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Kaum einer kennt ihn mehr, den Mann, der Hermann Göring das Geld beschaffte: Johannes Popitz war ein Spitzenbeamter in der Weimarer Republik und im »Dritten Reich« der Finanzminister Görings. Gleichzeitig gehörte er, als einziger aktiver Minister, dem Widerstand an und konspirierte mit Ulrich von Hassell und Carl Goerdeler gegen Hitler. Die Historikerin Anne C. Nagel fügt die Widersprüche dieses Lebens zur umfassenden Biographie: Görings Finanzminister war ein kultivierter Bürger, ein Liebhaber Goethes und Fontanes. Er besaß den Mut, seinem Gewissen zu folgen, spielte ein doppeltes Spiel und…mehr

Produktbeschreibung
Kaum einer kennt ihn mehr, den Mann, der Hermann Göring das Geld beschaffte: Johannes Popitz war ein Spitzenbeamter in der Weimarer Republik und im »Dritten Reich« der Finanzminister Görings. Gleichzeitig gehörte er, als einziger aktiver Minister, dem Widerstand an und konspirierte mit Ulrich von Hassell und Carl Goerdeler gegen Hitler. Die Historikerin Anne C. Nagel fügt die Widersprüche dieses Lebens zur umfassenden Biographie: Görings Finanzminister war ein kultivierter Bürger, ein Liebhaber Goethes und Fontanes. Er besaß den Mut, seinem Gewissen zu folgen, spielte ein doppeltes Spiel und verlor. Am 2. Februar 1945 wurde Johannes Popitz von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Autorenporträt
PD Dr. Anne Christine Nagel ist Wissenschaftliche Angestellte an der Universität Gießen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Einziger aktiver Minister im Widerstand
Die Rätsel um den Finanzfachmann Johannes Popitz löst Anne C. Nagel nicht

Dem Spitzenbeamten der Weimarer Republik gebührt Bewunderung. Demgegenüber löst der Preußische Finanzminister auch 70 Jahre nach seiner Hinrichtung am 2. Februar 1945 bestenfalls Verwunderung aus. Der Verwaltungsjurist Johannes Popitz wurde 1921 im Alter von 36 Jahren Ministerialdirektor im Reichsfinanzministerium, stieg 1925 zum Staatssekretär auf. Er galt als Finanzreformer und Strippenzieher unter wechselnden Ministern, denen er sich turmhoch überlegen fühlte. Popitz soll - so Anne C. Nagel - bewusst Reibungen in den Verwaltungsablauf eingebaut und von Untergebenen Höchstleistungen erwartet haben. Wegen einer scharfen öffentlichen Auseinandersetzung mit Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht schied er Ende Dezember 1929 aus. Der "Privatmann" freundete sich mit dem Staatsrechtler Carl Schmitt an und brillierte als Vortragender in politischen und wissenschaftlichen Zirkeln.

Nach dem Preußenschlag vom 20. Juli 1932 setzte ihn Reichskanzler Franz von Papen als Reichskommissar für das preußische Finanzministerium ein. Ende April 1933 ernannte ihn Hermann Göring zum Preußischen Finanzminister. Einerseits achtete Popitz auf Haushaltsdisziplin, andererseits half er, Görings enormen "Geldhunger" zu befriedigen. Nach dem Judenpogrom von 1938 soll Popitz seinen Rücktritt angeboten haben, ohne darauf von Göring eine Antwort zu bekommen, so dass er im Amt blieb und fortan mit Ulrich von Hassell und Carl Friedrich Goerdeler gegen Hitler konspirierte: "Das ungebremste Engagement des Finanzministers für die materiellen Belange Preußens war jedenfalls über Jahre eine perfekte Tarnung." Ende August 1943 versuchte Popitz, den SS-Chef Heinrich Himmler für einen Umsturz zu gewinnen: "War es Naivität, Selbstüberschätzung oder mangelnde Phantasie, wenn der Preußische Finanzminister ungeschützt Gespräche über Staatsstreichpläne führte?" Unmittelbar nach dem missglückten Attentat auf Hitler wurde Popitz am 21. Juli 1944 verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Bis zur Hinrichtung tröstete er sich durch Goethe- und Fontane-Lektüre. Gestorben sei er "für seinen Glauben an den Staat. Dessen reale und ideale Gestalt über die Zeit zu retten, war sein wichtigstes Ziel." Den dabei eingeschlagenen seltsamen Wegen ist die Autorin nicht auf die Spur gekommen.

RAINER BLASIUS

Anne C. Nagel: Johannes Popitz (1884-1945). Görings Finanzminister und Verschwörer gegen Hitler. Eine Biographie. Böhlau Verlag, Köln 2015. 251 S., 24,90 [Euro].

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