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Marie Jahoda ist eine der bekanntesten Sozialwissenschaftlerinnen dieses Jahrhunderts. In ihren Erinnerungen erzählt sie von ihrer Jugend in Wien, von ihrem politischen Wirken, das sie 1937 in die Emigration zwang, von ihren Forschungsprojekten. Im Mittelpunkt steht ihre wissenschaftliche Arbeit, die sie mit "großen Männern" wie Horkheimer und Adorno zusammenbrachte.

Produktbeschreibung
Marie Jahoda ist eine der bekanntesten Sozialwissenschaftlerinnen dieses Jahrhunderts. In ihren Erinnerungen erzählt sie von ihrer Jugend in Wien, von ihrem politischen Wirken, das sie 1937 in die Emigration zwang, von ihren Forschungsprojekten. Im Mittelpunkt steht ihre wissenschaftliche Arbeit, die sie mit "großen Männern" wie Horkheimer und Adorno zusammenbrachte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.1997

Marienthal und der Rest der Welt
Die Erinnerungen der Sozialforscherin Marie Jahoda

Eine Arbeit hat sie berühmt gemacht: "Die Arbeitslosen von Marienthal". Diese Untersuchung, eine Pionierarbeit in empirischer Sozialforschung und Sozialpsychologie, veröffentlichte Marie Jahoda 1933 gemeinsam mit Paul Lazarsfeld und Hans Zeisel. Im Vergleich zu Lazarsfeld, mit dem sie zu Beginn der dreißiger Jahre eine kurze, unglückliche Ehe führte, ist Marie Jahoda ein wenig in Vergessenheit geraten - zu Unrecht, wie ihre jetzt erschienenen Erinnerungen dokumentieren. Der von Steffani Engler und Brigitte Hasenjürgen edierte und mit knappen Anmerkungen versehene Text, ursprünglich nur für den engeren Familienkreis geschrieben, wird ergänzt durch ein ausführliches Interview. Deutlich wird: Marie Jahoda war eine Wanderin zwischen den Welten, und in jeder hat sie ihre Spuren hinterlassen.

Jahoda wurde 1907 geboren und wuchs, "in gediegenem Mittelklassenkomfort", im roten Wien auf. In der Familie sympathisierte man mit sozialreformerischen Bestrebungen; Karl Kraus und Josef Popper-Lynkeus sind Jahoda als "Familiengötter" in Erinnerung. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs wandte auch sie sich dem Sozialismus zu und wurde wesentlich durch die sozialistische Jugendbewegung geprägt, wo sie im übrigen auch Paul Lazarsfeld begegnete. An die "Marienthal"-Studie schlossen sich andere sozialpsychologische Untersuchungen an. Unter anderem arbeitete Jahoda von Wien aus für Projekte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Einer Universitätskarriere, wie sie sich vielversprechend ankündigte, stand dann allerdings 1934 der Dollfuß-Putsch entgegen. Jahoda leistete politische Arbeit im Untergrund, bis sie 1936 verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Nach acht Monaten wurde sie vorzeitig entlassen unter der Bedingung, sofort aus Österreich auszureisen.

Den ersten Neubeginn ihres Lebens wagte sie in London. Dort war sie während des Krieges für die Propaganda der britischen Regierung tätig, während sie nebenher ihre Forschungsarbeiten fortführte. Das Kriegsende brachte ihr den zweiten Neuanfang in den Vereinigten Staaten, wohin ein Großteil ihrer Familie emigriert war und wo sie 1937 auch ihre Tochter in Sicherheit gebracht hatte. In New York wurde sie Forschungsassistentin bei Max Horkheimer und steuerte zu den wichtigen Vorurteilsstudien seines Instituts (zu denen auch "Die autoritäre Persönlichkeit" zählte) einen eigenen Band bei. Auch in den Vereinigten Staaten gelang es ihr, sich als Sozialforscherin einen Namen zu machen; schließlich erhielt sie eine Professur an der New Yorker Universität. Zur Ruhe kam sie dennoch nicht, denn Ende der fünfziger Jahre siedelte sie wieder nach England über, wo sie den Labour-Politiker Austen Albu heiratete und zunächst am Brunel College, dann an der jungen Universität von Sussex arbeitete.

Diese knappe Skizze weist auf ein bewegtes Leben, im Privaten wie im Beruflichen. Marie Jahoda behauptete sich in drei Ländern, in drei höchst unterschiedlichen akademischen und kulturellen Milieus. Ihre Erinnerungen sind in einem sehr privaten, betont subjektiven Stil geschrieben. Trotzdem erfährt man viel über die Geschichte der Sozialpsychologie, über wichtige Vertreter dieser Disziplin, über methodische Probleme und theoretische Notwendigkeiten. Gerade auf methodischem Gebiet hat Jahoda Wesentliches geleistet, nicht zuletzt als Verfasserin einschlägiger Lehrbücher. Marie Jahoda hat die Welt nicht verändert, aber die wissenschaftliche Perspektive auf diese Welt mit geprägt. GABRIELE METZLER

Marie Jahoda: "Ich habe die Welt nicht verändert". Lebenserinnerungen einer Pionierin der Sozialforschung. Hrsg. von Steffani Engler und Brigitte Hasenjürgen. Manuskript aus dem Englischen übersetzt von Hella Beister. Campus Verlag, Frankfurt am Main, New York 1997. 208 S., 24 Abb., geb., 39,80 DM.

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