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Die Heimat der Amazonen, das Reich des Priesterkönigs Johannes, das Land der Barbaren... seit Urzeiten haben sagenhafte Orte die Erzählungen von Entdeckern beherrscht. Abenteurer haben im Lauf der Jahrhunderte von fernen Ländern berichtet und sie dabei mit legendären Wesen bevölkert. Dieser Atlas lädt zu einer poetischen Erkundung der Welt ein, im Kielwasser der Forscher der Antike und des 16. Jahrhunderts und begleitet von Dichtern früherer Zeiten

Produktbeschreibung
Die Heimat der Amazonen, das Reich des Priesterkönigs Johannes, das Land der Barbaren... seit Urzeiten haben sagenhafte Orte die Erzählungen von Entdeckern beherrscht. Abenteurer haben im Lauf der Jahrhunderte von fernen Ländern berichtet und sie dabei mit legendären Wesen bevölkert. Dieser Atlas lädt zu einer poetischen Erkundung der Welt ein, im Kielwasser der Forscher der Antike und des 16. Jahrhunderts und begleitet von Dichtern früherer Zeiten
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2017

Für den Tisch Wenn aktuelle Retro-Trends sich in eine frühe, aber schon ein wenig technisierte Entdeckerzeit zurücksehnen, muss immer das 16. Jahrhundert herhalten. Seine Globen und Sextanten liegen in den Harry-Potter-Filmen auf Schreibtischen und haben den Look der spektakulären "Lemony Snicket"-Serie bestimmt. Die Zeit, in der die Welt noch nicht ganz entdeckt war, fasziniert den Menschen noch immer.

Das Reisen, das damals eher Expedition war als alles andere, war noch stark von Mythen geprägt. Der "Atlas der sagenhaften Orte" entführt daher nicht so sehr an fremde Orte als vielmehr in ein fremdartiges, nämlich ganz und gar vormodernes Denken. Wir erfahren hier eine Haltung, die es den Abenteurern möglich gemacht hat, ernsthaft nach dem Goldenen Vlies zu suchen. Die Argonauten raubten und übergaben es in der Stadt Iolkos dem Pelias, einem Sohn des Poseidon. So will es der antike Mythos, festgeschrieben im 12. Gesang von Homers "Odyssee". Es stammt aber aus Kolchis, einem Landstrich am Schwarzen Meer. Selbst noch Voltaire glaubte, dass dort dunkelhäutige Nachfahren des ägyptischen Pharaos Sesostris leben. (Dabei ist es faktisch nichts weiter als das heutige Georgien.)

Solchen Sagen und vor allem dem Unsinn, den noch die frühe Neuzeit über sie dachte, spürt man mit diesem Buch nach. Seien das die Überreste der Arche Noah auf dem Berg Ararat oder die mythische Insel Thule, die bei Grönland liegen könnte, oder zwischen England und Europa, oder auch irgendwo bei Island. Oder ist sie gar Island?

Erst im 17. Jahrhundert fasste sich der berühmte niederländische Kartograph Joan Blaeu, Autor einiger der ersten konziseren Atlanten, ein Herz und strich Thule von seinen Karten. Mit Eldorado oder dem Paradies Neu-Kythira ging das etwas schneller, die Suche nach diesen Orten wurde schon während des großen Jahrhunderts der Entdeckungen, eben des sechzehnten, gleich wieder aufgegeben.

Was der Autor Dominique Lanni, der als Ethnologe an der Universität Maltas lehrt, hier zusammenträgt, ist nicht nur exotisch und lustig-fremdartig. Wenn der Experte für die Wahrnehmung des Fremden über die Berberei nachdenkt, jenen Teil Nordafrikas, der heute oft (in nach wie vor recht pauschalisierender Weise) Maghreb heißt, beschleicht den Leser das Gefühl, er selbst stecke immer noch tief in der frühmodernen Angst. "Schlimme Gebräuche" wurden den Afrikanern noch um 1670 nachgesagt, von "Hexenbeschwörungen aus dem Koran" ist da etwa die Rede. Gut, dass die schönen (aber kunstvoll gemeinten und mitnichten maßstabsgetreuen) Karten der Illustratorin Karin Doering-Froger allem einen exotischen, freundlichen Anstrich geben. So kann man besser hoffen, dass die Irrtümer alter Zeiten hinter uns liegen.

Dominique Lanni: "Atlas der Sagenhaften Orte". Frederking & Thaler, 140 Seiten, 30 Euro

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