Wolfgang Schivelbusch zeigt an fünf Beispielen von der Französischen Revolution bis zum Vietnamkrieg, wie der Tabubruch des Rückzugs in unterschiedlichen Situationen gerechtfertigt wurde - und entdeckt verstörende Parallelen zu unserer Gegenwart.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Wolfgang Schivelbusch, geboren 1941 in Berlin, Historiker, Literaturwissenschaftler und Publizist, lebt nach vielen Jahren in New York wieder in Berlin. 2013 erhielt er den Lessing-Preis der Stadt Hamburg. Bei Hanser erschienen zuletzt: Vor dem Vorhang. Das geistige Berlin 1945-1948 (1995), Entfernte Verwandtschaft. Faschismus, Nationalismus und New Deal. 1933-1939 (2005) und Das verzehrende Leben der Dinge. Versuch über die Konsumtion (2015).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2019

Sieger wie Verlierer haben ihre Legenden

Sehr locker gestrickt und mit etwas zu simplen Erklärungen: Wolfgang Schivelbusch sinniert in einem Essay über militärische und politische Rückzüge.

Von Jürgen Osterhammel

Der Rückzug ist eine Kunst, die auch Angriffslustige beherrschen sollten. Fortschritt geht mit Rückschlägen einher. Zu ihnen bekennt man sich selten, denn der moralische Verdacht des Scheiterns liegt nie fern. Auch Konservative wollen so gut wie nie das Rad der Geschichte zurückdrehen. Über dem Rückzug liegt daher, wie Wolfgang Schivelbusch sagt, ein Tabu. Der Westen leidet seit dem neunzehnten Jahrhundert an einer "Rückzugsphobie". Da der Rückzug einen solch schlechten Ruf genießt und sich möglichst im Verborgenen abspielen soll, wird er zu wenig zum öffentlich verhandelten Thema gemacht.

Zumal seit die Militärstrategie im Angriff das bevorzugte Mittel der Zielerreichung sieht, spielt der Rückzug, also das Korrigieren von Fehlern, auch in zivilen Klugheitsregeln nur eine marginale Rolle. Die rationale Bewältigung von Fehlschlägen tritt zurück hinter einem ungeordneten Geschehenlassen. Rückzüge passieren, oft chaotisch. Sie werden nicht taktisch gestaltet, da an ihnen das Stigma des Versagens, der Flucht und des Kontrollverlusts haftet.

Das ist ungefähr die Rahmenthese dieses kurzen Buches, das auf eine etwas formlose Weise - erstaunlich bei einem sonst so gekonnt disponierenden Autor - quellennahe historische Analyse, eher aufgelockertes essayistisches Argumentieren und allerknappste Skizze verbindet. Militärgeschichte beherrscht die Darstellung, wo doch Schivelbusch gewiss auch Wichtiges zu Vermeidung und Rückzug in der Politik zu sagen hätte. Im Hintergrund lauert eine geschichtsphilosophische These, die bestenfalls angedeutet wird: Die Weltgeschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs könne als "Großer Rückzug des Westens" gelesen werden; diese langwierige Abdankung sei mit dem Abzug der letzten amerikanischen Truppen aus Vietnam im Jahr 1975 zu Ende gegangen. Das ist in solcher Allgemeinheit nicht besonders originell. Leider nimmt sich das Buch wenig Zeit für eine gründliche Analyse der Dekolonisation und des Vietnam-Kriegs; nach einem hastigen Finale bricht es geradezu ab. "Es waren nicht der Vietcong und nicht Nordvietnam, die Amerika in die Knie zwangen, sondern die amerikanische Autosuggestion, es mit der manichäischen Weltbedrohung des Kommunismus zu tun zu haben." Eine solche kollektivpsychologische Generalerklärung vereinfacht die Dinge denn doch zu sehr.

