„Am Schattenufer“ ist der zweite Roman des nordirischen Autors Killen McNeill, der seit Mitte der 70er Jahre in seiner Wahlheimat in Franken lebt. Er studierte Germanistik in (London-)Derry und kam in seinem Auslandsjahr zum ersten Mal nach Franken. Heute noch unterrichtet er dort an einer Schule in
Scheinfeld. Das Buch ist im April 2013 im ars vivendi Verlag erschienen. In „Am Schattenufer“ kann…mehr„Am Schattenufer“ ist der zweite Roman des nordirischen Autors Killen McNeill, der seit Mitte der 70er Jahre in seiner Wahlheimat in Franken lebt. Er studierte Germanistik in (London-)Derry und kam in seinem Auslandsjahr zum ersten Mal nach Franken. Heute noch unterrichtet er dort an einer Schule in Scheinfeld. Das Buch ist im April 2013 im ars vivendi Verlag erschienen. In „Am Schattenufer“ kann man einige Parallelen zwischen dem Autor und dem Protagonisten entdecken, so zum Beispiel die Herkunft aus einer krisenreichen Gegend in Nordirland und das Germanistikstudium, das beide nach Deutschland verschlagen hat.
John Dalzell ist ein junger Nordire, der in einer wohlsituierten Familie als älterer von zwei Brüdern aufgewachsen ist. Seine Eltern führen ein eigenes Geschäft in dem er und sein Bruder Matt öfters aushelfen. Die Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten spielen Anfang der 70er dort eine wichtige Rolle. Die IRA (Irisch-Republikanische Armee) macht mit Autobomben zahlreiche protestantische Geschäfte dem Erdboden gleich. So auch das der Familie Dalzell bei dem die Freundin von Matt auf tragische Weise umkommt. Nach der Schule beginnt John ein Germanistikstudium und wird für ein Jahr als Assistant Teacher nach Deutschland geschickt, wo er an einem fränkischen Gymnasium unterrichtet.
Hier, weit entfernt von all den Problemen in seinem Heimatland, trifft er nicht nur auf gute Freunde, Toni und Herbert, ebenfalls Lehrer am hiesigen Gymnasium, sondern auch auf seine Jugendliebe aus der Heimat, Teresa, die zufällig auch in der Nähe ihr Auslandsjahr absolviert. Fernab der verhassten Konfessionskriege kommen die beiden sich allmählich näher und werden zu einem Paar – doch die Probleme holen sie auch hier ein, denn sie stammen nun mal aus unterschiedlichen Konfessionen und so sehr man das Thema auch verdrängen mag, es holt sie ein. Dennoch ziehen die beiden zusammen, auch wenn die Beziehung in der Heimat streng geheim bleiben muss. Alles scheint gut bis zu einem weiteren tragischen Unfall der alles verändert… Hat ihre Liebe denn eine Chance?
Killen McNeill entführt uns in die angespannten Konflikte in Nordirland in den 70er Jahren, doch gleichzeitig gibt er uns auch eine interessante Geschichtsstunde zum Thema, welches viel zu selten in deutschen Schulen angesprochen wird, doch selbst heute noch aktuell ist: Der Konflikt zwischen den Protestanten und den Katholiken in dem zu England gehörenden Nordirland. Doch nicht nur diese Geschichte wird in dem Roman aufgearbeitet, sondern auch die immer noch herrschende Nachkriegszeit in Deutschland. Ehemalige Nationalsozialisten leben unbehelligt unter den Einwohnern – gerade so als wäre nie etwas passiert. Auch John geht im Roman diesem Thema auf die Spur. Das Buch ist sehr real und glaubwürdig geschrieben, was mir besonders gut gefällt. So erlitt ich erst mal einen gehörigen Kulturschock als es am Anfang des Buches für John nach Deutschland ging. Wohnungen ohne fließend warmes Wasser… Plumpsklos… weder Telefon noch Fernsehen. Auch die 68er Revolution weht noch frisch durchs Land unter den Jüngeren. – Apropos, wusstet ihr, dass man zu der Zeit über 48 Stunden mit dem Zug unterwegs ist von Franken nach Nordirland? Schreck lass nach… - Dennoch haben die meisten Charaktere dieses Buches so eine sympathische Art an sich, dass man sich einfach wohl fühlen muss. Das Buch zeigt deutlich, dass der Autor weiss wovon er schreibt. Die Hintergrundinformationen sind geschickt in die Geschichte um John und Teresa eingewebt und nehmen einen großen Teil des Buches ein, sodass man hinterher wirklich schlauer ist. Auf jeden Fall empfehlenswert. Nicht umsonst wird den Bayern immer der größte Charme nachgesagt :-)