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Rembrandt schuf über 80 Selbstdarstellungen in Form von Gemälden, Radierungen und Zeichnungen - mehr als jeder andere Künstler vor ihm. Das Selbstporträt war ihm vor allem stilistisches Experiment. Ob als verschmitzter junger Mann, in der Pose des Soldaten oder Orientalen, im biblischen oder mythologischen Gewand, mal als Melancholiker an der Staffelei, dann wieder als Bürger im Sonntagsstaat - jeder expressive Pinselstrich, jeder verschleierte Gesichtszug diente der Charakterisierung einer jeweils anderen Facette seiner Person.
Durch die präzise Erfassung von Stimmungen, Mimik, und teils
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Produktbeschreibung
Rembrandt schuf über 80 Selbstdarstellungen in Form von Gemälden, Radierungen und Zeichnungen - mehr als jeder andere Künstler vor ihm. Das Selbstporträt war ihm vor allem stilistisches Experiment. Ob als verschmitzter junger Mann, in der Pose des Soldaten oder Orientalen, im biblischen oder mythologischen Gewand, mal als Melancholiker an der Staffelei, dann wieder als Bürger im Sonntagsstaat - jeder expressive Pinselstrich, jeder verschleierte Gesichtszug diente der Charakterisierung einer jeweils anderen Facette seiner Person.

Durch die präzise Erfassung von Stimmungen, Mimik, und teils flüchtigen Momenten revolutionierte Rembrandt die Kunst des Selbstporträts. Nicht der repräsentative Idealtypus stand primär im Mittelpunkt, sondern die genaue Beobachtung eines Künstlers, der selbst sein häufigstes Modell war.

Neben ihrer stilistischen Vielfalt und dem Gespür für das Menschliche bestechen die Werke durch große Experimentierfreude: die feinen, mit grober Rohrfeder in die feuchte Patina geritzten Locken, die subtil Licht reflektieren. Oder die radierten Bildnisse als virtuose Fingerübungen in der Darstellung des eigenen Mienenspiels.

Anlässlich des 350. Todestages des Künstlers präsentiert dieser Band sämtliche Selbstporträts - von den ersten Werken im Alter von 22 bis zum letzten Bildnis, das kurz vor seinem Tod entstand.
Autorenporträt
Marieke de Winkel studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität von Amsterdam sowie Kostümgeschichte am Courtauld Institute in London. Von 1993 bis 2003 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Rembrandt Research Project. Sie promovierte 2003 an der Universität Amsterdam über das Kostüm im Werk Rembrandts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.12.2019

