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Ist es seelenlose Mechanik? Ist es eine Kunst? Ist es etwas ganz Anderes, Neues? Walter Benjamins Kleine Geschichte der Photographie (1931) war einer der frühesten Versuche zum Verständnis der immer noch jungen Technik und weist zugleich voraus auf seine berühmte Abhandlung Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935). Was Benjamin nicht ahnen konnte und mit dem Wort »Knipsen« streift: Seither hat sich die Welt der Bilder radikal verändert. Durch Digitalisierung steigerte sich die Zahl der Fotos ins Unzählbare, die Bedeutung jedes einzelnen Bildes dagegen ist fast…mehr

Produktbeschreibung
Ist es seelenlose Mechanik? Ist es eine Kunst? Ist es etwas ganz Anderes, Neues? Walter Benjamins Kleine Geschichte der Photographie (1931) war einer der frühesten Versuche zum Verständnis der immer noch jungen Technik und weist zugleich voraus auf seine berühmte Abhandlung Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935). Was Benjamin nicht ahnen konnte und mit dem Wort »Knipsen« streift: Seither hat sich die Welt der Bilder radikal verändert. Durch Digitalisierung steigerte sich die Zahl der Fotos ins Unzählbare, die Bedeutung jedes einzelnen Bildes dagegen ist fast verschwunden. Was bleibt von Benjamins Theorie? Liest man heute seinen Text von Neuem und mit dem Blick auf alle hier wieder reproduzierten Abbildungen der Originalausgabe, so gibt er verblüffend aktuelle Anstöße. Vor allem aber entdecken wir ganz anders die Kraft jener frühen Bilder: von August Sanders Porträts bis Germaine Krulls Pariser Passagen. Ist ihnen inzwischen nicht auch die »Aura« zugewachsen, die sie laut Benjamin zerstörten? Und stellt sich nicht die Frage nach Fotografie und Malerei auf einmal neu? In seinem ebenfalls bebilderten Essay stellt der Benjamin-Kenner Wolfgang Matz Benjamins Text kritisch in den Kontext seiner Zeit und zeigt, wo produktiv anzuknüpfen ist angesichts der unfassbaren Sintflut an unaufhörlich hergestellten und vernichteten Bildern. Mit Abbildungen von Gustave Caillebotte, Étienne Carjat, Louis Daguerre, David Octavius Hill, Germaine Krull, Charles Marville, Isolde Ohlbaum, August Sander, Michael Wesely »Nicht der Schrift-, sondern der Photographieunkundige wird der Analphabet der Zukunft sein.« Walter Benjamin
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2023

Verflogene Magie

Wenn man heute, fast einhundert Jahre nach seinem Erscheinen, Walter Benjamins Essay "Kleine Geschichte der Photographie" zur Hand nimmt, kommt man nicht umhin, die Distanz zu betonen, die unsere Welt von der dort dargestellten trennt. Doch das war bereits der Ansatz Benjamins, der 1931 auf die Frühgeschichte des neuen Mediums zurückschaute, um zu verstehen, was seinen anfänglichen Zauber und die eigentümliche Magie ausmachte. Viele seiner berühmten Begriffe, wie etwa die "Aura", haben ihre historische Sollbruchstelle in der Frühzeit der Fotografie, in der die Welt eine andere wurde. Benjamin wie auch Wolfgang Matz, der dem kanonischen Text einen Essay gleicher Länge zur Seite stellt, schauen jedoch mit dem einen Auge auf die Gegenwart, wenn sie mit dem anderen in die Vergangenheit blicken. Benjamin interessiert sich für die Fotografie des neunzehnten Jahrhunderts, um die Konsequenzen der technischen Reproduzierbarkeit für die Gegenwart auszuloten, Matz wiederum für Benjamin, um die Fotografie im Zeitalter ihrer digitalen Manipulierbarkeit besser zu verstehen. Und beide beobachten Zeitenwenden. Stendhal und Baudelaire unterscheidet so nicht nur, dass von Ersterem keine Porträtfotografie existiert, während die Aufnahmen des anderen zu Ikonen wurden, sondern auch ihr Schreiben verläuft diesseits und jenseits der historischen Schwelle zwischen dem gemalten und dem fotografierten Paris. Mit einem Mal kommt es dank der Fotografie zu einem "Auftauchen der Wirklichkeit aus der Nacht des Unsichtbaren" - und die Welt wird eine andere. Wenn die Fotografie "zutiefst das Verständnis von dem, was die Welt ausmacht", verändert hat, so gilt es zu verstehen, wo Zäsuren verlaufen und was sie bewirken. Und wenn die fotografische Magie eines Realitätsversprechens verschwindet, so wird die Welt wieder eine andere. Das - und vieles andere - versteht man, wenn man dieses kleine Büchlein studiert. BERND STIEGLER

Walter Benjamin: "Kleine Geschichte der Photographie". Mit einem Essay von Wolfgang Matz.

Alexander Verlag, Berlin 2022. 118 S., Abb., br., 18,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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