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Vielfältig sind die Krisenzeichen unserer Zeit. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet, die politischen Strukturen erodieren und die wirtschaftlichen Verhältnisse überzeugen nicht mehr. Von einer Tendenzwende wird angesichts der Neuerungen, Enttäuschungen, Unbestimmtheiten, Führungsverluste, Konflikte durch zunehmende globale Vernetzungen und der scheinbar abnehmenden politischen Gestaltungskraft gesprochen.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 war die Globalisierung mit großer Hoffnung auf weltweite Wohlstandsmehrung und politische Modernisierung durchgestartet. Heute wirkt sie
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Produktbeschreibung
Vielfältig sind die Krisenzeichen unserer Zeit. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet, die politischen Strukturen erodieren und die wirtschaftlichen Verhältnisse überzeugen nicht mehr. Von einer Tendenzwende wird angesichts der Neuerungen, Enttäuschungen, Unbestimmtheiten, Führungsverluste, Konflikte durch zunehmende globale Vernetzungen und der scheinbar abnehmenden politischen Gestaltungskraft gesprochen.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 war die Globalisierung mit großer Hoffnung auf weltweite Wohlstandsmehrung und politische Modernisierung durchgestartet. Heute wirkt sie erschöpft: die Anzahl dynamischer Volkswirtschaften stagniert, viele Entwicklungsländer bleiben zurück und Industrieländer erleben eine Renaissance des Protektionismus. Das Buch analysiert dies aus historischer Perspektive anhand der verschiedenen Dimensionen internationaler Verflechtung und entwickelt Bedingungen für eine inklusive Globalisierung in der Zukunft.


Bei diesem Produkt handelt es sich um ein Bundle, bestehend aus einem Buch und einem digitalen Mehrwert.
Deshalb wird dieses Produkt auf der Rechnung mit 19% MwSt ausgewiesen.
Autorenporträt
Prof. Dr. Michael Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Matthias Diermeier und Dr. Henry Goecke sind Referenten im Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2019

Unser
Fin de Siècle
Michael Hüthers lesenswertes
Buch über die Globalisierung
„Wie kann etwas, von dem unsere Politiker und viele Ökonomen behaupten, es stelle alle besser, so verabscheut werden?“ Diesen Satz des Ökonomen und Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz stellt Michael Hüther an den Beginn seines Buches über die „erschöpfte“ Globalisierung. Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, stellt mit seiner Analyse – Mitautoren sind die IW-Forscher Matthias Diermeier und Henry Goecke – den gegenwärtigen Krisenzustand der Welt in einen großen historischen Zusammenhang. Das unterscheidet „Die erschöpfte Globalisierung“ wohltuend von anderen vergleichbaren Büchern. Hüther und seine IW-Kollegen versuchen, der Frage von Stiglitz auf den Grund zu gehen: Warum wird der Hass auf die Globalisierung immer stärker, wo doch die ökonomischen Vorteile der vertieften internationalen Arbeitsteilung außer Frage stehen.
Die Antwort lautet: Die Globalisierung hat eine dunkle Seite, ein nicht eingehaltenes Versprechen, und das ist ihre mangelnde Inklusivität, die „Vernachlässigung oder gar Ignoranz gegenüber den Verlierern der Globalisierung“. Vielleicht wichtiger noch ist die „westliche Inkonsistenz in der Würdigung der eigenen Wertebasis“. Als Beispiel nennen die Autoren Unternehmer, die sich freuen, dass man in autoritären Regimen so schnell eine Genehmigung bekommt, dabei aber vergessen, dass Demokratie eben Zeit braucht. Und für den wirtschaftlichen Erfolg drückt man bei den Menschenrechten schon mal ein Auge zu.
Parallelen gibt es zur ersten großen Globalisierungswelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hüther und seine Kollegen lassen sie 1870 beginnen und am 7. Mai 1915 enden, als ein U-Boot der kaiserlichen Marine das britische Passagierschiff MS Lusitania torpedierte und damit den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg vorbereitete. Die Globalisierung brachte ungeheure Fortschritte für die meisten Menschen in Europa und Nordamerika, aber auch sie hatte Verlierer. Vor allem hatte sie eine dunkle Seite, und das war der europäische Kolonialismus. Wie sehr der in Konflikt mit den eigenen Werten stand, ist offenkundig.
Lange ehe die Globalisierung im Krieg unterging, verbreitete sich in Europa eine Fin-de-Siècle-Stimmung, als, wie es im Buch heißt, eine größere Anzahl von Gesellschaften „nachdenklich bis zur depressiven Selbstaufgabe“ wurde. Bei den Eliten sei eine „zuvor nicht gekannte Erwartungsoffenheit“ entstanden, die „zur Verunsicherung führte und die Gegenwart als Gang über dünnes Eis erscheinen ließ“.
Überdruss, Weltschmerz und Endzeitstimmung, die „Bereitschaft zur depressiven Selbstaufgabe“ diagnostizieren Hüther und seine Co-Autoren auch für die Gegenwart. Auslöser unserer Fin-de-Siècle-Stimmung war die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009, die als „gesellschaftliche Katastrophe und Überdehnung der politischen Möglichkeiten“ gedeutet wurde. Dazu kommt die ökonomische Seite: „Es scheint so, als sei das Potenzial der zweiten Globalisierung erschöpft“, schreiben die Autoren. Sie begründen ihre These mit der Beobachtung, dass die Zahl der Länder mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent sinkt. Und schließlich die Geopolitik, der Aufstieg der Volksrepublik China als Globalisierungsgewinner, der aber die Werte nicht teilt, die hinter der vom Westen dominierten „transatlantischen Globalisierung“ stehen.
Als Quintessenz denken die Autoren darüber nach, wie eine „dritte Globalisierung“ aussehen könnte, eine wirtschaftliche Integration, die nun wirklich inklusiv ist. Sie müsste unter anderem den Kapitalfluss in die Entwicklungsländer erleichtern, die Zivilgesellschaft miteinbeziehen und das Verhältnis von Nationalstaaten und multilateralen Regeln neu definieren. Entscheidend für den Erfolg dieser Globalisierung wäre zum Beispiel der Aufbau einer kapitalgedeckten Altersversorgung in den armen Ländern Afrikas, damit diese einen eigenen Kapitalmarkt aufbauen können.
Ein sehr lesenswertes, wenn auch nicht unbedingt leicht lesbares Buch zur richtigen Zeit.
NIKOLAUS PIPER
Die Lehman-Pleite löste 2008 einen weltweiten Kurssturz aus.
Foto: AFP
Michael Hüther,
Matthias Diermeier, Henry Goecke:
Die erschöpfte Globalisierung. Zwischen transatlantischer Orientierung und chinesischem Weg.
Springer, Berlin 2018.
423 Seiten, 19,99 Euro.
E-Book: 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Detmar Doering hält das Buch von Michael Hüther, Matthias Diermeier und Henry Goecke für eine Pflichtlektüre für alle Globalisierungsbefürworter aus dem liberalen Lager. Die Unvoreingenommenheit der Problemanalyse in Sachen Globalisierungserschöpfung gehört für ihn zu den Stärken des Bandes. Eher schwach und abstrakt dagegen findet er die Lösungsvorschläge der Autoren im Kampf gegen Protektionismus und Nationalismus. Wie es zu diesen Phänomenen kommen konnte, erläutern die Autoren ihm derart, dass Doering eine düstere und vor allem nachhaltige Zeitenwende erkennt, in deren Folge etwa China Autoritarismus und wirtschaftlichen Erfolg verbinden kann und der Globalisierung die bindende Vision verlorengeht.

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