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Cat Wars tells the story of the threats free-ranging cats pose to biodiversity and public health throughout the world, and sheds new light on the controversies surrounding the management of the explosion of these cat populations. This compelling book traces the historical and cultural ties between humans and cats from early domestication to the current boom in pet ownership, along the way accessibly explaining the science of extinction, population modeling, and feline diseases. It charts the developments that have led to our present impasse - from Stan Temples breakthrough studies on cat…mehr

Produktbeschreibung
Cat Wars tells the story of the threats free-ranging cats pose to biodiversity and public health throughout the world, and sheds new light on the controversies surrounding the management of the explosion of these cat populations. This compelling book traces the historical and cultural ties between humans and cats from early domestication to the current boom in pet ownership, along the way accessibly explaining the science of extinction, population modeling, and feline diseases. It charts the developments that have led to our present impasse - from Stan Temples breakthrough studies on cat predation in Wisconsin to cat-eradication programs underway in Australia today. It describes how a small but vocal minority of cat advocates has campaigned successfully for no action in much the same way that special interest groups have stymied attempts to curtail smoking and climate change
Autorenporträt
Peter P. Marra has written more than 175 scientific publications, is the coeditor of Birds of Two Worlds, and directs the Smithsonian Migratory Bird Center. Chris Santella is the author of many books, including the Fifty Places travel and outdoor series and The Tug Is the Drug. His writing has appeared in such publications as the New York Times, the Wall Street Journal, the New Yorker, and Trout.
Rezensionen
"Here, at last, is what native-ecosystem advocates have been waiting for--a complete, dispassionate examination of America's free-ranging cat debacle. Its all here--from the horrendous bird mortality to the cat-borne pathogens blighting wildlife and humans to the cruelty and futility of Trap-Neuter-Return. Everyone gets to speak--including the feral-cat lobby."--Ted Williams, environmental journalist

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2017

Ein süßes effizientes Raubtier
Peter Marra und Chris Santella gehen entschlossen auf Kriegspfad gegen die Hauskatze

Ich hatte mal eine Katze. Dies nur vorweg, damit es nicht heißt, der Autor hätte keine Ahnung. Die Katze stammte vom Bauernhof. Ungefähr einmal pro Woche schleppte sie eine Maus an. Anfangs verspeiste sie die Mäuse so, wie sie waren. Später ging sie dazu über, ihnen das Fell abzuziehen und nach Möglichkeit die Gallenblase zu entfernen. Dann wurde ihr das zu fad. Fortan kam die Beute lebend ins Haus. Ich musste das Opfer jedes Mal fangen und wieder ins Freie bringen. Manchmal erwischte unsere Katze eine Libelle, die sie tot, aber ansonsten unbeschädigt ablieferte. Dass ich das schillernde Insekt sorgfältig aufhob und ihr einen Vortrag darüber hielt, dass Libellen unter Naturschutz stehen, fand sie interessant; wenn das alte Exemplar zerbröselt war, gab es prompt ein neues. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ging sie dazu über, junge Kaninchen zu fangen. Wie viele Vögel sie nebenbei massakriert hat, weiß ich nicht. Katzen haben ihre Geheimnisse.

Deshalb kann man auch nicht so genau sagen, wie hoch ihre Killerquote wirklich liegt. Der Wildbiologe Stanley Temple und sein Schüler John Coleman von der University of Wisconsin wollten der Sache mal auf den Grund gehen. In einer der gründlichsten Studien zu diesem Thema analysierten sie die Zusammensetzung von knapp achthundert Proben Katzenkot und brachten mehr als hundert Tiere dazu, ihren frischen Mageninhalt wieder hervorzuwürgen. Etlichen Katzen banden sie kleine Radiosender um und befragten mehrere hundert Katzenbesitzer, was ihre Lieblinge so alles nach Hause bringen. Es stellte sich heraus, dass manche Katzen überhaupt nicht auf die Jagd gehen, während andere sich wiederum zu wahren Tötungsmaschinen entwickeln; Rekordhalter war ein auf dem Land lebender Kater, der innerhalb von achtzehn Monaten 1690 Kleintiere gemeuchelt hatte. Vögel waren mit einem Gesamtanteil von zwanzig bis dreißig Prozent die häufigste Beute. Temple und Coleman rechneten hoch, dass eine Katze pro Jahr im Durchschnitt fünf bis sechs Vögel erwischt.

Der Ornithologe Peter Marra zitiert dieses Beispiel in seinem gemeinsam mit Chris Santella verfassten Buch "Cat Wars". Marra hat eigene Erhebungen durchgeführt, nach denen die gesamte Katzenpopulation der Vereinigten Staaten (150 Millionen Stück) pro Jahr zwischen 1,5 und 3,7 Milliarden Vögel und zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden Kleinsäuger ins Jenseits beziehungsweise in den Magen befördert. Die enorme Schwankungsbreite dieser Angaben legt allerdings den Schluss nahe, dass man die Zahlen nicht allzu genau nehmen darf.

