Nina Frost hat als erfolgreiche Staatsanwältin schon etliche Fälle des Kindesmissbrauchs verhandelt. Als sie jedoch herausfindet, dass ihr eigenes Kind, der 5jährige Nathaniel sexuell missbraucht worden ist, befindet sie sich plötzlich nicht mehr auf der Seite der Anklägerin, sondern wird vom
anfänglichen Opfer selbst zum Täter, als sie den vermeintlichen Kinderschänder bei der ersten Verhandlung…mehrNina Frost hat als erfolgreiche Staatsanwältin schon etliche Fälle des Kindesmissbrauchs verhandelt. Als sie jedoch herausfindet, dass ihr eigenes Kind, der 5jährige Nathaniel sexuell missbraucht worden ist, befindet sie sich plötzlich nicht mehr auf der Seite der Anklägerin, sondern wird vom anfänglichen Opfer selbst zum Täter, als sie den vermeintlichen Kinderschänder bei der ersten Verhandlung erschießt…
Die Grundidee der Geschichte birgt großes Potential, welches Jodie Picoult jedoch leider nicht genutzt hat. Stellenweise ist das Geschehen unrealistisch bis unlogisch, was zum Großteil an der schlecht herausgearbeiteten Hauptfigur liegt, die sich einfach nicht entscheiden kann, ob sie kaltherzige Karrierefrau oder liebevolle Mutter sein möchte. Mit deutlicher Tendenz zum erstgenannten ist sie einerseits völlig abgebrüht, andererseits sind ihre Reaktionen teilweise absolut nicht nachvollziehbar. Völlig berechnend erschießt sie den Angeklagten mitten im Gerichtssaal, ohne die Ergebnisse der DNA-Analyse abzuwarten, die eine mögliche Schuld überhaupt erst beweisen würden.
Auf diesem künstlichen Konstrukt baut die restliche Geschichte auf, denn der Mord an dem Mann ist für Nina und ihre Familie natürlich nicht ohne Folgen. Obwohl Nina ihren Sohn durch ihr Handeln vor einem belastenden Prozess schützen wollte, denkt sie nicht daran, dass er nun nicht nur den Missbrauch verarbeiten, sondern auch damit leben muss, dass seine Mutter zur Mörderin geworden ist. Und als ob das nicht schon alles heikel genug wäre, dichtet die Autorin ihrer Protagonistin noch eine völlig unnötige Affäre an.
Damit Nathaniel, die eigentliche Hauptperson, nicht völlig in Vergessenheit gerät, lässt Jodie Picoult ihn stellenweise selbst zu Wort kommen - leider in einer viel zu erwachsenen, für ein Kind unangemessen Sprache.
Größtes Manko ist aber das Ende, welches nur im amerikanischen Rechtssystem möglich ist und den deutschen Leser kopfschüttelnd zurücklässt.
Positiv zu erwähnen sind hingegen der überaus flüssige und fesselnde Schreibstil der Autorin und ihre sehr anschauliche Sprache, so dass zu hoffen ist, dass ihre weiteren Romane überzeugender sind.