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Keine andere Einzelperson hat im zweiten Weltkrieg mehr alliierten Soldaten das Leben gerettet als Hugh O'Flaherty. Ingsesamt bewahrte er mehr als 6.500 Menschen aus 25 Nationen vor Verhaftung, Folter und Tod. Der irische Monsignore baute während der deutschen Besatzung Roms von 1943 bis 1944 eine Fluchtorganisation auf. Bald war er dem SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler verhasst. Zwischen O'Flaherty und dem Gestapo-Leiter begann eine mörderische Jagd. Doch trotz O'Flahertys geheimer Verstecke, diverser Verkleidungen und spektakulärer Fluchten in letzter Minute ist es keine…mehr

Produktbeschreibung
Keine andere Einzelperson hat im zweiten Weltkrieg mehr alliierten Soldaten das Leben gerettet als Hugh O'Flaherty. Ingsesamt bewahrte er mehr als 6.500 Menschen aus 25 Nationen vor Verhaftung, Folter und Tod. Der irische Monsignore baute während der deutschen Besatzung Roms von 1943 bis 1944 eine Fluchtorganisation auf. Bald war er dem SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler verhasst. Zwischen O'Flaherty und dem Gestapo-Leiter begann eine mörderische Jagd. Doch trotz O'Flahertys geheimer Verstecke, diverser Verkleidungen und spektakulärer Fluchten in letzter Minute ist es keine Don-Camillo-und-Peppone-Geschichte, die uns Arne Molfenter und Rüdiger Strempel hier erzählen - für Tausende ging es ums nackte Überleben.
Autorenporträt
Arne Molfenter, geboren in Leonberg, hat die deutsche Journalistenschule besucht und in München, Berlin und Mailand Politik und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er war Redakteur, Reporter und Korrespondent, u. a. für den BBC World Service, die ARD und DIE ZEIT, und arbeitet jetzt für die Vereinten Nationen in Brüssel und Bonn. Gemeinsam mit Rüdiger Strempel veröffentlichte er 2014 die Biografie ¿Über die weiße Linie¿ bei DuMont.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2015

Ein Priester als Menschenretter
Als in Rom die SS wütete

Vor einiger Zeit erwähnte ein 82-jähriger Altbischof, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Rom studiert hat, er habe damals von vielen Personen gehört, die sich für die Befreiung von zahlreichen Gefangenen und alliierten Soldaten eingesetzt hätten. Unter diesen Mutigen war auch der irische Priester Hugh O'Flaherty (1898-1963). Die Journalisten Arne Molfenter und Rüdiger Strempel erzählen sein Leben spannend und detailliert nach. Die lebendigen Dialoge zwischen den Figuren lassen sich anhand der benutzten Quellen belegen.

Die "weiße Linie" war die Trennung zwischen dem unabhängigen Vatikanstaat und der Stadt Rom, 1943/44 von deutschen Besatzern streng kontrolliert. Hinter dieser Linie befand sich das Lebenswerk von O'Flaherty. "Die Zahl der in Rom Zuflucht suchenden alliierten Soldaten nahm gegen Ende des Jahres 1943 rapide zu. Im Sommer des Jahres befanden sich etwa 80 000 alliierte Kriegsgefangene und italienische Antifaschisten in Lagern und Lazaretten in ganz Italien. Nach der Kapitulation Italiens desertierten vielfach die italienischen Bewacher und überließen diese bunte Schar ihrem Schicksal. Etwa 50 000 alliierte Kriegsgefangene erlangten so eine höchst gefährdete und zugleich gefährliche Freiheit. Ebenso wie viele ihrer ehemaligen Bewacher, irrten sie auf der Flucht vor den deutschen und faschistischen Häschern durchs Land." O'Flaherty wollte ihnen helfen, riskierte viel. Er wusste, "jeden Zivilisten, der im besetzten Italien geflohenen Juden oder alliierten Soldaten half, erwartete ohne Ausnahme die Todesstrafe". Für viele war das Ziel ihrer Flucht die italienische Hauptstadt, wo sie hofften, untertauchen zu können oder im Vatikan Schutz zu finden.