Das Buch ist eine Kampfschrift. Man kann es eigentlich gar nicht lesen, es ist zu umständlich geschrieben, verliert sich auch in Abschweifungen und ist redundant bis zum Gehtnichtmehr. Der Autor variiert nur einen einzigen Gedanken, und der lautet: Schafft keine Katzen mehr an! Lasst sie sterilisieren! Lasst sie nicht nach draußen! Höchstens an der Leine! Und so weiter. Katzenfreunde werden daran, vorsichtig ausgedrückt, keine Freude haben.

Lassen wir die Zahlen beiseite und widmen uns den Argumenten. "Katzen gehen seit zehntausend Jahren vor die Tür", lautet eines. Das stimmt schon, aber dadurch haben sie sich auch, mit Ausnahme der Antarktis, auf dem gesamten Erdball ausgebreitet. Insbesondere auf Inseln richten Katzen unter endemischen Tierarten ein Gemetzel ohnegleichen an. Peter Marra schildert das Beispiel von Stephen Island, wo 1894 von der neuseeländischen Regierung ein Leuchtturm errichtet wurde. Der erste Leuchtturmwärter brachte eine trächtige Katze namens Tibbles mit, die mitsamt ihren Nachkommen auf Streifzug ging und immer wieder tote Vögel zurückbrachte, die der Mann noch nie gesehen hatte. Speziell einen, nämlich den fluguntüchtigen Stephenschlüpfer, sollte auch kein Mensch jemals mehr zu Gesicht bekommen. Tibbles und seine Brut schafften es, den gesamten Bestand innerhalb von einem Jahr auszurotten.

Das ist kein Einzelfall. Mindestens 14 Prozent aller Fälle, in denen Vögel, Säuger oder Reptilien ein für allemal verschwanden, lassen sich auf das Konto von verwilderten Hauskatzen verbuchen. Katzen töten alles, was sich bewegt und kleiner ist, als sie selbst. Maulwürfe, Eichhörnchen, Molche, Schlangen - nichts ist vor ihnen sicher. "Meine Katze macht das nicht, sie hat immer einen vollen Fressnapf", heißt das nächste Argument. Hilft aber nichts, denn selbst die satteste Katze lebt ihren Jagdtrieb aus. Und sei es nur zum Vergnügen. "Sie fängt doch sowieso nur schwache und kranke Vögel." Stimmt nicht, gerade die Jungvögel, die ihre ersten Flugversuche machen, zählen zu den Opfern. Da hilft auch kein Glöckchen am Halsband. "Die Katze ist nur ein Raubtier unter vielen." Ja, aber eines, das extrem häufig geworden ist, weil es zu Hause gehätschelt und getätschelt wird. Man hat auf einem Quadratkilometer schon tausend Hauskatzen gezählt, die zu unterschiedlichen Zeiten auf Pirsch sind. So groß ist von Natur aus das Revier einer einzigen echten Wildkatze. Oder besser gesagt: So groß wäre es, weil die Europäische Wildkatze Felis silvestris silvestris kaum noch existiert. Die wenigen Exemplare, die es gibt, paaren sich aufgrund des massiven Überangebots an zahmen Geschlechtspartnern regelmäßig mit der Hauskatze Felis silvestris catus. So droht der wilde Cousin auch genetisch von der Bildfläche zu verschwinden.

"Das ist mir alles egal", sagt der Katzenhalter, "ohne meinen Schnurrli kann ich mir das Leben nicht vorstellen." Da ist er nicht allein. Eine Suchanfrage zum Stichwort "cat" liefert bei Youtube aktuell 61 100 000 Treffer. Katzen, die in Kartons plumpsen, mit einer Schaumkrone auf dem Kopf in der Badewanne sitzen, die einen Mordsschreck bekommen, wenn sie eine Gurke sehen oder mit dem Toaster hantieren - an Drolligkeit ist das nicht zu überbieten. Nur höchst selten findet sich mal ein Video, das in aller Ausführlichkeit zeigt, wie der süße Stubentiger das kleine Rotkehlchen zu Tode quält.

Katzen richten auf freier Wildbahn Schaden an, das ist nicht wegzudiskutieren. Ganz zu schweigen davon, dass sie fiese Krankheiten wie Toxoplasmose verbreiten. Und es gibt zu viele von ihnen, das räumen selbst Liebhaber ein. Man könnte über die Einführung einer Katzensteuer nachdenken. Warum denn nicht? Hundehalter werden schließlich auch zur Kasse gebeten. Man könnte aufhören, die Jägerschaft zu verteufeln, weil sie das Recht für sich reklamiert, notorische Streuner zu erledigen und dem Elend der verwilderten Katzen ein Ende zu setzen. Man könnte tatsächlich sogar so weit gehen, auf eine eigene Katze zu verzichten.

Ich weiß, wovon ich rede. Wir hatten mal eine. Irgendwann ging sie dahin. Wir haben uns nie wieder eine angeschafft.

JÖRG ALBRECHT

Peter M. Marra and

Chris Santella: "Cat Wars". The Devastating

Consequences of a

Cuddly Killer.

Princeton University Press, Princeton 2016. 212 S., geb., 42,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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