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Innovationskraft, unternehmerischer Mut und eine ganz besondere Unternehmenskultur - das zeichnet TRUMPF aus und diese Qualitäten haben die Firma aus Ditzingen zum weltweit führenden Werkzeugmaschinenbauer gemacht. Jochen Strebs detailreiche Geschichte von TRUMPF ist ein ebenso faszinierendes wie lehrreiches Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte von den 1920er Jahren bis heute.

Produktbeschreibung
Innovationskraft, unternehmerischer Mut und eine ganz besondere Unternehmenskultur - das zeichnet TRUMPF aus und diese Qualitäten haben die Firma aus Ditzingen zum weltweit führenden Werkzeugmaschinenbauer gemacht. Jochen Strebs detailreiche Geschichte von TRUMPF ist ein ebenso faszinierendes wie lehrreiches Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte von den 1920er Jahren bis heute.
Autorenporträt
Jochen Streb, geboren 1966 in Heidelberg, ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Mannheim. Zusammen mit Mark Spoerer verfasste er die Neue deutsche Wirtschaftgeschichte des 20. Jahrhunderts. Er ist Koordinator des DFG-Schwerpunktprogramms "Erfahrung und Erwartung" (zusammen mit Alexander Nützenadel). Im Jahr 2018 hat er zusammen mit Sibylle Lehmann-Hasemeyer den Preis der Schmölders-Stiftung für Verhaltensforschung im Wirtschaftsleben 2018 erhalten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2019

Mehr als Blech
Ein Porträt des Werkzeugbauers Trumpf

Als "Hidden Champion" charakterisiert der Mannheimer Wirtschaftshistoriker Jochen Streb den Werkzeugbauer Trumpf am Beginn seines Firmenporträts. Die Kombination aus geringem Bekanntheitsgrad und großem wirtschaftlichen Erfolg mache den Spitzenreiter der Branche aus Ditzingen bei Stuttgart mit zuletzt 3,6 Milliarden Euro Umsatz zum Musterbeispiel eines heimlichen Weltmarktführers. Beeindruckend seien vor allem die Langlebigkeit und das fortgesetzte wirtschaftliche Wachstum des inhabergeführten, bald 100 Jahre alten Familienunternehmens. Allein in den letzten 60 Jahren habe sich der Umsatz dort um durchschnittlich 12 Prozent jährlich erhöht, und die Zahl der Mitarbeiter im Inland und Ausland sei von 300 auf 13 500 gestiegen.

Tatsächlich gehört die auf hochwertige Stanz- und Lasermaschinen spezialisierte Trumpf-Gruppe mit mehr als 70 Tochtergesellschaften heute zu den größten Anbietern der Branche. Begonnen hat der Weg zum Weltunternehmen bescheiden: Die 1923 als Julius Geiger GmbH in Stuttgart von den Mechanikermeistern Alfred Kern und Eduard Klein zusammen mit dem Kaufmann Christian Trumpf gegründete mechanische Werkstatt stellte zunächst nur mit wenigen Mitarbeitern biegsame Wellen für Maschinen zur Metallbearbeitung her. Nach 1930 ergänzte eine neuartige Elektrohandblechschere das Angebot, mit der sich die Firma unter ihrem Geschäftsführer Christian Trumpf "zum Lieferanten der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie mit 150 Beschäftigten entwickelte", heißt es.

Den Aufstieg zum Weltmarktführer von Blechschneidemaschinen datiert Streb in seinem Buch allerdings erst, seit Berthold Leibinger 1961 Leiter der Konstruktionsabteilung des inzwischen Trumpf GmbH & Co KG benannten Unternehmens wurde und von 1969 bis 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung war. Dessen als Student konzipierte, später weiterentwickelte "Kopiernibbelmaschine", vor allem aber die Markteinführung eines hauseigenen Lasers in den achtziger Jahren seien entscheidende technologische Sprünge für das Unternehmen gewesen. Parallel dazu habe Leibinger mit der Gründung von ausländischen Produktionsstätten sowie Wartungs- und Vertriebsgesellschaften auf drei Kontinenten die Internationalisierung vorangetrieben. Nach der auch für Trumpf existenzbedrohenden Maschinenbaukrise Anfang der neunziger Jahre hätten organisatorische Neuerungen wie die Fließfertigung das Unternehmen nachhaltig gestärkt. Seit dem Generationswechsel 2005 zu Leibingers Tochter Nicola Leibinger-Kammüller bemühe sich der Maschinenbauer besonders um den chinesischen Markt. Er versuche zudem, mit Finanz-Service sowie als Software-Entwickler und Dienstleister der Industrie 4.0 Fuß zu fassen.

