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»Wie geht Selbstermächtigung? Lady Bitch Ray macht's vor.« Dr. Svenja Flaßpöhler
Reyhan Sahin - besser bekannt als Lady Bitch Ray - verkörpert eine ebenso einzigartige wie aufregende Position im feministischen Diskurs: Als promovierte Linguistin, provokante Rapperin und alevitische Muslimin spricht sie über weibliche Sexualität, den Islam und Antirassismus wie keine andere.
Denn sie kennt sich mit Diskriminierung aus: als Frau im wissenschaftlichen Universitätsbetrieb, als türkisch-muslimische Alevitin, als Rapperin in der männlich dominierten Hip Hop-Szene. Sie steht für einen neuen
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Produktbeschreibung
»Wie geht Selbstermächtigung? Lady Bitch Ray macht's vor.«
Dr. Svenja Flaßpöhler

Reyhan Sahin - besser bekannt als Lady Bitch Ray - verkörpert eine ebenso einzigartige wie aufregende Position im feministischen Diskurs: Als promovierte Linguistin, provokante Rapperin und alevitische Muslimin spricht sie über weibliche Sexualität, den Islam und Antirassismus wie keine andere.

Denn sie kennt sich mit Diskriminierung aus: als Frau im wissenschaftlichen Universitätsbetrieb, als türkisch-muslimische Alevitin, als Rapperin in der männlich dominierten Hip Hop-Szene. Sie steht für einen neuen Feminismus, der sich der eindimensionalen Fixierung auf die weiße westliche Frau entgegenstellt und sich für Selbstermächtigung und Entscheidungsfreiheit für alle Menschen einsetzt. In einer Sprache, in der sich Ghettoslang und wissenschaftliche Analyse unverschämt nahekommen, zeigt sie, wo in Sachen Gleichberechtigung die großen Diskrepanzen liegen. Lady Bitch Ray engagiert sich für Frauensolidarität, bricht mit Sex-Tabus und macht deutlich, dass sich Kopftuch, Modebewusstsein und Feminismus keineswegs ausschließen.

»Durch mein früh ausgeprägtes Selbstbewusstsein und meine Stärke tat ich automatisch emanzipierte und feministische Dinge, indem ich mich wehrte und selbstbestimmt meinen eigenen Weg ging. Ich kam sozusagen über die Praxis zum Feminismus, nicht über die Theorie. Die las ich mir viel später an. Ich musste mich sozusagen aus Betroffenheit emanzipieren.«
Autorenporträt
Reyhan Sahin aka Dr. Bitch Ray, geboren in Bremen, ist Sprach-, Migrations-, Islam- und Rassismusforscherin, politische Aktivistin, Bildungsreferentin, Rapperin, Performance-Künstlerin, Schauspielerin, Modemacherin und Autorin. Einem breiten Publikum ist sie als Rapperin Lady Bitch Ray bekannt. Nach ihrem Magisterabschluss verfasste sie die erste empirische Studie zum Bedeutungsgehalt des muslimischen Kopftuchs in Deutschland, die mit dem Deutschen Studienpreis ausgezeichnet wurde. Anschließend führte sie ihr Postdoc-Forschungsprojekt zu (Selbst)darstellungen von Religiosität und muslimisches Leben in Deutschland durch. Derzeit forscht sie zu den Themenbereichen Neue Rechte, Populismus, Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus, Islam und Gender. Artikel von ihr erscheinen u. a. in der Zeit, taz und der Süddeutschen Zeitung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2019

Überall lauert das Patriarchat

"Skandalrapperin" trifft auf Wissenschaftswelt: Reyhan Sahin, bekannt als Lady Bitch Ray, und ihr neues Buch "Yalla, Feminismus"

Von außen betrachtet, wirkt es, und wann betrachtet man schon mal nicht von außen, als habe sich Reyhan Sahin immer zielsicher zwischen alle Stühle gesetzt. Aufgewachsen in einem streng alevitischen Elternhaus, rappte sie so freizügig über das Sexleben ihrer Rap-Figur Lady Bitch Ray, dass alle sie hassten: Muslime und besorgte Eltern wegen ihrer Obszönitäten; und Rap-Fans, weil: Frau. Nachdem sie in einem erinnerungswürdigen Fernsehmoment 2008 dem Moderator Oliver Pocher einen Tiegel vorbeigebracht hatte, in dem sich, wie sie behauptete, vaginales Sekret befand, promovierte sie zur "Bedeutung des muslimischen Kopftuchs in Deutschland" und stellte fest, dass auch Wissenschaftler eine sogenannte Skandal-Rapperin nicht mit offenen Armen empfangen (oder bloß, um ihr mit den freien Händen an den Hintern zu fassen; sie hat da einiges zu erzählen).

