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Adriana ist ein Mädchen vom Land, das in die Großstadt Rom kommt und von einer Karriere beim Film träumt. Sie lernt die unterschiedlichsten Männer kennen, die sich alle in sie verlieben, und von denen sie sich Unterstützung bei der Erfüllung ihres Wunsches verspricht...
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- Booklet mit Hintergrundinformationen

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Produktbeschreibung
Adriana ist ein Mädchen vom Land, das in die Großstadt Rom kommt und von einer Karriere beim Film träumt. Sie lernt die unterschiedlichsten Männer kennen, die sich alle in sie verlieben, und von denen sie sich Unterstützung bei der Erfüllung ihres Wunsches verspricht...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2023

Das süße Leben

Antonio Pietrangelis Film inszeniert den Glanz der Sechzigerjahre - und das Elend als Preis der Freiheit.

Dieser Film ist, fast zwei Stunden lang, von einer fast unabweisbaren Schönheit, Zartheit, Attraktivität, und dann findet er zu einem traurigen, ja schrecklichen Ende - und wenn man, was man unbedingt tun sollte, ihn sich ein zweites Mal anschaut, wenn also die Erinnerung die Szenen vom Ende her noch einmal zurückgespult hat: Dann sollte man, mit ganzer Kraft und seinem ganzen Einfühlungsvermögen, die Schönheit und Zartheit der Inszenierung gegen das böse Ende verteidigen. Dann darf man nicht dem Trugschluss erliegen, weil das Ende böse ist, all das, was bis dahin geschehen ist, als falsch und verdorben zu werten. Und in diesem Film nur die Kritik der Zustände, die er schildert und von denen er sich nährt, zu sehen.

"Io la conoscevo bene" ist eher ein Episodenfilm, als dass er ein Drama, eine Tragödie wäre, keine Geschichte also, die auf den Untergang ihrer Heldin von Anfang an hinauslaufen müsste. Es ist die Geschichte der hübschen jungen Frau Adriana Astarelli, gespielt von der hübschen, damals neunzehn Jahre jungen Stefania Sandrelli, die, ihres öden Lebens als Friseurin in einer Kleinstadt überdrüssig, nach Rom umzieht, weil sie glaubt und weil die Männer ihr versichern, dass dort, wo es Filmstudios, Fotoateliers und unerreicht schicke Partys gibt, einer Frau wie ihr alle Möglichkeiten offenstünden. Sie wird reich und berühmt und ein Filmstar werden. Oder mindestens die Frau eines Mannes, der ihr ganz Rom zu Füßen legt.

Der Film ist von 1965 - und wenn man ihn von heute aus betrachtet, ist es nicht leicht zu unterscheiden, wie viel von seiner Schönheit, seinem Glanz, seinen visuellen Reizen vom Regisseur Antonio Pietrangeli intendiert und inszeniert war. Und was erst die Zeit hinzugefügt hat, was also sich den fast sechzig Jahren verdankt, die seither vergangen sind und die uns all das, was inzwischen verloren gegangen ist, als kostbar und unerreichbar wahrnehmen lassen. Eine römische Straße im Sommermorgengrauen, ein Fiat 500, darin Adriana nach einer durchfeierten Nacht - viel mehr braucht es einerseits nicht, damit man überwältigt ist. Und andererseits scheint Pietrangeli zu wissen, dass zwei, drei Straßenkreuzungen oder Filmschnitte entfernt, zur selben Tageszeit in einer ganz anderen Stadt, eine andere Freibeuterin der Nächte vor dem Schaufenster von Tiffany's steht. Auch ein Film wie "Io la conoscevo bene", der in Neubauvierteln, Tiefgaragen, Bahnhofswartehallen nach Wirklichkeitsnähe sucht, konstruiert seine Szenen aus Zeichen, die nicht für jeden Film neu erfunden werden müssen.

Die Bilder sind schwarz-weiß und leuchten am schönsten in der Nacht, wenn elektrische Lampen den Glanz von Körpern und Kleidern, von Lippenstift und Champagnergläsern verstärken und die Inszenierung sich selbst zu feiern scheint. Die Musik ist manchmal aus anderen Filmen geborgt, die Gäste waren womöglich gestern noch in Cortina d'Ampezzo, bei einer der Partys aus dem "Rosaroten Panther". Was nicht heißt, dass "Io la conoscevo bene" ein Film über Filme wäre, Metakino, nur für Kenner. Eher weist es darauf, dass auch die lebensnahen Menschen dieses Films davon träumen, dass ihr Leben wie ein Film wäre: "La dolce vita" vielleicht, ohne Fellinis Prätentionen.

Adriana ist schön und unschuldig und das, was man damals wohl sündig nannte. Sie will etwas werden, und sie hat nichts dagegen, wenn Männer, die sie begehren, ihr jene Türen aufhalten, die in die Filmstudios oder die schicken Villen reicher Leute führen. Aber wann immer es darum geht, ihre Leidenschaften zugunsten der Geschäfte in einem Eisfach zwischenzulagern, macht sie nicht mit; sie schafft es einfach nicht, ein zynisches Verhältnis zu sich selbst aufzubauen. Den großen Filmstar, der in seiner Limousine auf sie wartet, lässt sie warten, bis er aufgibt; aber den Betrüger, der sie mit der unbezahlten Hotelrechnung sitzen lässt, findet sie auch Wochen später, als er wieder auftaucht, unwiderstehlich. So unterminiert sie ihre eigenen Ambitionen. Mit einem unterhaltsamen Mann lässt sie sich ein, mit einem reichen, mächtigen lieber nicht.

Dass sie scheitert, erzählt der Film, aber dass sie scheitern müsste, behauptet er nicht: Das ist der Trost seiner Episodenstruktur, der alles Zwangsläufige fremd ist und die auf thrills und suspense schon deshalb verzichten kann, weil das Schauen selbst hier Freude genug ist. Rom 1965, da spielt Mario Adorf einen Boxer, der gerade übel verprügelt worden ist, und Joachim Fuchsberger einen Schriftsteller, dem nichts Besseres einfällt, als Prosa auf Kosten seiner Geliebten zu schreiben, und Franco Nero, noch sehr jung, ist der Mann, der unten in der Garage die Autos pflegt und von Adriana ihr schönstes Lächeln und leider nicht mehr bekommt.

So spiegelt dieser Film seine Bilder zurück in unsere Gegenwart. Der verführerische Glanz jener Jahre ist verschwunden. Dafür käme Adriana mit ihrer sexuellen Nonchalance heute viel leichter davon. Vermutlich ist das ein Fortschritt. CLAUDIUS SEIDL

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