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Genau 150 Jahre, nachdem Japan und Deutschland offiziell diplomatische Beziehungen aufnahmen, zeigt der deutsch-japanische Fotograf Enno Kapitza deren inoffizielle Seite. Denn die tiefe, emotionale Ebene, die wahre Beziehungen ausmacht, entsteht aus Gefühlen, Eigenheiten und Gemeinsamkeiten. Es sind große wie kleine Momente, die man nicht mit einer Jahreszahl beziffern kann. Man muss sie sehen, fühlen, erleben. Enno Kapitza hat sie in seinem ersten Buch erlebbar gemacht.Gründe, ein Fotoprojekt über Japan und Deutschland zu veröffentlichen, gibt es heute mehr denn je: Die Katastrophe von…mehr

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Produktbeschreibung
Genau 150 Jahre, nachdem Japan und Deutschland offiziell diplomatische Beziehungen aufnahmen, zeigt der deutsch-japanische Fotograf Enno Kapitza deren inoffizielle Seite. Denn die tiefe, emotionale Ebene, die wahre Beziehungen ausmacht, entsteht aus Gefühlen, Eigenheiten und Gemeinsamkeiten. Es sind große wie kleine Momente, die man nicht mit einer Jahreszahl beziffern kann. Man muss sie sehen, fühlen, erleben. Enno Kapitza hat sie in seinem ersten Buch erlebbar gemacht.Gründe, ein Fotoprojekt über Japan und Deutschland zu veröffentlichen, gibt es heute mehr denn je: Die Katastrophe von Fukushima riss nicht nur ein Loch in das Herz Japans, sondern bewegte auch die Herzen der Deutschen zutiefst. Plötzlich wussten auch wir, dass wir trotz aller Stärke verletzlich sind. Die Welle von Hilfsbereitschaft und Anteilnahme zeigt die Tiefe jener Beziehung zwischen den beiden Ländern, die längst abseits von offiziellen Dokumenten entstanden ist: Da, wo das Herz ist.Außer dem deutschen Faible für japanisches Essen, Design oder Kultur, oder der nach Klischee klingenden japanischen Faszination für deutsche Autos, Bier und Wirtschaft, verbindet die beiden Welten doch mehr, als man denkt. All' das lässt sich kaum in Worte fassen, viel eher noch in Bilder. Gefühle erkennt man eben selten auf den ersten Blick. Deshalb sollte man einen zweiten wagen. In dieses Buch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2012

Alltägliche Überraschungen
Der deutsch-japanische Fotograf Enno Kapitza hat sein erstes Fotobuch „Wo das Herz ist“ vorgelegt
Von Evelyn Vogel
München – Es sind die Kleinigkeiten, die Zugaben, das scheinbar Überflüssige, das man so gerne und oft so schnell übersieht. Details, mit denen man selbst schon oft konfrontiert war und sie doch nicht wirklich wahrgenommen hat, die sich nicht auf der Netzhaut eingebrannt haben, obwohl man sich beim Anblick von Enno Kapitzas Fotos sofort fragt: Warum eigentlich nicht? Waren sie in weiter Erinnerung nicht doch irgendwie vorhanden?
Kapitza fotografiert Ausschnitte aus allen Bereichen des Lebens. Privates wie seine schwangere Frau, Öffentliches wie die Urbanität Münchens und Tokios. Moderne, Tradition und die vielen Facetten, die sich aus dem Aufeinandertreffen von beidem ergeben. Menschen, die sich auf Straßen, Plätzen und in Parks bewegen oder posieren. Er sucht kleine Einblicke in private Bereiche hinein und entlässt den Betrachter aus der Privatheit in die Öffentlichkeit hinaus. Meist fotografiert Kapitza dabei sehr sachlich und nüchtern, nie dramatisiert er. Ein Dokumentarist, der das Überraschende im Alltäglichen liebt.
Vielfach sind es die Ausschnitte, die die Komposition markant machen, beispielsweise die Frau in der Ginza Line oder die Badenden in der Tiroler Ache. Dann wieder erstaunt Kapitza mit diesem Blick für das detailreich-absurde Motiv wie bei dem Friseur in Harajuku, dem Schaufenster in Bad Tölz oder der Aufnahme der japanischen Ikone schlechthin – des Fuji. Er fotografiert vorwiegend in Farbe, doch einige Schwarz-Weiß-Tafeln finden sich – sehr klassisch, sehr streng zum Teil, wie das Kind am Fenster in der Yamanote Line. Einige der Arbeiten ragen formal heraus: die Automaten im Münchner Olympiabad, die blutroten Oktopusarme oder die tote, im Haus aufgebahrte Großmutter.
Liegt es vielleicht doch daran, dass einer, der sich wie der Deutsch-Japaner Kapitza zwischen zwei Welten bewegt, die Dinge anders wahrnimmt als der Betrachter, der all das schon immer vor Augen hatte? Ähnlich wie bei den literarischen Betrachtungen des in Berlin lebenden, in Moskau geborenen Wladimir Kaminer, der bei der Sicht auf die deutschen Wirklichkeit auch alltägliche Absurditäten wahrnimmt, die uns, die wir damit aufgewachsen sind, irgendwie als völlig normal erscheinen?