Auch die letzten Seiten über den "amerikanischen Asien-Komplex" behandeln ein riesiges Thema ohne die nötige Nuancierung. Die Vereinigten Staaten waren vor dem Zweiten Weltkrieg viel weniger in Asien präsent, als Schivelbusch glaubt, und haben sich seither keineswegs zurückgezogen. Ob China tatsächlich heute "die amerikanische Industrie vernichtet"? Man wird sehen. Und dass sich der Westen, sprich: die Vereinigten Staaten, in der Gegenwart aus gescheiterten Unternehmungen "unspektakulär, leise, fast unsichtbar" zurückzieht und dadurch seine weltgeschichtliche Schwäche zu erkennen gibt, ist eine reizvolle Beobachtung, die aber einer ausführlicheren und überzeugenderen Untermauerung bedürfte, als man sie hier lesen kann.

Das kurze Buch ist so locker gestrickt, dass sich ohne Verständnisverlust einzelne Abschnitte herausgreifen lassen. Anfangs werden auf einigen dichten Seiten, ausgehend teils vom Verhalten Hektors und Achills in der "Ilias", teils von Elias Canettis Begriff der "Fluchtmasse" aus seinem Werk "Masse und Macht", grundsätzliche Überlegungen zur Psychologie und Handlungslogik des Flüchtens angestellt. Achills hyperaggressiver "Blutrausch", das Gegenteil jedes Rückzugs, taucht wieder auf, als die Französische Revolution auch die Kriegführung revolutioniert und Lazare Carnot, der Erfinder der patriotisch beflügelten Volkserhebung, eine Parole ausgibt, die in den europäischen Waffengängen seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges undenkbar gewesen war: "Den Feind bis zum letzten Mann ausrotten!"

Was Schivelbusch über die Verbindung von Enthusiasmus und massenhafter Disziplin schreibt, die in den 1790er Jahren in Europa zu einer neuen Form des Krieges führte, gehört zu den Glanzpunkten des Buches. Er zeigt, was es bedeutete, wenn Generäle, die das "Kriegshandwerk" im Ancien Régime gelernt hatten, mit den Anforderung einer neuartigen Kriegführung konfrontiert wurden. Napoleon überbrückt auch hier die Zeiten. Bonapartes erfolgreiche frühe Kriegszüge nach der spektakulären Flucht aus Ägypten, als er dort 1799 seine eigene Armee im Stich ließ, verbinden noch im Stil des älteren Militärwesens Offensive und taktischen Rückzug in flexibler Kombination.

Wieso dann aber 1812 das Scheitern in Russland und nach dem Brand Moskaus der qualvolle, nur selten von rational kalkuliertem Kampfgeschehen unterbrochene Rückmarsch der zusehends schrumpfenden Grande Armée? Hier kommt Schivelbusch im Napoleon-Jubiläumsjahr auch nicht weiter als andere Interpreten. Er reduziert Napoleons Motivation allzu schlicht auf ein chronisches Verwundbarkeitsgefühl des Usurpators in einer Welt "legitimer" Monarchen. Die Könige und Kaiser Europas hatten sich am Vorabend der Invasion Russlands durchaus mit ihrem Parvenü-Kollegen abgefunden. Auch passt das russische Fiasko schlecht in eine langfristige Geschichte des militärischen Rückzugs, die Schivelbusch nach einem vielversprechenden Anfang in den Revolutionsjahren dann doch nicht entwickelt. Napoleons Abenteuer im Osten blieb einzigartig. Bis zu Hitlers "Unternehmen Barbarossa" von 1941 hat es Ähnliches nicht wieder gegeben.

