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The centrepiece of Hanif Kureishi's brilliant collection of fiction is a novella that delves into the fascinating concept of personal identity, and the extent to which this is rooted in our physical being. The Body is the narrative of middle-aged playwright Adam, who is amazed to be offered the chance to trade in his decrepit flesh for a much younger and more pleasing model. He elects to take up this offer for a limited six-month period, as a vacation from corporeal reality, whereupon he will return to his old life. His brain is duly extracted and transplanted, his consciousness transposed,…mehr

Produktbeschreibung
The centrepiece of Hanif Kureishi's brilliant collection of fiction is a novella that delves into the fascinating concept of personal identity, and the extent to which this is rooted in our physical being. The Body is the narrative of middle-aged playwright Adam, who is amazed to be offered the chance to trade in his decrepit flesh for a much younger and more pleasing model. He elects to take up this offer for a limited six-month period, as a vacation from corporeal reality, whereupon he will return to his old life. His brain is duly extracted and transplanted, his consciousness transposed, and his youth restored. He then embarks on an odyssey of physical hedonism, and winds up as a handyman on a Greek island commune where spiritual and physical harmony are vigorously pursued. But in this seeming idyll, the responsibilities Adam thought he had sloughed off now begin to come home to him. Sinister forces are pursuing him, wanting to take possession of 'his' body, and he is loath to relinquish it . . .
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2004

Körper aus dem Kühlraum
Seelenkäfighaltung: Hanif Kureishi macht jetzt Bodybuilding

Hanif Kureishi ist spätestens seit der Verfilmung seines Romans "Intimacy", die 2001 den Goldenen Bären gewann, auch bei uns ein Begriff. Sein neuer Roman "In fremder Haut" dreht sich abermals um einen Schriftsteller, der aus seiner Ehe ausbricht, diesmal nicht aus Unzufriedenheit mit seiner Gattin, sondern mit seinem Alter. Fesselnd ist die Erzählung von einer Party, auf der Adam als grand old man respektvoll vom Nachwuchs hofiert wird, während er selbst neidisch und resigniert die Frauen mustert, die für ihn nicht mehr in Frage kommen. Seine Gesundheit ist angeschlagen, er verharrt "in halbseniler Unentschiedenheit" länger als geplant und läßt sich von einem attraktiven, jungen Schauspieler in ein fatales Gespräch verwickeln.

Was sich aus dieser Begegnung ergibt, verläßt den Boden des Realismus, um mit den Mitteln eines Science-fiction-Märchens sehr aktuelle Fragen nach der menschlichen Identität unter den Bedingungen der grenzenlosen medizinischen Verfügung über den Alterungsprozeß zu stellen. Kureishis Protagonist entschließt sich, sein "Gestell" für sechs Monate gegen einen "Neukörper" auszutauschen, den er unter vielen anderen, auf dubiose Art zur Strecke gebrachten jungen Leichen im Kühlraum einer geheimnisvollen Klinik auswählt. Er hat für diese Zeit Urlaub von seiner Familie genommen und erfüllt sich den langgehegten Wunsch, ziellos durch Europa zu reisen. In der Gestalt eines schönen, muskulösen Jünglings wird er zum allseits begehrten Lustobjekt, Männer und Frauen halten ihn aus, er nimmt an Orgien teil, jobbt als Model, als Schwulentrophäe, als Gespiele einer amerikanischen Millionärin.

Obwohl die Motivation für den Körpertausch kein Mangel an Liebe, sondern das Bedürfnis nach jugendlicher Liebesfähigkeit gewesen ist, schenken seine Eskapaden nur den Schatten der Liebe, nämlich narzißtische Lust: "Lust kann einen in Sekundenschnelle verändern, sie kann einen wer weiß wohin führen." Untreue, so belehrt ihn ein anderer Neukörper, ist okay: "Nicht du bist es, der es tut." Doch wer es ist, der da durch Paris, Berlin und Mailand fegt, bleibt ein Problem. Die Erinnerung an die Erfahrungen des alten Körpers ist im transplantierten Hirn gespeichert, doch die Seelenwanderung gelingt nicht perfekt, weil der neue Leib andere Dispositionen fordert und weil in dessen "Körper-Ich" die Erfahrungen eines Fremden nachwirken. So gelingt es Adam nicht, seine alte Unterschrift zu reproduzieren, und bald stellen sich auch Bedenken in Hinblick auf seine Rückverwandlung ein: "Aber da mein alter Körper und sein Leiden das Leben repräsentierten, das ich geschaffen hatte, die Fleisch gewordene Summe aller meiner Errungenschaften, war ich der Meinung, ich sollte ihn wieder bewohnen."

