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Skandal im mittelalterlichen LeipzigLeipzig, Anfang des 16. Jahrhunderts: Obwohl ein Fluch auf ihm liegt, heiratet die Henkerstochter Priska den Stadtarzt Adam. Eigentlich müsste sie glücklich sein, doch sie weiß genau, dass Adam sie niemals lieben wird.Priska flüchtet sich in die Arbeit als Gehilfin ihres Mannes, schnell geht ihr der Ruf als Wunderheilerin voraus. Besonders beliebt ist sie bei den Frauen. Sie hilft ihnen, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Doch damit gewinnt sie nicht nur Freunde. Besonders ihre Zwillingsschwester Regina neidet Priska das Leben an Adams Seite ...

Produktbeschreibung
Skandal im mittelalterlichen LeipzigLeipzig, Anfang des 16. Jahrhunderts: Obwohl ein Fluch auf ihm liegt, heiratet die Henkerstochter Priska den Stadtarzt Adam. Eigentlich müsste sie glücklich sein, doch sie weiß genau, dass Adam sie niemals lieben wird.Priska flüchtet sich in die Arbeit als Gehilfin ihres Mannes, schnell geht ihr der Ruf als Wunderheilerin voraus. Besonders beliebt ist sie bei den Frauen. Sie hilft ihnen, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Doch damit gewinnt sie nicht nur Freunde. Besonders ihre Zwillingsschwester Regina neidet Priska das Leben an Adams Seite ...
Autorenporträt
Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Sie lebt und arbeitet in Nordhessen und schreibt seit Langem erfolgreich historische Romane.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.2006

Tochter des Henkers
Die Frankfurter Autorin Ines Thorn schließt mit der "Wunderheilerin" ihre Mittelalter-Trilogie ab

Endlich: ein starker Schluß. Ines Thorn atmet auf. Jedesmal hat ihr die Coda ihrer Romane zu schaffen gemacht. Diesmal hat sie es gepackt: Sie läßt ihre Heldin nicht nur ins Glück reiten, sondern hat dieses Glück sogar seitenlang vorbereitet. Der heilkundigen Ziehtochter der Silberschmiedin Eva ist es auch wirklich zu gönnen: Erst konnte Priska mit ihrem Mann, dem Leipziger Stadtarzt, nicht glücklich werden, dann hat ihre neidische Schwester Regina den schwulen Adam bei der Obrigkeit angeschwärzt, was im späten Mittelalter tödliche Folgen haben konnte, und schließlich bricht die Reformation über die Leipziger herein und spaltet das Gemeinwesen. Aber da gilt Priska schon vielen als Wunderheilerin: vor allem den Frauen im Hurenhaus, aber auch den anderen verfemten Vorstädtern, zu denen sie als Tochter des Henkers einst selbst gehörte.

Der Roman über "Die Wunderheilerin" erscheint Anfang September im Rowohlt Verlag. Mit ihm schließt Ines Thorn eine Trilogie ab, die im Frankfurt des Jahres 1462 beginnt und in Zuckelhausen in der Nähe von Leipzig um 1520 endet. Sie erzählt von drei Frauen aufeinanderfolgender Generationen, die an der Bruchstelle zwischen Mittelalter und Neuzeit um ihre Identität kämpfen. Denn: "Historische Romane schreibe ich nicht", beharrt die Autorin. "Die Identität der Figuren steht bei mir immer im Zentrum." Das war schon bei der 2005 bei Rowohlt erschienenen "Pelzhändlerin" so, die sich als Waschfrau unter dem Namen der verstorbenen Sibylla in die Frankfurter Kürschner-Zunft eingeschlichen hatte und Karriere auf Kosten der Liebe machte. Ihre Tochter Eva suchte dafür in der Liebe ihren Lebensinhalt: Ist die Silberschmiedin deshalb eine schwache Frau?

"Viele Leserinnen haben es mir übelgenommen, daß Eva sich ihrem Mann unterworfen hat", sagt Ines Thorn. Dem Erfolg ihres Buches hat es nicht geschadet. Von der "Silberschmiedin", die ebenfalls bei Rowohlt in diesem Jahr herauskam, sind inzwischen 50 000 Exemplare verkauft, von der "Pelzhändlerin" 70 000. Bestseller sind sie beide, und ihre Verfasserin kann nach zehn Jahren Praxis endlich vom Schreiben auch leben. Sie weiß, daß sie damit zu den Privilegierten gehört, die sich das "Schreiben als Existenzform" leisten können. Dafür muß sie im Jahr etwa 600 Seiten produzieren, anderthalb Bücher also vom Umfang ihrer Mittelalter-Romane. Aber sie schreibt schnell, etwa zehn Seiten täglich, weil sie ihren Text beim Einkaufen oder beim Bügeln im Kopf präpariert. Zwischendurch stöbert sie in historischen Kochbüchern oder anderen Dokumenten.

