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Aus einer Fülle von Briefen, Tagebüchern, Aufzeichnungen namenloser und prominenter Zeitgenossen, aus Bildern und Dokumenten hat Walter Kempowski in jahrelanger Arbeit eine gewaltige Collage, ein einzigartiges Werk komponiert. Es ist eine minutiöse, bisher nie geleistete Rekonstruktion von Alltagsgeschehen und historischen Ereignissen, konzentriert auf einen dramatischen Wendepunkt deutscher Geschichte: die Schlacht von Stalingrad ...
Ausstattung: 4 Bände im Schuber

Produktbeschreibung
Aus einer Fülle von Briefen, Tagebüchern, Aufzeichnungen namenloser und prominenter Zeitgenossen, aus Bildern und Dokumenten hat Walter Kempowski in jahrelanger Arbeit eine gewaltige Collage, ein einzigartiges Werk komponiert. Es ist eine minutiöse, bisher nie geleistete Rekonstruktion von Alltagsgeschehen und historischen Ereignissen, konzentriert auf einen dramatischen Wendepunkt deutscher Geschichte: die Schlacht von Stalingrad ...

Ausstattung: 4 Bände im Schuber
Autorenporträt
Walter Kempowski wurde im April 1929 in Rostock geboren und starb im Oktober 2007. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Seine monumentale Collage ¿Das Echolot¿ (1993) war eine literarische Sensation und machte den Autor berühmt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Dies sei "ein Frühling der Erinnerung" merkt Rezensent Volker Weidermann mit Blick auf Grass & Co. ironisch an. Kempowski, den er als "Weltereignisdirigenten" bezeichnet, stellt Weidermann aber doch über all jene Autoren, die in diesem "Rückversicherungs-, Bekenntnis- und Deutungsfrühling der Literatur" verschiedenste Epochen der Geschichte (Krieg, Mauerfall, 11. September) in privaten Geschichten sichern. Zwar tut, dem Rezensenten zufolge, auch Kempowskis Echolot-Projekt, um dessen neuesten Band "Barbarossa '41 es hier geht, genau das: das Bewahren der großen Geschichte "mittels Archivierung der kleinen Geschichten". Aber Kempowski sei der "der Geschichtsigel, der immer schon da gewesen ist, wenn die anderen Erinnerungswettläufer mit ihren Büchern japsend ankommen." Angesichts der unendlich vielen, kleinen, parallelen Alltagshistorien sieht der Rezensent Debatten über die Bedeutungshoheit der Geschichte rasch verstummen. Es sei die Kunst Kempowskis, aus einem dissonanten Nebeneinander im Verlauf des Buches ein Geschichtsbild entstehen zu lassen, das tatsächlich den "Eindruck einer Art Authentizität" vermittele, einer "Ahnung der Wirklichkeit, aus tausend persönlichen kleinen Wirklichkeiten zusammengesetzt". Alles sei da, in allen Tonlagen, an allen Fronten, "der Krieg, der Kampf, der unendliche Schrecken", der sich im Buch von Seite zu Seite weite. Der Krieg Deutschlands gegen die Sowjetunion sei mitgeschrieben worden, und Kempowski lasse uns lesen: "Alles".

© Perlentaucher Medien GmbH"
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2002

Als der Geschichte der Atem gefror
Walter Kempowskis Rußlandfeldzug / Von Volker Weidermann

Es ist ein Frühling der Erinnerung. In der deutschsprachigen Literatur dieses Jahresbeginns hat ein großes, zeitgeschichtliches Erinnern eingesetzt wie lange nicht mehr. Günter Grass bekennt, sich jahrelang lückenhaft erinnert und die Geschichte der Vertreibung der Deutschen zu Unrecht in seinen Büchern verschwiegen zu haben, Autoren aller Generationen aus dem Osten Deutschlands schreiben ihre Versionen des Mauerfalls und der letzten Jahre der DDR, und auch der 11. September ist schon mehrfach Gegenstand der Literatur geworden. Es ist ein Rückversicherungs-, ein Bekenntnis-, ein Deutungsfrühling in der Literatur. Die Geschichte wird in Geschichten gesichert und das Individuum sucht und findet seinen Ort während der großen und kleinen Weltenwenden in der privaten Erinnerung.