Wenn das Buch sich dem Ersten Weltkrieg zuwendet und am Fall des britischen Rückzugs von Dünkirchen auch kürzer den Zweiten streift, verschiebt sich das Deutungsinteresse. Nun geht es nicht länger um die militärische Logik von Kräfteverhältnissen, die zuvor im Anschluss an Clausewitz diskutiert worden war, sondern um die "Legenden" der verschiedenen Sieger und Verlierer. Mit ihnen wurden Akte der militärischen Zurücknahme je nachdem heroisiert oder bagatellisiert. Der Plural im Untertitel - "Geschichten eines Tabus" - zeigt nicht nur an, dass hier keine kontinuierliche Entwicklung dargestellt wird. Er verweist auch auf einen Wechsel der Beobachterperspektive, für den keine Gründe genannt werden. Man muss nicht unbedingt ein Freund fugenloser Narrative sein, um die Komposition dieses allzu knappen Buches sprunghaft und willkürlich zu finden.

Wolfgang Schivelbusch: "Rückzug". Geschichten eines Tabus.

Carl Hanser Verlag, München 2019. 112 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Der Rückzug als Stiefvater aller Dinge
Wolfgang Schivelbusch meint, Zurückweichen vor überlegenen Mächten sei seit dem 20. Jahrhundert unglaubwürdig
„Dieses Büchlein“, schreibt Wolfgang Schivelbusch einleitend, „stellt am militärischen Beispiel die Frage nach dem Verhältnis von westlichem Fortschritt und Rückzugserfahrung.“ Er behandelt das Moment der Offensive und Rückzüge von den europäischen Revolutionskriegen und Napoleon bis zum Vietnamkrieg. Nach seiner Literaturauswahl zu urteilen, ist sein Essay weder streng wissenschaftlich noch als Satire gedacht.
Schivelbusch beschäftigt sich unter anderem mit dem, was er „biologisch-militärische“ Gleichschaltung nennt. Damit meint er die Verinnerlichung von Exerzierübungen. Das biologische Moment komme freilich auch bei der Flucht zum Tragen. Er argumentiert, dass auf der Flucht „durchaus Einheit und Ordnung herrscht“ und zwar die „des biologischen Instinkts, der im entscheidenden Moment an die Stelle des militärischen Drills tritt“. Auf der Flucht werde „der Instinkt“ zu einem „Bindemittel“, das „immunisiert die Masse gegen die individuelle Todesfurcht“. Sardinen können das nicht bestätigen: Sie schwimmen gewohnheitsmäßig in riesigen Schwärmen, deren konzertierte ruckartige Wendungen zur Irritation von Feinden dienen. Gelingt es aber Raubfischen, eine Einheit vom Schwarm zu isolieren, wird dieses Kontingent panisch, verliert seinen Instinkt für Ordnung und wird gefressen.
Was den Menschen angeht, ist die These auch nicht überzeugend. Auf See ist der Ruf in aussichtsloser Lage: „Rette sich, wer kann.“ Wenn ein Segelschiff in Flammen stand, hat die Flucht in Schivelbuschs Sinn durchaus einheitlich stattgefunden: nach unten nämlich, ins Wasser. Im Feld, zumal wenn es sich um eine größere Bataille handelte, war das letzte reguläre Kommando akustisch schwer zu vernehmen.
Schivelbusch zitiert Elias Canetti: „Man flieht zusammen, weil es sich so besser flieht.“ Was den großen Flüchtlingszug von Guatemala in Richtung der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze anging, hat er recht: Das war freilich keine militärische Aktion; diese Leute sind zu Tausenden im Pulk marschiert, weil sie als Einzelwanderer Gefahr gelaufen wären, vergewaltigt und/oder beraubt zu werden. Im Krieg war es eher so, dass die Leute gemeinsam in eine Richtung flohen, weil von allen übrigen Seiten der Feind anrückte.