Romane vor historischer Kulisse sind aufwendig zu recherchieren. Das hat Ines Thorn gemerkt, als sie ihren ersten Mittelalter-Roman verfaßte: die Lebensgeschichte Matthias Grünewalds. Eigentlich kannte sie sich schon aus, denn ihr erster Mann, ein Maler, hatte Grünewald-Bände gehortet. Dennoch hat sie ein ganzes Jahr gebraucht, bis sie alle historischen Fakten beisammen hatte. Und dann wurde "Der Maler Gottes" (Droemer 2000) ein Flop. Sie kann es sich leisten, das zuzugeben, denn der Rowohlt Verlag war offenbar anderer Meinung. Er hat erkannt, daß es der Autorin gelingt, den Leser zu fesseln. Wen kümmert es schon, ob die Pest ein Jahr früher oder später ins Land kam? Ines Thorn kennt die starken Seiten ihrer Texte ebenso wie die schwachen und die historischen Patzer.

Wie man einen Spannungsbogen baut, hat sie bei ihren Lieblingsautoren gelernt: bei Christa Wolf und Sigrid Damm, bei Tom Wolfe und Philippe Claudel. An einem Seminar für kreatives Schreiben hat sie nie teilgenommen. Es ging um eine Wette mit einem Arzt, die sie aus Trotz gewinnen wollte. "Warum könnt ihr Ossis keine gescheiten Lokalkrimis schreiben", wollte der Mediziner von der gebürtigen Leipzigerin wissen, die Mitte der Neunziger im Frankfurter Marienkrankenhaus als Bibliothekarin arbeitete. Dem wollte sie es zeigen. Also begann sie zu schreiben. Seit ihrer Kindheit wußte sie ja: Nur wer rote Haare hat wie die Mutter und Bücher schreibt wie der Vater und Großvater, ist erwachsen. Der Lokalkrimi ging zwar schief, aber dafür erschien im Jahr 2000 ihr erstes Buch bei Heyne: "Die Spiegeltänzerin".

Ein Roman über die Problematik der Identität. Wer 1964 in Leipzig geboren wurde und 28 Jahre lang von der DDR geprägt wurde, muß im Westen auch erst zu einer Identität finden. Ines Thorn folgte ihrem zweiten Mann Jochen Scheider, einem Journalisten mit Werbeagentur, im Jahr 1992 nach Frankfurt. Als ausgebildete Buchhändlerin hatte sie vorher in einem Leipziger Verlag und in einem Sozialistischen Werbekombinat gearbeitet, bevor sie nach der Wende als Texterin in der Agentur ihres Mannes unterkam. Von der Montagsdemo in Leipzig bis zum Bornheimer Markt war es ein weiter Weg. "Mindestens ein halbes Jahr mußte ich Vokabeln lernen, weil im Westen eine andere Sprache gesprochen wurde", erinnert sie sich. Außerdem kam ihre sächsische Ironie bei den Frankfurtern nicht so gut an.

An der Goethe-Universität hat sie noch Germanistik und Slawistik studiert. Aber dann fand sie am Schreiben mehr Spaß. Schreibend hat sie sich ihrer sächsischen Herkunft bis ins ausgehende Mittelalter vergewissert, schreibend geht sie nun der Tradition ihrer neuen Nachbarn auf den Grund. Im Auftrag des "Weltbild"-Verlags recherchiert Ines Thorn bereits für eine fünfbändige Frankfurter Familiensaga, die gut vier Jahrhunderte, vom Jahr 1500 bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges, umfassen soll. Der erste Band schließt also etwa an die Zeit an, in der "Die Wunderheilerin" endet und reicht bis 1580. Im nächsten Frühjahr erfahren die Leser, warum der Schmalkaldische Krieg für die Lutherischen verlorenging und welche Rolle die präpotente "Leibesmitte" eines hessischen Landgrafen dabei spielte.

CLAUDIA SCHÜLKE

Ines Thorn liest am 7. September um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Dreieich, am 8. September um 20 Uhr in der Frankfurter Buchhandlung Schutt und am 28.September um 20 Uhr in der Frankfurter Andreasgemeinde aus ihrem neuen Roman.

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