"... und überhaupt ist alles viel viel schneller geworden", so faßt eine Wissenschaftlerin aus St. Petersburg den Wandel im Alltags- und Arbeitsleben zusammen. Wer sich den neuen Anforderungen nicht fügt und seine Lebensführung rationalisiert, dem droht der soziale Absturz, könnte man annehmen. Doch dagegen werden alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert: Familie, Freunde und Bekannte, Beziehungen, Zweit- und Drittbeschäftigungen. Letztlich verändert sich alles, doch die früheren Gewohnheiten sind unverkennbar. In welche Richtung sich die postsowjetische Gesellschaft entwickelt ist dabei noch offen: hin zu apolitischer Improvisation auf Dauer oder hin zu einem "kooperativen Individualismus", der durchaus auch ein Handlungsmuster für westliche Gesellschaften sein könnte.