Hand aufs Herz
Drei opulente Bände zeigen Rembrandts Werke, abgebildet im Klein- und Großformat
Rembrandts 350. Todesjahr neigt sich dem Ende zu, und nach all den Ausstellungen und Würdigungen scheint er aktueller denn je. Wie er sich ins Leben warf, es inszenierte, nicht um abzulenken, sondern um den Seelenlagen, den Wünschen und Nöten der Menschen in der Verfremdung und Verkleidung besonders nah zu kommen – das wirkt aus heutiger Sicht geradezu zwingend, wie ein Gegengift zu einer Selbst- und Fremdinszenierung, die lieber das angeblich fehlerfreie Ich behauptet.
Das ist besonders deshalb bemerkenswert, weil Rembrandt ja am Beginn einer Entwicklung hin zu einem immer globaler werdenden Handel wirkte, in einer Zeit also, als der bürgerlichen Repräsentation auch schon eine Schlüsselstellung im Spiel um Macht und Einfluss zukam. Rembrandt aber überhöhte seine Protagonisten nicht, er zeigte das merkwürdig Ehrpusselige der Amsterdamer Kaufleute genauso wie ihre Trinklust und ihre Knollennasen (und seine eigene sowieso).
Nie geht es ihm um Beschönigung und Verfestigung eines Status quo, immer aber um gesellschaftliche und ästhetische Dynamiken. Die Männer seiner berühmten „Nachtwache“ stehen nicht stramm, sie agieren als bunter Haufen, der eine putzt sein Gewehr, der andere trommelt drauf los, sogar Kinder turnen zwischen den Kämpfern herum. Bei Rembrandt sind es gerade die Vielfalt und das leicht Anarchische einer auf keinen König fixierten Gemeinschaft, was ihre Kraft ausmacht. Der Stolz des aufstrebenden Bürgertums ist sein Zusammenhalt. Auch das ist erstaunlich aus heutiger Perspektive: Gemeinsinn, ökonomischer Erfolg und künstlerische Brillanz haben einander im Amsterdam des 17. Jahrhunderts offenbar nicht ausgeschlossen, sondern beflügelt.
Rembrandt auszustellen, ist eine Sache, ihn zu reproduzieren eine andere. Insbesondere die Malerei lässt sich kaum zwischen Buchdeckeln bändigen, zu opak, zu uneben ist der Farbauftrag gerade des Spätwerks, das nicht überwältigen will, sondern die Betrachter durch aufeinander gehäufte Fleisch- und Erdtöne anrühren möchte. Das nahezu Haptische und dadurch Emotionale dieser Malerei lässt sich in Gänze nur vor dem Original erfahren.
Der Taschenverlag hat in einer großen Werkausgabe nun trotzdem eine bilderreiche Publikation gewagt – und gelungen ist ein Überblick über Rembrandts Kunst, der in erstaunlich guter Druckqualität einmal quer durch sein Lebenswerk führt. Dabei vermitteln sich im Abdruck sogar pastose Spätwerke wie „Isaak und Rebekka“, das Bild einer heimlichen Liebe, die sich durch kleine, zärtliche Gesten verrät.
Die Katalogeinträge und der Lauftext im Gemäldeband bieten einen faktenreichen Einstieg in Rembrandts Malerei (wenn man sich auch, dem Anspruch eines Werkverzeichnisses folgend, manchmal noch mehr Ausführungen zum Forschungsstand und zu den verschiedenen Deutungen wünschen würde). Wunderbar ist der dicke Band zu den Papierarbeiten, in dem sich durch all seine Bildideen blättern lässt, Rembrandt war ein begnadeter Zeichner und Radierer. Das Buch zeigt einzelne Stücke in ihrer (oft winzigen) Originalgröße wie im Zoom, was das Studium erleichtert. Manch ein Blatt findet sich im handlicheren Selbstporträtband wieder, darunter die Zeichnung des Jünglings, der seine Lockenpracht nach dem Aufstehen nicht gebändigt bekommt. Etwas skeptisch schaut er in die Welt. Diesen Blick Rembrandts brauchen wir noch heute.
KIA VAHLAND
Volker Manuth, Marieke de Winkel, Rudie van Leeuwen (Hg.): Rembrandt. Sämtliche Gemälde. Taschen Verlag, Köln 2019. 743 Seiten, 150 Euro.
Volker Manuth, Marieke de Winkel (Hg.): Rembrandt. Die Selbstporträts. Taschen Verlag, Köln 2019. 176 Seiten, 50 Euro.
Peter Schatborn, Erik Hinterding (Hg.): Rembrandt. Sämtliche Zeichnungen und Radierungen. Taschen Verlag, Köln 2019. 756 Seiten, 150 Euro.
Rembrandts Porträt eines Paares als Isaak und Rebekka („Die Judenbraut“) entstand um 1665 (links), sein gezeichnetes Selbstporträt um 1629 (rechts).
Fotos: Rijksmuseum Amsterdam / Gemäldeband Taschenverlag S. 458, Zeichnungsband Taschenverlag S.409
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"Eine fulminante verlegerische Tat... Der Verlag hat offenbar weder Kosten noch Mühen gescheut... Wie er sich selbst sah, führt die Veröffentlichung des TASCHEN-Verlags prachtvoll vor Augen." Frankfurter Rundschau