"Yalla, Feminismus" ist Sahins zweites Buch nach "Bitchism"; darin hatte sie ihren Rap als feministisches Projekt erklärt, mit dem sie sich Begriffe wie "Bitch" angeeignet und eine stolze weibliche Sexualität etabliert habe. Im neuen Buch widmet sie Rap nur ein Kapitel, sie habe keine Lust mehr, die Sex-Rapperin zu sein, "die schlau geworden ist & jetzt Bücher schreibt", schrieb sie auf Twitter.

Über ihr Promotionsthema Kopftuch gelangt Sahin zum Thema Diskriminierungen in der Wissenschaft, was sich auch an ihrer Sprache zeigt. Auf den "Sexpussytivismus" in der "Deutschrap-Mikropenis-Landschaft" folgen Sätze wie: "Meine Erfahrungen und Einblicke bezüglich den hier behandelten Bereichen Hip-Hop, Islam, Verhüllung der Frau, der deutsche Hochschulbetrieb und Feminismus machen deutlich, dass alle genannten Bereiche von erhärteten patriarchalischen Dominanzkulturen geprägt sind, deren Frauen und queere Personen benachteiligende Tabus durchbrochen und durch rassismuskritische, queerfeministische Konzepte ersetzt werden sollten."

Das arabische Wort Yalla hat eine Doppeldeutigkeit: Es kann "los geht's" heißen oder "hau ab". Das beschreibt gut Sahins Verhältnis zum Feminismus. Von Alice Schwarzer und den Feministinnen der Zweiten Welle hält sie wenig, weil sie Migrantinnen übersehen hätten. Jetzt versuchten sie, Frauen vom Kopftuch zu befreien - ohne zu fragen, ob die von etwas befreit werden wollten, das viele freiwillig und manche sogar als Modeaccessoire tragen würden. Zugleich möchte Sahin mehr Feminismus, im Rap und im Islam, in der Wissenschaft - und allgemein in der Gesellschaft, einen anderen, inklusiveren Feminismus.

Was sollte man dagegen haben. Wenn "Yalla, Feminismus" einen bald etwas ermüdet, dann eher, weil die Autorin noch mal erklärt, was man langsam verstanden haben sollte. Ja, Thilo Sarrazin hat kein so sympathisches Menschenbild, und nein, Bushido auch nicht. Aber vor allem nervt, dass Lady Bitch Ray, nach eigenen Angaben Queen of Selbstbestimmung, anderen die Selbstbestimmtheit abspricht. Dozenten mit Migrationshintergrund? "Tokens für Vorzeigezwecke". Rapperinnen wie Juju und Nura, bis vor kurzem als Duo SXTN? Haben mit sexistischen Rappern gearbeitet und auf einem männergeführten Label veröffentlicht, was "als Entsolidarisierung mit feministischen Akteur*innen, aber auch als Befürwortung patriarchalischer Strukturen des Rap-Games gewertet werden" könnte. Ja, könnte es. Oder halt nicht. Genau hier, wo "Yalla, Feminismus" interessant werden könnte - denn was ist eigentlich eine feministische Musikerin? Eine, die sich so nennt? Und wenn Kommerzkalkül dahintersteckt? Braucht gute Musik ein Programm, oder erdrückt es sie eher? -, schreibt Sahin nur: "So ist immer auch ein Augenmerk auf die Frage zu werfen, inwieweit viele solcher Popfeminismen in Wahrheit vom Musikpatriarchat künstlich geschaffene Konzeptionen sind." Und da kann man wieder nur zustimmen.

Florentin Schumacher

Reyhan Sahin: "Yalla, Feminismus". Tropen, 224 Seiten, 20 Euro

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»[...] lustig, brodelnd und klug für einen differenzierten Feminismus.« Christiane Lutz, Süddeutsche Zeitung, 26.11.2019 Christiane Lutz Süddeutsche Zeitung 20191126