Axel Meyer ist Evolutionsbiologe und verfügt in diesem Gebiet über Reputation und Ansehen. In diesem Buch verlässt er die Evolutionsbiologie und schreibt seine Sicht auf andere Themen auf. Wohin die Reise gehen soll, deutet schon das Vorwort des Journalisten Harald Martenstein an - Aufwertung der
natural sciences, Abwertung der social sciences. Das Buch bringt sich als Streitschrift in Stellung,…mehrAxel Meyer ist Evolutionsbiologe und verfügt in diesem Gebiet über Reputation und Ansehen. In diesem Buch verlässt er die Evolutionsbiologie und schreibt seine Sicht auf andere Themen auf. Wohin die Reise gehen soll, deutet schon das Vorwort des Journalisten Harald Martenstein an - Aufwertung der natural sciences, Abwertung der social sciences. Das Buch bringt sich als Streitschrift in Stellung, wenn es die Einführung von Massnahmen, die die Benachteiligung von Frauen verringern sollen, und die Erforschung der Ursachen und Folgen einer geschlechtsspezifischen Zuweisung von Rollen als Genderwahn abwertet. Was am equal pay der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und dem Deutschen Frauenrat oder der Kampagne no violence against women der UNO Genderwahn sein soll, dazu findet sich bei Meyer nichts, was auch zeigt, dass er lieber Unvernunft kritisiert als Vernunft diskutiert.
In Deutschland hat in der jüngeren Vergangenheit Sarrazin als Laie seine Sicht auf eine Gesellschaft, in der es Unterschiede in der Begabung und Förderung gibt, als Bestseller am Markt untergebracht, weil er steile Thesen vertrat, die er nicht belegen konnte, weil ihnen keine Ergebnisse aus der Wissenschaft zugrunde lagen.
Nun schildert Meyer seine Sicht auf einen Gesellschaft, in der es zwei Geschlechter gibt, und er feiert dabei Genetik und Neurobiologie, in denen er sich zu Hause fühlt und die durch clevere Versuchsanordnungen es schaffen, griffige Thesen zu untermauern, während er Philosophen und Sozialwissenschaftler nicht als gleichwertige Forscher akzeptiert.
Mir schein, dass Meyer Natuerwissenschaften mag, weil sie so gut in der Verringerung von Komplexität sind durch Induktion und Deduktion, und dass er Komplexität für eine unerwünschte und umgehbare Eigenschaft der gesellschaftlichen Wirklichkeit hält, um die sich in den überflüssigen Sozialwissenschaften nutzlose Studien ranken.
Meyers Buch liegt in meinen Augen im Niveau über dem Niveau der Beiträge von Sarazin oder gar Precht, weil er weder Deutschlands Untergang an die Wand malt noch neckische Anekdoten aneinanderreiht, aber für mich verfehlt er das Niveau von Büchern von Honneth oder Butler, die etwas Neues entwickeln und die Aneignung von Komplexität als ihre Aufgabe und die des Lesers ansehen., aber vielleicht ist das auch gar nicht sein Wunsch.
Anders als im Vorwort behauptet, ist dies Buch für mich kein gutes Argument, warum nun gerade eine Stimme wie die von Evolutionsbiologen wie Meyer für gesellschaftliche Debatten dringender gebraucht würde als die von Sozialwissenschaftlern wie Nassehi von der LMU oder Möllers von der HU,