Ein solcher Frühling ist der Frühling Walter Kempowskis. Spätestens seit der Veröffentlichung der ersten vier Bände seines "Echolots" im November 1993, jenes kollektiven Tagebuchs aus den Kriegsmonaten Januar und Februar 1943, gilt er als der Bewahrer der großen Geschichte mittels Archivierung der kleinen Geschichten. Kempowski läßt Debatten über die Deutungshoheit der Historie rasch verstummen, indem er sie in unendlich viele kleine, parallele Alltagshistorien aufteilt und gleichberechtigt nebeneinander präsentiert: ein kollektives Tagebuch der Welt oder jenes Teiles der Welt immerhin, den Kempowskis Sammelwut bislang erreichte. Jene Sammelwut, die alles bewahren will und inzwischen im heimatlichen Nartum zu einem unüberschaubaren Weltarchiv geführt haben soll, in dem sich nur noch der Erinnerungskönig selbst und seine engsten Weltarchivmitarbeiter zurechtfinden können.

Aus diesem Archiv hat Kempowski jetzt einen neuen Zeitausschnitt herausgelöst und in einem weiteren Echolot-Band zusammengestellt. Er heißt "Barbarossa '41" und umfaßt das erste halbe Jahr des Kriegs, den Deutschland gegen die Sowjetunion führte. Der 22. Juni 1941 - was war das für ein Tag, an dem der "Barbarossa-Feldzug" begann und der große Krieg in seine vorentscheidende Phase trat?

Ein wunderbarer Morgen. Der Duft von Rosen, Heu und Flieder hängt in der Luft", schreibt der englische Diplomat und Schriftsteller Harold Nicolson in Kent in sein Tagebuch. "Der Führer macht eine kleine Spazierfahrt", schreibt Joseph Goebbels, "07.00 Abmarsch. Grenzüberschreitung", notiert der Gefreite Feldmann in Litauen, "Der Feind ist anscheinend auf ganzer Linie taktisch überrascht", meldet General Franz Halder in Berlin, der Unteroffizier Hans Schmitz schreibt von der Front am Bug: "Unsere Flugzeuge sind recht fleißig. Wir empfangen in aller Ruhe Kaffee. Mir geht's gut." Alexander Grusdew freut sich in Leningrad auf das Spiel seiner Lieblingsfußballmannschaft, die um sechs Uhr abends antritt. Der diensthabende General im Kreml weigert sich in der Nacht, Stalin zu wecken, und ist erst durch die Nachricht "Die Deutschen bombardieren unsere Städte" dazu zu überreden, auf den Gesichtern von Churchill, Eden und Winant zeigt sich beim Aufwecken in London ein "Lächeln der Genugtuung", wie der Privatsekretär Winston Churchills, John Colville, notiert. Um halb drei Uhr nachts ist "der Führer sehr ernst", wie Goebbels schreibt, und will noch ein paar Stunden schlafen. Goebbels schläft auch, hört zuvor noch erste Vogelstimmen im Garten und vermerkt: "Der Atem der Geschichte ist hörbar."

"Was ist das heute für ein schwarzer Tag", schreibt der Schriftsteller Emil Barth in Xanten. "Heute wunderbarer Sonntag. Herrlicher Sonnenschein, heiß und windstill", der Oberstabsarzt Willi Lindenbach in Gummersbach. "Vom Ausgang dieses großen, historischen Kampfes hängt das Wohlergehen der ganzen Menschheit ab", schreibt der sechzehnjährige Jurij Rjabinkin in Leningrad. Beim Schlafengehen in London wiederholt Churchill mehrfach, wie wundervoll es sei, daß Rußland jetzt gegen Deutschland kämpfen müsse, und sein Sekretär notiert: "Ich habe noch nie einen solchen erfreulichen Abend verbracht."