Die Geschichte von Trumpf erzählt Streb mit vielen Details, dabei sachbezogen und ohne Hang zur Hagiographie. So wird die Frühphase von der großen Inflation in der Weimarer Republik, der nationalsozialistischen Rüstungspolitik und der Besatzungszeit bestimmt. Kapitel 3 beschreibt den Innovationsschub für die Blechbearbeitung in der Wirtschaftswunderzeit, Kapitel 4 den Quantensprung zum Laser und andere Diversifizierungsversuche im Jahrzehnt bis zur Wiedervereinigung, Kapitel 5 die europäische und nordamerikanische Expansion sowie den Wettlauf um Asien. Die Kapitel 6 bis 9 widmen sich internen Fragen wie der Unternehmenskommunikation, betrieblicher Sozialpolitik, der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und organisatorischen Veränderungen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität.

Da Trumpf über kein gutausgestattetes Archiv verfügt und für die ersten fünfzig Jahre Primärquellen fehlten, erläutert Streb alternativ besser dokumentierte, vergleichbare Vorgänge aus anderen Unternehmen und bettet das Ganze in volkswirtschaftliche Zusammenhänge ein. Letztlich interessiert Streb die Frage, welche Managementleistungen Trumpf das langfristige Überleben beschert haben. Im Rückblick steht für den Wirtschaftshistoriker außer Zweifel, dass "der wirtschaftliche Erfolg der Internationalisierung (Vergrößerung des geographischen Absatzgebietes für etablierte Produkte) und der Innovation (Schaffung von Nachfrage für bisher unbekannte Produkte) zu verdanken ist".

Der ungebremste Mut zur Veränderung habe sicherlich auch mit der engen Verschmelzung von Familie und Unternehmen zu tun, meint Streb: "Den wirtschaftlichen Erfolg von Trumpf zu mehren, stellt ein übergeordnetes Ziel von bisher zwei Generationen der Familie Leibinger dar." Dem dynastisch denkenden Clan mit seinem engen Zusammenhalt und den in einem eigenen Familienkodex festgeschriebenen eisernen Regeln werde das mit etwas Glück vermutlich auch künftig gelingen: "Angesichts der Bereitschaft der aktuell verantwortlichen Generation Leibinger, sich mit ganzer Kraft dem eigenen Unternehmen zu widmen, der Solidität der finanziellen Strukturen, der Präsenz in allen wichtigen Volkswirtschaften von Amerika bis China und eines ganzen Bündels ambitionierter Innovationsprojekte scheint das Unternehmen gut für das nächste Jahrzehnt gerüstet."

Unbemerkt von der Öffentlichkeit agiert Trumpf nicht mehr. Schon die überraschende Entscheidung des im vergangenen Oktober verstorbenen Unternehmenslenkers Berthold Leibinger, die Geschäftsführung an seine Tochter Nicola Leibinger-Kammüller zu übertragen, sorgte seinerzeit für viel Aufmerksamkeit. Die neue Chefin, damals 46 Jahre alt, entsprach als Frau, Mutter von vier Kindern und promovierte Germanistin in keiner Weise dem traditionellen Anforderungsprofil der konservativen Maschinenbaubranche. Doch in dem guten Dutzend Jahren seither erhöhten sich Umsatz und Mitarbeiterzahl auf mehr als das Doppelte, und das Unternehmen kam zuletzt auf einen Jahresgewinn von 514 Millionen Euro. Das wachsende Interesse der Medien an der ebenso erfolgreichen wie sympathischen, pietistisch geprägten Firmenchefin sorgte dafür, dass der vormals heimliche Weltmarktführer auch außerhalb der Fachkreise als deutsches Vorzeige-Unternehmen wahrgenommen wird.

ULLA FÖLSING.

Jochen Streb: Trumpf. Geschichte eines Familienunternehmens. Hanser Verlag, München 2019. 544 Seiten, 34 Euro

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