Natürlich gehört die Narrhalla zu Fasching und die Verkleidungen erscheinen uns völlig normal – jedenfalls zu dieser Jahreszeit. Doch was ist mit all den von Mangas und anderen Comics geprägten Menschen, die Kapitza in Japan fotografiert hat? Die beiden Cosplay-Mädchen in Tokio wirken wie aus der Zeit gefallen. Aber im Übrigen nicht weniger als das Mädchen im Festtagskleid in einem Gräfelfinger Park. Kapitza stellt in seinem Fotobuch einige der Motive einander direkt gegenüber und schafft so schöne Grenzgänge. Bei einigen funktioniert das sehr gut, bei anderen weniger, und dort wünscht man sich gelegentlich eine deutlich ordnendere Hand seitens des Verlags. Im Großen und Ganzen aber nimmt der Fotograf den Betrachter mit auf eine Reise, die ihm zwei Welten erschließt, die überraschen, mitunter aber gar nicht so verschieden sind.
Enno Kapitza ist ein Grenzgänger. Die japanische Mutter und der deutsche Vater hatten sich beim Studium in München kennengelernt. Kurz nach Kapitzas Geburt zog die Familie nach Japan, das Land seiner Kindheit, sein Mutterland. „Die Sprache, das Essen, meine japanischen Großeltern und ferneren Verwandten. Das wunderbare Gefühl, von höflichen, aufmerksamen Menschen umgeben zu sein. Bilder meiner Kindheit, wie in lächelnde Watte eingehüllt. An der Hand meiner japanischen Mutter einkaufen zu gehen.“ So erinnert er sich an seine ersten Lebensjahre.
Dann, mit fünf Jahren, der Umzug nach Deutschland: „Dort erschien mir alles zu groß. Meine deutsche Tante: zu groß. Ihr Auto, ihr Essen: zu groß, ihre Nase: zu groß! Die Liebe zu meinem Vaterland bahnte sich einen langen, mühsamen Weg durch verkochte Erbsen mit Karotten, einschüchternde Menschen und neue Worte wie ,Idiot‘.“ Mit acht Jahren erneut ein Umzug: zurück in das Land seiner Kindheit. Ein Heranwachsender – lost in transition? Auf jeden Fall „eine mühselige Suche nach Identität und Heimat“, wie der heute 42-Jährige, der mit seiner Familie in Gräfelfing lebt, erklärt.
Der vorliegende Fotoband „Wo das Herz ist“ ist Kapitzas erstes eigenes Fotobuch. Er arbeitet seit Jahren vorrangig für Magazine und die Industrie. Er hat Lastzüge in den unwirklichen Regionen des türkischen Berglandes zur Wirkung gebracht, Sportler wie die deutsche Nationalmannschaft und Musiker wie Die Toten Hosen begleitet oder Manager für ihre Unternehmenswerbung in Szene gesetzt. Und er hat die unterschiedlichsten Menschen porträtiert, immer wieder. Seine Aufnahmen zeigen eine markante Handschrift und mehrfach wurde Kapitza, der in München Fotografie studiert hat, ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden unter anderem in München, Berlin und Korea ausgestellt. Und doch hat sich Kapitza mit freien Projekten lange zurückgehalten. Warum? „Kleinere, freie Projekte gab es schon immer. Aber dieses Buch ist ein langjähriges Vorhaben, das ich immer im Hinterkopf hatte.“ In den vergangenen zwei bis drei Jahren sei es nun konkreter geworden. Und das deutsch-japanische Jubiläum im vergangenen Jahr, 150 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern, war sicherlich nicht der schlechteste Zeitpunkt, ein solches Projekt zu realisieren.
Die vielen Reisen zwischen den Welten, die Suche nach Identität, die zahlreichen Aufnahmen – all das ist bei Kapitza verschmolzen zu der Erkenntnis, dass seine beiden Heimatländer, Japan und Deutschland, gar nicht so verschieden sind, wie es auf den ersten Blick scheint. „Im Rückblick ist es eine emotionale Komprimierung dessen, was ich für beide Länder empfinde.“
Enno Kapitza: „Wo das Herz ist“, Fotografien aus Japan und Deutschland 1990-2010, Iudicium Verlag, München 2011.
In Deutschland:
die Tante, ihr Auto, ihr Essen,
alles ist zu groß.
Zwei Heimatländer,
die am Ende gar nicht
so verschieden sind.
Ta-taaa! Ta-Taaa!Ta-Taaaaaa! – Im Fasching fallen Menschen in eigenartiger Kleidung sogar am Münchner Marienplatz kaum auf. In Tokio, wo besonders Jugendliche sich gerne inszenieren, sieht man Kostümierte rund ums Jahr. Fotos: Enno Kapitza
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