Faust, Odysseus, Dorian Gray, Frankenstein, Dr. Jekyll und Mr. Hyde - sie alle geben sich ein Stelldichein in dieser literarischen Figur, die zwischen Darwinschem Elitismus und resignierter Weltweisheit gespalten ist. Adam überläßt sich den Vergnügungen und ist doch nicht dumm genug, sich etwas darauf einzubilden, daß andere Körper ihm "pausenlos zu Leibe" rücken: "Mir kam der Gedanke, daß wir dabei waren, eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder ungefähr gleich alt war." Sobald alle Welt Zugang zu Ersatzkörpern hätte, würde deren Jugend und Schönheit nicht länger begehrenswert sein. Insofern ist die Vermutung, in der schönen, neuen Welt werde Ethik durch Ästhetik ersetzt, ein Kurzschluß: Nichts langweilt Götter so schnell wie das Göttliche. Kureishi bringt die Paradoxien zur Sprache, die mit der Unsterblichkeit einhergehen: Eine Frau, die einen neuen Körper erhielt, um ein wichtiges Buch zu beenden, hat an ihrem Lebenswerk als neuer Mensch nicht länger Interesse: Die Ewigkeit verlangsamt den Puls, sie läßt alles gleichgültig erscheinen.

Gerade die Konsequenz des Entwurfs wird zur literarischen Schwäche von "In fremder Haut". Mit den Exzessen im Namen eines anderen gehen der Innenblick und die Sorgfalt des Erzählens verloren. Ein protziger Ton, eine Neigung zum Kitsch und klischeehafte Erlebnisse sind der Preis für die Metamorphose in einen Dressman. Unter die Haut der fremden Haut geht die Begegnung, die Adam - als junger Mann - mit seiner alternden Frau hat. Sie flirten und tanzen miteinander: Die einzige Möglichkeit, ihr nah zu sein, kränkt sein Ich, das noch an ihr hängt, bis ins Mark.

Das Resultat des Buches reduziert sich auf ein Wortspiel: Statt eines Altkörpers oder Neukörpers ist der mit zwei Seelen Befrachtete zum "nobody": niemand geworden. Und doch ist diese jämmerliche Stellung zwischen Großmannssucht und elegischer Meditation eine genaue Vermessung des Planquadrats, in dem der heutige Weltbürger und Fitneßklub-Adept befangen ist. Nur sollte er aufhören, Romane zu schreiben, wenn dem Bizeps der Stift aus der Hand fällt.

INGEBORG HARMS

Hanif Kureishi: "In fremder Haut". Aus dem Englischen übersetzt von Leonie von Reppert-Bismarck und Thomas Rütten. Kindler Verlag, Berlin 2003. 192 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2004