So klingen die ersten Takte des neuen Geschichtskonzertes, interpretiert vom Weltereignisdirigenten Walter Kempowski. Ein scheinbar wirres, dissonantes Nebeneinander von Stimmungen, Erlebnissen an der Front, in der Heimat, am Bett der Macht. Die Vögel singen, das Wetter ist gut, ein neuer Krieg beginnt, nur wenige ahnen, was das heißen wird. Es ist die Kunst Kempowskis, aus diesem dissonanten Nebeneinander im Verlaufe des Buches ein Geschichtsbild entstehen zu lassen, das tatsächlich den Eindruck einer Art Authentizität vermittelt, einer Ahnung der Wirklichkeit, aus tausend persönlichen kleinen Wirklichkeiten zusammengesetzt. Den Auftakt jedes Tages machen in der Regel die Schriftsteller aus aller Welt, Thomas Mann in Pacific Palisades, Ernst Jünger in Paris, Julien Green in Baltimore, dann Berichte von der Front, vom Kriegsgeschehen auf beiden Seiten, Feldpostbriefe aus der Heimat, anfeuernd, sehnsüchtig, verzagt, Schilderungen aus dem eingekesselten Leningrad, vom tausendfachen Hungertod, Schilderungen, die keiner, der sie einmal gelesen hat, je wird vergessen können. Und zum Ende jedes Tages die kühlen, sachlichen Berichte Adam Czerniakóws, des Vorsitzenden des Judenrates, aus dem Warschauer Ghetto und ein kurzer Vermerk Danuta Czechs aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau über die neuen Häftlinge.

Es ist alles da, in allen Tonlagen, an allen Fronten, der Krieg, der Kampf, der unendliche Schrecken, der sich im Buch von Seite zu Seite weitet, immer weiter, bis dahin, wo kaum ein Berichterstatter vorher hingesehen und mitgeschrieben hat. Der Krieg Deutschlands gegen die Sowjetunion wurde mitgeschrieben. Und Kempowski läßt uns lesen. Alles.

Als der Schriftsteller W. G. Sebald vor einigen Jahren beklagte, daß die deutsche Nachkriegsliteratur die Bombardierung deutscher Städte schmählich vernachlässigt habe, da holte Kempowski kühl noch einmal sein erstes "Echolot" hervor, stellte für die Überleser die Passagen zum Luftkrieg noch einmal separat zusammen, erklärte knapp: Hier, der Luftkrieg in der deutschen Literatur, ich habe es schon längst zusammengeschrieben. Und auch das Bekenntnis eines Mißerinnerns, zu dem sich sein Generationsgenosse Günter Grass jetzt hinreißen ließ, kann Walter Kempowski nicht passieren. Er ist der Geschichtsigel, der immer schon dagewesen ist, wenn die anderen Erinnerungswettläufer mit ihren Büchern japsend ankommen. Sein Echolot hat es schon ausgehorcht, bis auf den Grund.

Und auch wenn der Gefreite Reinhold Pabel mit seinen Worten recht hat: "Der Krieg ist anders als im Buch, in jedem realistischen nicht ausgenommen", so ist mit "Barbarossa '41" doch wieder ein Buch zu lesen, das dieser Wirklichkeit wenigstens am nächsten kommt.

Walter Kempowski: "Das Echolot". Barbarossa '41. Ein kollektives Tagebuch. Albrecht Knaus Verlag, München 2002. 732 S., geb., 49,90 .