O'Flaherty fand den richtigen Gesprächspartner und Gehilfen im britischen Gesandten beim Heiligen Stuhl, Sir Francis Osborne, und in dessen Butler, John May, "ein begnadeter Netzwerker". "O'Flaherty kannte fast jeden in Rom. Und die, die er nicht kannte, kannte offenbar John May." Graf Sarsfield Salazar von der Schweizerischen Botschaft in Rom, war der Dritte im "Rat der Drei". Die Gruppe wurde von anderen mit großen finanziellen Summen unterstützt. Es entwickelte sich eine Fluchtorganisation, die sich um das Schicksal der geflohenen Soldaten in Rom kümmerte, unabhängig von jeder politischen Auffassung, Rasse oder Religion. Insgesamt rettete O'Flaherty mehr als 6500 Menschen aus 25 Nationen vor Verhaftung, Folter und Tod. Er versteckte die Soldaten sowohl im Vatikan als auch in römischen Privathäusern. Bald schloss sich Major Sam Derry, ein britischer Offizier, dem "Rat der Drei" an. Die Organisation wurde nun "Römische Fluchtlinie" genannt. Der Sohn von Sam Derry sagte später: O'Flaherty sei "der beeindruckendste Mensch" gewesen, den er je getroffen habe. Bald begann die Jagd des SS-Obersturmbannführers Herbert Kappler auf den irischen Priester. Innerhalb weniger Monate versuchte der Gestapo-Chef drei Mal, seinen Widersacher O'Flaherty in die Falle zu locken. Diese Schilderungen gehören zum spannendsten Teil des Buches. Nach dem Krieg verteidigte sich O'Flaherty, als er beschuldigt wurde, Leuten von "der anderen Seite" geholfen zu haben. Seine Begründung war "ebenso einfach wie eindrücklich": In jedem Menschen ist ein Funke Gottes. So besuchte er im römischen Gefängnis Forte Boccea seinen früheren Gegner Herbert Kappler, der ihn so gerne verhaftet und gefoltert hätte. 1959 taufte er ihn und nahm ihn in die katholische Kirche auf.

Ferner behandeln die Autoren das Drama der Fosse Ardeatine. "Auch 5 der italienischen Helfer O'Flahertys fanden in den Ardeatinischen Höhlen den Tod." Schade, dass wir deren Namen nicht erfahren, sonst hätte man weiter forschen können, ob Pater Pankratius Pfeiffer, Generaloberer der Salvatorianer, sich auch für deren Befreiung eingesetzt hat. O'Flaherty und Pfeiffer waren in derselben Stadt an verschiedenen Fronten karitativ und diplomatisch tätig. Sie haben sich geschätzt, wie die Eintragung von O'Flaherty im Kondolenzbuch nach Pfeiffers tödlichem Unfall im Jahr 1945 vermuten lässt. Die letzten Kapitel des Buches ("Schrank der Schande" und "Ein Symbol verschwindet") beschreiben das Schicksal von Herbert Kappler im Gefängnis in Gaeta (Italien) und die Versuche der Bundesregierung, ihn endlich frei zu bekommen. Aber die oberste italienische Militärstaatsanwaltschaft war jedes Mal dagegen. Kappler floh am 15. August 1977 aus dem Gefängnis in Rom. Parallelen zum Fall Erich Priebke sind mit den Händen zu greifen. Priebke starb 2013 in Rom.

Es wäre sinnvoller gewesen, in der Schlussbetrachtung über O'Flaherty einige pauschale und inkorrekte Urteile über Erich Priebke, Rolf Hochhuth und Pius XII. wegzulassen. Insgesamt ist das Buch "Über die weiße Linie" aber sehr zu empfehlen.

PETER VAN MEIJL.

Arne Molfenter/Rüdiger Strempel: Über die weiße Linie. Wie ein Priester über 6000 Menschen vor der Gestapo rettete. DuMont Buchverlag, Köln 2014. 272 S., 19,99 [Euro].

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