Trau keiner Spezialklinik!
In den Jungbrunnen gestürzt: Hanif Kureishis „In fremder Haut”
In einer Folge der Serie „Akte X” tauscht Agent Mulder seinen Körper unfreiwillig mit dem eines Fieslings vom FBI. Wie sich die gespalteten Persönlichkeiten nun im jeweils anderen Leben zurechtfinden, wie sich der eine zurückwünscht in den eigenen Körper und dem anderen der Rollentausch sehr gefällt, ist komisch und tragisch zugleich. Schon Kleist hatte vom dramatischen Mehrwert der Doppelgängerei gewusst und darüber einen Schocker geschrieben, der bis heute nichts von seinem Horror eingebüßt hat: In „Amphitryon” war es jedoch noch Vorrecht der Götter, in Leib und Leben eines Menschen einzudringen, es zu genießen oder zu zerstören. Bei Agent Mulder ist es der Mutwille der Regierung, die ungeschickt mit außerirdischen Apparaten hantiert.
Das Motiv des Körpertausches, das Hanif Kureishi seinem neuen Roman zugrunde gelegt hat, ist also genreübergreifend bestens erprobt – John Woo etwa drehte mit „Face/Off” darüber einen meisterlichen Film. Ein alternder Theaterschriftsteller namens Adam, so beginnt Kureishis „In fremder Haut”, trifft auf einer Party, die er rein zufällig besucht, einen mysteriösen jungen Mann, der ihn genauestens kennt und ihm ein Angebot macht, das er schwerlich ablehnen kann: Wie wäre es, den erschlafften, kränkelnden Leib einfach abzustreifen und Geist wie Seele in einen jungen zu verpflanzen? Er selbst habe es getan, er sei jetzt Ralph, ein Schauspieler mit blendend frischem Aussehen, aber der Reife eines Mannes in den besten Jahren. Ralph lockt mit Zeit, mit Unsterblichkeit in Sprüngen von Körper zu Körper, und verlangt dafür nichts von Adam, ja nicht einmal dessen Schatten.
Also nimmt Adam an. Für sechs Monate will er es probieren. Sich selbst und uns gibt er zu verstehen, das sei nur ein Experiment, um daraus neue Ideen für die Arbeit zu schöpfen. Eigentlich geht es ihm jedoch um Eitelkeit, Macht und natürlich um Sex. Adam sucht sich das „Gestell” eines jungen Mannes aus, mit vollen Lippen und trainierten Muskelpartien, und nennt sich Leo Raphael Adams. Der „Altkörper” wird konserviert. Der „Neukörper” spaziert aus der geheimen Klinik in einem Gewerbegebiet außerhalb Londons hinein in ein neues Leben.
Was ihm dort widerfährt, grenzt gelegentlich an Kitsch. Leo lässt sich durch Europa treiben, von Bett zu Bett, von Job zu Job. Einmal ist er der Geliebte einer reichen amerikanischen Witwe in einer malerischen Villa bei Perugia. Dann wirft er massenhaft Ecstasypillen ein, wird Assistent eines schwulen Biographen oder dreht warholeske Kurzfilme. In Griechenland heuert er als Aushilfe in einem Sanatorium für Frauen an: Meditation, Traumtherapie, Massagen, Yoga. Die Frauen, meist Alt-68erinnen aus England, verachten den pretty boy, begehren ihn aber. Auch die Leiterin kommandiert Leo erst herum, zerrt ihn dann in ihr Bett und ist ihm zuletzt rettungslos ergeben. Sie nimmt ihn mit auf eine Schiffsparty. Hier lernt Leo einen anderen „Neukörper” kennen, Matte, der ihn umbringen will, um Leos Körper an seinen todkranken Bruder weiterzugeben. Leo entwischt und rast nach London, um sich in seine alte, faltige Hülle zu retten. Aber jene als Baracke getarnte Spezialklinik ist mittlerweile nur noch Baracke, die Ärzte sind fort – und Adams „Altkörper” ist verschwunden.
Her mit dem Altkörper
Das ist die Handlung. Doch worum geht es? Um riskante Wissenschaft? Um einen Dichter, der sich selbst umschreibt, also um Kunst? Um Jugend und Alter? Es geht um ein wenig von alledem, nur nicht so viel, dass es einen fesselte. Halbherzig ist Kureishis kurzer Roman, zwar lässig geschrieben und pointiert angelegt, wie von diesem Romancier nicht anders zu erwarten. Und doch fehlt der letzte Entschluss, dem Text eine Richtung zu geben. Hin zum Thriller etwa, oder zum Trauerspiel.
Interessant wird es in diesem Roman immer dann, wenn Leo aus der Rolle zu fallen droht, wenn aus dem unbedarften jungen Schönling der lebenskluge Adam sprechen will. Er beherrscht sich, denn täte er es nicht, so sagt er einmal, dann „hätte ich nicht erfahren, wie es ist, jung zu sein”. Ist er es denn nicht einmal gewesen, vor vierzig Jahren nämlich? Durchaus, aber damals war Adam jung ohne Begriff, ohne es zu reflektieren. Jetzt möchte er in Leos Leib abermals erfahren, was Jugend ist, doch mit aller Geistesgegenwart. Es geht schief, so gewaltig schief, dass er sich am Ende nichts mehr wünscht als seinen 65-jährigen Körper zurück – samt Hämorrhoiden, grauem Star und Magengeschwür.
So klärt sich die Moral von Kureishis Fabel: Wir haben unsere Unschuld verloren, und jeder Versuch, sie künstlich zurückzugewinnen, unverstelltes Gefühl gezielt nachzuspüren, macht uns nur verdorbener. Die Stunde der wahren Empfindung ist für immer verstrichen. Das hat wiederum schon Kleist gewusst. Kureishis Adam, der Dramatiker, der es satt hatte nurmehr zu fantasieren, hat sich selbst ein zweites Mal aus dem Paradies verstoßen. Er endet als bloße Kreatur: Haut, Haar und Knochen ohne Biographie. Kein Neukörper und kein Altkörper, ein „Nobody”, „dazu verdammt, von vorn anzufangen, im Albtraum vom ewigen Leben”.
TOBIAS RÜTHER
HANIF KUREISHI: In fremder Haut. Roman. Aus dem Englischen von Leonie von Reppert-Bismarck und Thomas Rütten. Kindler Verlag, Berlin 2003. 191 Seiten, 14,90 Euro.
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