Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Schicksale
im Schlamm
Den eigenen Vater ins Grab eines Schwarzen stecken? „Das wäre für ihn die größte Strafe.“ Aber es muss sein. Nur notdürftig beerdigen Henry und Jamie McAllan ihren „Pappy“. Das nächste Unwetter droht die Grube wieder volllaufen zu lassen. Wie der despotische alte Farmer umkam, wird erst im Rückblick klar, doch das Bild der beiden im Morast versinkenden Männer markiert ihr begrenztes Universum. „Mudbound“ nennen sie ihre Farm, im Mississippi-Delta der Vierzigerjahre, ein Schlammloch. In dem gleichnamigen Debütroman lässt Hillary Jordan die weißen Farmer und ihre afroamerikanischen Pächter, die Jackson-Familie, abwechselnd vom Leben im Schlick erzählen. Zwei Familiengeschichten, die sich ähneln, in der gemeinsamen Armut, und doch völlig entgegengesetzt sind. Die Rassentrennung ist unumstößliche Naturordnung wie der Schlamm, er verlangsamt das Leben bis zur Unerträglichkeit und entlarvt so dessen Unausweichlichkeit. Sehenden Auges flüchten die Kriegsheimkehrer der Familien, Jamie und Ronsel, sich in eine verzweifelte Freundschaft, die scheitern muss. Dass die beiden sich verändert haben – ein Affront. SOFIA GLASL
Hillary Jordan: Mudbound. Die Tränen von Mississippi. Aus dem Englischen von Karin Duffner. Piper Verlag, München 2017. 384 Seiten, 15 Euro.
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Schicksale
im Schlamm
Den eigenen Vater ins Grab eines Schwarzen stecken? „Das wäre für ihn die größte Strafe.“ Aber es muss sein. Nur notdürftig beerdigen Henry und Jamie McAllan ihren „Pappy“. Das nächste Unwetter droht die Grube wieder volllaufen zu lassen. Wie der despotische alte Farmer umkam, wird erst im Rückblick klar, doch das Bild der beiden im Morast versinkenden Männer markiert ihr begrenztes Universum. „Mudbound“ nennen sie ihre Farm, im Mississippi-Delta der Vierzigerjahre, ein Schlammloch. In dem gleichnamigen Debütroman lässt Hillary Jordan die weißen Farmer und ihre afroamerikanischen Pächter, die Jackson-Familie, abwechselnd vom Leben im Schlick erzählen. Zwei Familiengeschichten, die sich ähneln, in der gemeinsamen Armut, und doch völlig entgegengesetzt sind. Die Rassentrennung ist unumstößliche Naturordnung wie der Schlamm, er verlangsamt das Leben bis zur Unerträglichkeit und entlarvt so dessen Unausweichlichkeit. Sehenden Auges flüchten die Kriegsheimkehrer der Familien, Jamie und Ronsel, sich in eine verzweifelte Freundschaft, die scheitern muss. Dass die beiden sich verändert haben – ein Affront. SOFIA GLASL
Hillary Jordan: Mudbound. Die Tränen von Mississippi. Aus dem Englischen von Karin Duffner. Piper Verlag, München 2017. 384 Seiten, 15 Euro.
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