Nicht lieferbar
Tom Haller - Nuggets
Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.
  • Gebundenes Buch

Der Schweizer Fotograf Tom Haller hat sich einen Namen als Porträt- und Reportagefotograf gemacht. Seit 1990 hat er auf Reisen durch die USA auch ein umfangreiches Werk an Landschaftsbildern geschaffen, die uns seinen Blick auf das Gesicht Amerikas zeigen. Aus der Perspektive des Reisenden schaut Haller in die Prärie, auf Berge und in den Himmel, auf Strassen, Wohnhäuser und Motels, Sportarenen, Shops und auf im Niemandsland vergessene Autowracks. Seine Aufnahmen bilden die Verheissung dieser Landschaften und die Grenzen der durch sie angeregten Träume ab.Die sorgfältig ausgewählten Bilder in…mehr

Produktbeschreibung
Der Schweizer Fotograf Tom Haller hat sich einen Namen als Porträt- und Reportagefotograf gemacht. Seit 1990 hat er auf Reisen durch die USA auch ein umfangreiches Werk an Landschaftsbildern geschaffen, die uns seinen Blick auf das Gesicht Amerikas zeigen. Aus der Perspektive des Reisenden schaut Haller in die Prärie, auf Berge und in den Himmel, auf Strassen, Wohnhäuser und Motels, Sportarenen, Shops und auf im Niemandsland vergessene Autowracks. Seine Aufnahmen bilden die Verheissung dieser Landschaften und die Grenzen der durch sie angeregten Träume ab.Die sorgfältig ausgewählten Bilder in diesem Buch - gewissermassen fotografische Nuggets - erzählen von Aufbruch und Wunsch, von Verfall und Melancholie und damit vom Zustand des Staates und der Stimmung seiner Bewohner. Ausgehend von Tom Hallers Fotografien reflektiert der bekannte Journalist Christian Seiler, auch er ein weit gereister Amerikakenner, die Intentionen des Fotografen, aber auch die Gestimmtheit des Landes.
Autorenporträt
Tom Haller, geboren 1964, lebt und arbeitet seit 1994 von Zürich aus als freischaffender Fotograf mit Schwerpunkt Porträt und Reportage.Christian Seiler, geboren 1961, lebt und arbeitet in Wien als selbstständiger Autor und Herausgeber. Als Kolumnist schreibt er u.a. für Das Magazin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2019

Kein Ende des Regenbogens

Der Schweizer Fotograf Tom Haller erlag im Hinterland Amerikas der Tristesse verlassener Orte und erzählt nun mit seinen Bildern wie in einem Roadmovie von der Suche nach dem Glück.

Von Freddy Langer

Manchmal sagt ein Wort so viel wie tausend Bilder. Großzügig gerechnet. Dann können einzelne Begriffe wirken wie die reduzierteste Form konkreter Poesie. Man muss sie laut aussprechen, um die Wirkung zu spüren. Um zu erleben, wie sich eine ganze Bilderflut aus den Wörtern ergießt. Oder sie in Großbuchstaben vor sich sehen. In Riesenbuchstaben am besten. Irgendwohin in die Landschaft gestellt: gleichermaßen als Vokabel wie als Skulptur.

Tom Haller ist solchen Wörtern im Hinterland Amerikas ein ums andere Mal begegnet und hat sie fotografiert. Sie sind Botschaften, oft sogar Verheißungen, oder sie sind es zumindest einmal gewesen: Diesel, Liquor und Motel, Denny's, Nugget und Family Dollar, 24 Hours, General Store und Now Showing. Stets schimmert hinter diesen Lettern ein Versprechen auf. Dort allerdings, wo Buchstaben fehlen und nun "Genral Store" steht oder "Now Shoing", wird nur allzu deutlich, wie leicht Versprechen gebrochen werden können.

Amerika begreift sich als Land der Verheißung, ein Glaube, der nicht zuletzt auf der immensen Größe fußt. Land gibt es im Überfluss. Keine Idee scheitert am Platz. Und doch kann der endlose Raum auch eine Bürde werden. Wegen einer neuen Idee nur wenige Blocks entfernt kann ein bisher belebter Stadtteil zum Ruinenfeld zerbröseln. Und einer neuen Umgehungsstraße wegen zerfallen ganze Städte. Ausgeträumt, schimmert nun eine ganz andere Vokabel durch die Fassaden verlassener Gebäude hindurch.

Tom Hallers Fotos bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen Vision und Scheitern. Leere Häuser, leere Straßen, leere Landstriche. Nur auf einem einzigen Bild sieht man überhaupt Menschen - eingehüllt jedoch von einer Staubwolke, als ziehe sich das Land sein eigenes Leichentuch über. Nein, Grund zu Optimismus verbreiten diese Bilder nicht. Doch sind sie getränkt von jener anheimelnden Melancholie, die in der amerikanischen Kunst eine lange Tradition und im Roadmovie ihren vollkommenen Ausdruck gefunden hat. Es ist die Tristesse einer modernen Romantik, die verzaubern will, was den Ansprüchen der Wirklichkeit nicht standgehalten hat. Wie Szenen eines Märchens, in dem am Ende auf zauberhafte Weise Gärten wieder erblühen und neues Leben in alte Häuser einzieht. Man muss nur warten können. Oder lange genug nach dem richtigen Ort suchen. Irgendwo liegen die Goldbrocken und wollen nur aufgehoben werden.

"Nuggets" von Tom Haller. Scheidegger & Spiess, Zürich 2019. 112 Seiten, 55 Farbfotografien. Gebunden, 48 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr