ein kleines, aber sehr beeindruckendes Buch! ich habe es ab einem bestimmten Punkt atemlos und in einem Zug zu Ende gelesen. Man kennt das selbst: der Vater oder Großvater erzählt vom Krieg, und doch oft bruchstückhaft, stockend oder mit den Worten "man kann sich heute nicht mehr vorstellen, was
dort geschah". So hat man vom Fronteinsatz letztlich wenig erfahren, von der russischen Gefangenschaft…mehrein kleines, aber sehr beeindruckendes Buch! ich habe es ab einem bestimmten Punkt atemlos und in einem Zug zu Ende gelesen. Man kennt das selbst: der Vater oder Großvater erzählt vom Krieg, und doch oft bruchstückhaft, stockend oder mit den Worten "man kann sich heute nicht mehr vorstellen, was dort geschah". So hat man vom Fronteinsatz letztlich wenig erfahren, von der russischen Gefangenschaft noch weniger... das Credo des Buches steht so auch gleich am Beginn: der Geschichtsunterricht wird später von Schlachten, Gewinnern und Verlierern, Diktatoren und Feldherren berichten, vergessen wird das vieltausendfache, sinnlose Leid der "kleinen" Soldaten und Zivilisten auf beiden Seiten...
Dem Autor ist es hier gelungen, die Erzählungen seines Vaters in einen flüssigen fortlaufenden Text zu fassen, sie unkommentiert so wie sie sind, niederzuschreiben, mit vielen plastischen Schilderungen seines Vaters in "Ich-Form" und ohne sich in allzu vielen Einzelheiten zu verlieren, und doch spürt man, "hier wird nichts als die Wahrheit berichtet und es wird nichts weggelassen".
Gegliedert in die Zeitabschnitte "3 Fronteinsätze" und "4 Stationen der Gefangenschaft", versehen mit exakten Ortsangaben und Übersichtskarte- und wenn man evtl. noch einen Atlas hinzunimmt- kann man das Geschehen zeitlich und geografisch sehr genau mitverfolgen und versuchen, den "Wahnsinn" zu ordnen. Da das Buch nicht allzu umfangreich ist, wird es sozusagen "erträglich", all das schier endlose Leid mitzuverfolgen, den Wunsch der Soldaten, einfach nur eines Tages wieder nach Hause zu kommen, und den Leser trägt der Gedanke: "offenbar hat der Autor überlebt, sonst könnte er ja nicht berichten" und man "wartet" regelrecht mit ihm auf diesen Tag der "Heimkehr".
... auch die noch jugendliche Ahnungslosigkeit der 18jährigen, die da plötzlich einberufen werden, Hitlers Wahn, die Überheblichkeit mancher Offiziere, die frühe Ahnung daß der Krieg sinnlos und ohnehin verloren sei, die Russen, "denen es ja nicht besser ging, die aber oft Menschlichkeit zeigten", all das wird angesprochen und doch sprechen letztlich die Ereignisse selbst genügend für sich- man kann das Buch einfach nur weiterempfehlen als ein Zeitdokument, das Geschichte, Tagebuch und Anregung zum Nachdenken in einem ist.
Dem Autor Otto Schwaiger ist zu danken für sein Anliegen, all das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sich 50 bis 60 Jahre später damit auseinanderzusetzen.