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.07.2002

Alexanderschlacht im Osten
Kempowskis „Echolot” tastet das Unternehmen Barbarossa ab
Gleich auf den ersten Seiten des neuen „Echolot”-Bandes findet sich ein Textfragment, das Kempowskis Arbeit, dieses Lebenswerk einer Suche nach der verlorenen Zeit, in ein dramatisches Bild bringt:„Am 22. Juni 1941”, so erinnert sich die Leningrader Bibliothekarin Nina Druschinina, „war unser Lesesaal vollbesetzt. Im Saal saßen etwa 500 Menschen, es herrschte Stille, nur leises Umblättern der Seiten war zu vernehmen. Plötzlich klingelte das Telefon. Es war mein Mann, der mich benachrichtigte, dass der Krieg ausgebrochen war und dass er einen Marschbefehl bekommen hatte. Diese Nachricht war für mich so überraschend und so schrecklich, dass ich an diese Worte zuerst nicht glauben konnte. Nach einer Weile erschien ein Vertreter des Parteikomitees, er kletterte auf den Tisch und teilte den Menschen die schreckliche Nachricht mit. Er ließ alles sofort zum Feld hinter dem Institut marschieren, wo Splitterschutzgräben unter Leitung des Institutsdirektors Tjurkin ausgeschachtet werden sollten. Der Lesesaal leerte sich, auf den Tischen blieben Bücher, Hefte, Taschen, Aktentaschen liegen, über den Stuhllehnen hingen Jacken und Blusen.”
Bibliothek der Erinnerung
500 Menschen, die soeben noch ruhig beieinander saßen, zerstreuen sich mit einem Mal ins Chaos des Krieges. Zurück bleiben ein leerer, stiller Bibliotheksraum und aufgeschlagene Texte: herrenlose Hefte und Bücher, Notizzettel, Arbeiten, Briefe.
Walter Kempowski ist ein Bibliothekar der Erinnerung. In seinem Archiv in Nartum lagern mittlerweile 7000 Biografien. Schon Anfang der Neunziger Jahre definierte er sich nicht als Schriftsteller, sondern als „Sammler”, der glaubt, eher durch das „Finden als das Erfinden” könne eine Zeit authentisch wiedergegeben werden. Auf die Frage, wann ihm die Idee zu seinem „Echolot”- Projekt gekommen sei, antwortete er damals mit einer Anekdote aus Bautzen, dem Gefängnis, in dem er von 1948 bis 1956 saß: „Als ich einmal abends über den Anstaltshof geführt wurde, fragte ich den Wachtmeister, woher das seltsame Gemurmel komme, das in der Luft lag. Er antwortete: ,Das sind ihre 8000 Kameraden. Die erzählen sich was.‘ Dieser Moment war der Beginn von ,Echolot‘. ”
Hefte und Tagebücher, Briefe und Heeresberichte, komponiert zum mikrohistorischen Kaleidoskop – diesmal stammt all das schriftliche Gemurmel aus der Zeit vom Samstag, dem 21. Juni 1941 bis zum Mittwoch, dem 31. Dezember. Es gibt kein auktoriales Bewusstsein, das all diese 8000 deutschen und russischen Kameraden und Todfeinde, diese punktuell erfahrenen Wirklichkeitsmomente deuten oder das Detailgestöber dieser Ameisenwirklichkeit, – Kempowski bezieht sich im Vorwort auf Altdorfers „Alexanderschlacht”, „jenes bekannte Gemälde, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die gegeneinander wogen, um einander umzubringen” – in den jeweiligen Kriegsverlauf einbetten würde.
Kempowski – der in Bautzen übrigens einen Chor leitete – beschränkt sich darauf, all die Stimmen wie einen Chor aufzustellen. Er rekonstruiert das Objekt Wirklichkeit, indem er es schneidet, neu arrangiert, ummontiert. Seine Technik erinnert an Barthes’ Begriff vom Simulacrum: „Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen; das ist scheinbar wenig... Und doch ist dieses Wenige entscheidend, denn zwischen den beiden Objekten bildet sich etwas Neues, und dieses Neue ist das allgemein Intelligible: das Simulacrum, das ist der dem Objekt hinzugefügte Intellekt.”
