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Warum schreibt die Schriftstellerin Bettine Vondenloh niemals Romane über 120 Seiten? Steckt tatsächlich nur eine Maximumklausel in ihrem Autorenvertrag dahinter? Oder der prägende Einfluss von Peter Handkes Kurzem Brief zum langen Abschied (zumindest wenn dessen zweiter Teil im Klosett gelandet ist)? Oder hat es doch etwas mit den geheimnisvollen Ausflügen zu tun, von denen sie einst mit einem kugeldurchlöcherten Wagen zurückkam? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der Erzähler dieses Romans konfrontiert sieht. Dabei versucht er doch nur, Kontakt zu seiner verschollenen Jugendliebe…mehr

Produktbeschreibung
Warum schreibt die Schriftstellerin Bettine Vondenloh niemals Romane über 120 Seiten? Steckt tatsächlich nur eine Maximumklausel in ihrem Autorenvertrag dahinter? Oder der prägende Einfluss von Peter Handkes Kurzem Brief zum langen Abschied (zumindest wenn dessen zweiter Teil im Klosett gelandet ist)? Oder hat es doch etwas mit den geheimnisvollen Ausflügen zu tun, von denen sie einst mit einem kugeldurchlöcherten Wagen zurückkam? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich der Erzähler dieses Romans konfrontiert sieht. Dabei versucht er doch nur, Kontakt zu seiner verschollenen Jugendliebe Helga aufzunehmen.Frank Witzels hinreißend komischer Roman Vondenloh kombiniert die wenig beachtete Form des Literaturbetriebskrimis mit der zu Unrecht anstaubenden Gattung der Dorfgeschichte: Ein gigantischer Wal beginnt gehörig zu stinken, die Psychoanalytiker Ernest Jones, Jacques Lacan und Wilhelm Reich entkommen knapp einem gefährlichen Sturz, eine riesige Wachsstatue des ReichsführersHimmler offenbart ihr Innenleben, und eine extravagante Schriftstellerin hat gehörig Probleme mit dem Älterwerden. Zum Glück gibt es noch Siegfried Lenz. Auf den alten Ostpreußen scheint jedenfalls mehr Verlass als auf Witzels Erzähler. Immerhin: Jedes Mal wenn man glaubt, er verliere sich endgültig auf den Ab- und Umwegen seiner Geschichte, rettet er sich und die Leser mit einer absurden Volte in die nächste Bredouille.Frank Witzel, 1955 in Wiesbaden geboren, lebt und arbeitet in Offenbach. Er ist u.a. Autor der Romane Bluemoon Baby (2001) und Revolution und Heimarbeit (2003). Nähere Auskünfte über Autor und Werk enthält der dokumentarische Anhang des Romans.
Autorenporträt
Frank Witzel, geboren 1955 in Wiesbaden, lebt als Schriftsteller und Musiker in Offenbach. Romanveröffentlichungen. 2015 ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2009

Mit Liebe erpresst

In seiner Jugend liebte er zwei Dinge, Literatur und die Klassenkameradin Helga Dahmel. Eine eigene Karriere als Schriftsteller will jedoch nicht gelingen, und die Angebetete verlässt plötzlich das Heimatdorf, ohne dass die Zuneigung erwidert würde. Aber auch Helga schreibt, und so kann er aus der Entfernung wenigstens ihre Texte lieben. Der Kontakt zu Helga reißt allerdings ab, bis sie Jahre später unter dem Pseudonym "Bettina Vondenloh" berühmt wird. Für Journalisten bleibt der Literaturstar aber ebenso unerreichbar wie für den ehemaligen Schulkameraden. Dieser ergreift jedoch die Chance, sich ihr nun wenigstens in der Literatur zu nähern, indem er sich in Bettinas fiktionalen Lebenslauf einschreibt. Er würzt die Biographie der Vondenloh mit einer gemeinsamen Vergangenheit und lässt diese an die Presse durchsickern. Ein Happy End kann es für ihn aber nicht ohne ein Treffen mit der Angebeteten geben. Was liegt also näher als eine gut gemeinte Erpressung, um sie ein letztes Mal wiederzusehen? Verquirlt sind Helga, ihre Literatur und der namenlose Protagonist mit allerlei Merkwürdigem. Die Überreste eines toten Wals, eine Wachsstatue Himmlers, ein Flugzeugabsturz, ein Familienmord und ein abgestürztes Propellerflugzeug sind Teil der Geschichte Helga Dahmels. Der Autor Frank Witzel reiht die bizarren Motive am Ende so selbstverständlich aneinander, dass selbst absurdeste Zusammenhänge plausibel erscheinen. In Kombination mit seinem fiktionalen Anhang ist "Vondenloh" zugleich ein unterhaltsamer Roman, eine Persiflage auf den Literaturbetrieb und eine Vorführung der Konstruiertheit realistischer Erzählungen. (Frank Witzel: "Vondenloh". Textem Verlag, Hamburg 2008. 220 S., geb., 18,- [Euro].) scht

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