In Napoleon sieht Schivelbusch „eine neue Verkörperung“ der Errungenschaften der Französischen Revolution. Die „im Namen der Nation geschmiedete Verbindung von Enthusiasmus und Disziplin“ habe „fortan dem militärischen Rückzug seine Leichtigkeit“ (sic) genommen. Seit Beginn der Ära der Volksarmeen hingegen seien Kriege vom „Enthusiasmus“ der Bevölkerung getragen gewesen, weshalb Rückzüge abgelehnt wurden, hätten sie doch die gesamte Nation in ihrer Ehre verletzt. Früher mögen manche so gedacht haben. Der Militärhistoriker Stig Förster sagt indes, neuere Forschung habe ergeben: „Mit dem allgemeinen Enthusiasmus war es nicht so weit her, weder während der Revolution noch unter Napoleon.“ Von den 420 000 Mann Kampftruppen, mit denen Napoleon 1812 gen Russland aufbrach, seien „allenfalls die Hälfte Franzosen“ gewesen; die übrigen wurden aus anderen Ländern zwangsrekrutiert. Das Gleiche gelte für die Freiheitskriege: „Entgegen späterer Legendenbildung stand nicht etwa das ganze preußische Volk zum Befreiungskrieg auf. (...) Vielmehr beschränkte sich der Enthusiasmus für den Krieg gegen die Franzosen weitgehend auf die städtische Bevölkerung.“ Soviel zu der Annahme, Rückzüge seien mit angeblich kriegsbegeisterten Massen nicht mehr zu machen gewesen.
Schivelbusch konstatiert: „Die Rede vom geordneten Rückzug hat nach den Erfahrungen des totalen Krieges und der totalen Propaganda im 20. Jahrhundert jede Glaubwürdigkeit verloren.“ Truppen, die sich erfolgreich und also lebendig zurückgezogen haben, dürften das anders sehen. Selbst wenn Schivelbusch zwischen taktischem und strategischem Rückzug samt Eingeständnis der Unterlegenheit klar unterschieden hätte, würde das nichts ändern. NS-Deutschland, die USA in Vietnam, Irak: Auch bei Niederlagen sind die allermeisten Leute froh, wenn ein Krieg endlich vorbei ist.
Den Krieg der USA in Vietnam betrachtet Schivelbusch – auch im Hinblick auf die Furcht vor der Expansion des Kommunismus – als Ergebnis der Ausdehnung der USA bis über den Pazifik hinweg gen China, das, so der Autor, als „Mündel“ im internationalen Handel den „Schutz“ der USA verdient habe. Wie bitte? Die Präsidenten Kennedy und Johnson wären sicherlich überrascht gewesen, von diesem ihrem Ziel zu erfahren. Von großer Originalität ist auch Schivelbuschs Kommentar zur Globalisierung. Dieser Begriff sei „der Vorhang, hinter dem die simple Tatsache des Rückzugs des Westens aus der Weltherrschaft zum Verschwinden gebracht wird“. Der Begriff ermögliche ein „unspektakuläres, leises, fast taschenspielerhaftes Aufgeben solcher Ansprüche“. Nun, vielleicht handelt es sich nicht um einen Vorwand, vielleicht verlieren die USA und der Westen tatsächlich weltweit allmählich an Einfluss?
Derlei Thesen können Begriffsjongleure möglicherweise animieren. Nicht zumutbar ist aber Schivelbuschs suggestive Frage, ob Churchills Aufrufe zum Durchhalten gegen NS-Deutschland „nicht auf derselben Linie wie Hitlers spätere Endkampf-Visionen“ gelegen hätten. Hitler habe bekanntlich von 1941 an der Wehrmacht Rückzüge verboten. Churchill habe freilich das Gleiche gemacht, als er die Briten zum unbedingten Widerstand aufrief. Dazu zwei nüchterne Hinweise: Anders als Großbritannien führte das NS-Reich einen Angriffskrieg. Und anders als Hitlers Soldaten haben zwei Drittel der britischen Truppen den Zweiten Weltkrieg in der Heimat verbracht: mit Übungen und beim Warten auf Ausrüstung.
FRANZISKA AUGSTEIN
Solche Thesen können vielleicht
Begriffsjongleure animieren
Wolfgang Schivelbusch: Rückzug. Geschichten eines Tabus. Hanser Verlag, München 2019.
112 Seiten, 18 Euro
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