Den Anfang jeden Tages bilden einige große Geister in aller Welt. Thomas Mann, Bert Brecht und Julien Green kommentieren aus den Logen des Exils das Weltgeschehen und die eigene leicht erhöhte Körpertemperatur. Während die Deutschen durch die Ukraine marschieren, dringt Ernst Jünger „im Halbschlaf innig in den Geist der Sprache ein – besonders deutlich wurden mir die Konsonantengruppen m-n, m-s, m-j, in denen das Hohe, Männliche und Meisterhafte zum Ausdruck kommt.”
Sprache im Halbschlaf: An den daran anschließenden Feldbriefen und Tagebucheintragungen fällt sehr schnell die enorme Wirkmacht der Propaganda auf, Redewendungen von Goebbels und Molotow sickern jeweils sofort in den Sprachgebrauch des Einzelnen ein. Zum einen überrascht es immer wieder, wie naiv sich die Deutschen den Russland-Feldzug vorstellen. „Ich sage voraus, dass in vier bis fünf Wochen die Hakenkreuzfahne auf dem Kreml in Moskau wehen wird,” notiert ein Leutnant am 23. Juni 1941 in seinem Tagebuch. „Na, was sagt Ihr denn zu unserem neuen Gegner?”, schreibt der Feldwebel H. M. am selben Tag, forsch und erwartungsfroh wie vor der Begegnung eines Fußballspiels. Sechs Monate später stecken sie alle im russischen Winter fest.
Vor allem aber ist es deprimierend, Seite für Seite zu sehen, wie tief die Sprache der NS–Propaganda in die Sprache, in die Ritzen des Denkens nahezu jedes Einzelnen eingedrungen ist. Die Aufzeichnungen fast aller deutscher am Unternehmen Barbarossa Beteiligten sprechen vom „Untermenschen” und der „Verjudung”, den „primitiven Völkern des Ostens”, die nunmal zu beseitigen sind. So ist Kempowskis Echolot auch eine empirische Ergänzung zu Klemperers „LTI – Die Sprache des Dritten Reiches”.
Mimesis ans Tote
Am Ende jeden Tages steht die kühle Präzisionsarbeit von Danuta Czech. Im ersten Band über das Jahr 1943 hält am Ende jeden Tages die polnische Historikerin Zahlen der Toten in Auschwitz-Birkenau fest. Diesmal listet sie in erster Linie Registrierungsnummern auf: „60 Häftlinge, die von der Gestapo eingeliefert worden sind, erhalten die Nummern 17270 bis 17 329. In dem Transport befinden sich 43 Polen und Juden.” Täglich nackte Zahlen von Todgeweihten – Sprache als Mimesis ans Tote.
Um all die Stimmen legt sich aber noch eine Klammer: Am Eingang jedes Kapitels, also jeden Tages steht ein Bibelzitat, die jeweilige Losung der Herrnhuter Gemeinde. So heben die 731 Seiten wie zum Hohn mit einer Stelle aus dem Römerbrief an: „Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor...” Beendet wird jeder Tag mit dem Text eines aktuellen Schlagers. Im Anschluss an Czechs Register der Todgeweihten hat man plötzlich Hans Albers im Ohr: „Good bye Johnny! Schön war’s mit uns zwei’n.”
Kempowski arbeitet inzwischen am letzten Band des Echolots, das die Zeit vom 23. April bis zum 10. Mai 1945 umfassen soll. „12000 Seiten Rohmanuskript habe ich schon.”
ALEX RÜHLE
WALTER KEMPOWSKI: Das Echolot – Barbarossa 41. Ein kollektives Tagebuch. Albrecht Knaus Verlag, München 2002. 736 Seiten, 49,90 Euro.
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Der Autor als Sammler und Aufbereiter: In seiner Edition "Das Echolot" ist Kempowski immer wieder der eigenen und der deutschen Vergangenheit auf der Spur. Sein jüngstes Werk, "Barbarossa ´41", ist ein kollektives Tagebuch des deutschen Russlandfeldzuges, in dem Opfer und Täter vom Verbrechen des Krieges berichten. (Hörzu)
"Wenn die Welt noch Augen hat zu sehen, wird sie in diesem Werk eine der größten Leistungen der Literatur unseres Jahrhunderts erblicken." FAZ