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Die Biografie des Dr. Engelbert Niebecker ist in mancher Hinsicht symptomatisch für einen katholischen Geistlichen und Akademiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geprägt vom Ersten Weltkrieg, den er als Fliegerleutnant nur knapp überlebt, wirkt er nach seiner Priesterweihe als Kaplan in Kleve, Duisburg-Hochfeld und Coesfeld und absolviert ein Lehramtsstudium in Mathematik und Physik. Von 1929 an als Studienrat im westfälischen Borken tätig, erlebt er in einer katholischen Hochburg die nationalsozialistische "Gleichschaltung" des Schulwesens und des öffentlichen Lebens und das…mehr

Produktbeschreibung
Die Biografie des Dr. Engelbert Niebecker ist in mancher Hinsicht symptomatisch für einen katholischen Geistlichen und Akademiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geprägt vom Ersten Weltkrieg, den er als Fliegerleutnant nur knapp überlebt, wirkt er nach seiner Priesterweihe als Kaplan in Kleve, Duisburg-Hochfeld und Coesfeld und absolviert ein Lehramtsstudium in Mathematik und Physik. Von 1929 an als Studienrat im westfälischen Borken tätig, erlebt er in einer katholischen Hochburg die nationalsozialistische "Gleichschaltung" des Schulwesens und des öffentlichen Lebens und das kirchliche Ringen um Selbstbehauptung. Weit reicht die ideologische Durchdringung des Gymnasiums, sehr begrenzt sind die Handlungsspielräume der Schulleitung. Orientiert am politischen Loyalitätsverständnis seiner Kirche, zeigt Niebecker in 35 fürsorglichen Rundbriefen an seine ehemaligen, zur Wehrmacht eingezogenen Schüler von 1939 an starke menschliche Anteilnahme und zugleich ein Maß an Affirmation gegenüber Hitlers Armee und Kriegsführung, das aus heutiger Sicht irritiert. Nach Krieg und NS-Herrschaft kann Niebecker die äußere und innere Wiederherstellung des Borkener humanistischen Gymnasiums bis 1955 in leitender Funktion mitgestalten. So spiegeln sich in Niebeckers Leben und Wirken viele Facetten einer westfälischen Stadt-, Schul- und Mentalitätsgeschichte.
Rezensionen
Fliegerleutnant, Priester, Pädagoge - Engelbert Niebecker (1895-1955) vereinigte mehrere Berufe und Berufungen in seiner Person. Ein Soldat, der Theologe wurde? Was heute paradox wirken mag, war in der von zwei Weltkriegen geprägten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine Seltenheit. 1929 kam der Geistliche an die Borkener Oberschule für Jungen. 1933 wurde auch die katholische Hochburg Borken von der Gleichschaltung erfasst. Die Nazi-Ideologie durchdrang alle Lebensbereiche. An den Schulen engte das mehr und mehr die Handlungsspielräume der Lehrer ein. Niebecker war alles andere als ein Mann des Widerstands: Er verhielt sich loyal und zweifelte die staatliche Autorität nicht an. Dennoch: Eine Rüge des Nationalsozialistischen Lehrerbundes wegen seiner religiösen Prioritäten ist dokumentiert, insgesamt aber lehnte er sich nicht so weit aus dem Fenster, als dass es bedrohlich für ihn hätte werden können. Vieles an seinem Lebenslauf wirkt aus heutiger Sicht widersprüchlich und irritierend. Am Ende des Buches weiß der Leser: So hat sich Engelbert Niebecker verhalten. Bleibt die Frage, wie man sich selbst in solcher Zeit verhalten hätte. Peter Berger, in: Borkener Zeitung, 28.11.2015