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Wir befinden uns in faschistischen Italien Anfang der 40er Jahre. In dem kleinen sizilianischen Städtchen Castelcutò durchlebt der 13-jährige Renato (Guiseppe Sulfaro) seine Pubertät. Objekt seiner geheimen Begierden ist die schöne Malèna (Monica Bellucci), die eine Art Attraktion in dem Ort ist. Sobald Malèna die Piazza betritt renken sich die Männer lechzend die Hälse aus und die neidischen Weiber zerreißen sich das Maul. Dabei gibt sie eigentlich keinen Anlass zu übler Nachrede. Sie gibt sich zurückhaltend, ja geradezu unnahbar, und ist zudem mit einem jungen Offizier, der sich auf einem…mehr

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Produktbeschreibung
Wir befinden uns in faschistischen Italien Anfang der 40er Jahre. In dem kleinen sizilianischen Städtchen Castelcutò durchlebt der 13-jährige Renato (Guiseppe Sulfaro) seine Pubertät. Objekt seiner geheimen Begierden ist die schöne Malèna (Monica Bellucci), die eine Art Attraktion in dem Ort ist. Sobald Malèna die Piazza betritt renken sich die Männer lechzend die Hälse aus und die neidischen Weiber zerreißen sich das Maul. Dabei gibt sie eigentlich keinen Anlass zu übler Nachrede. Sie gibt sich zurückhaltend, ja geradezu unnahbar, und ist zudem mit einem jungen Offizier, der sich auf einem Feldzug in Afrika befindet, glücklich verheiratet.

Doch dies hält den Großteil der Bewohner nicht ab ihr, auf Grund ihrer sündhaften Schönheit, alle möglichen Affären und moralische Verfehlungen anzudichten. Nur Renato hält an dem Idealbild seiner Traumfrau fest. Aus der Distanz beobachtet er sie und verfolgt im Geheimen ihren Lebenswandel. Denn das Schicksal spielt Malèna übel mit. Zunächst fällt ihr Mann im Krieg und dann kommt ihr Vater bei einem Bombenangriff ums Leben. Die ortsansässigen geilen Böcke haben auf so einen Moment nur gewartet. Malèna wird nun zum Freiwild jeglicher männlicher Begierden und die sogenannten ehrenwerten Herren erkaufen sich, im Bewußtsein über ihre Notlage, mit Nahrungsmitteln ein Schäferstündchen. Fortan wird sie als Hure abgestempelt und schließlich von eifersüchtigen Frauen aus dem Dorf getrieben. Doch dann passiert mit Renatos Hilfe so etwas wie ein Wunder.

Bonusmaterial

Deutsche Untertitel in der italienischen Originalfassung nicht ausblendbar. - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Making Of - Über 30 Min. Szenen vom Set - Interviews mit Monica Bellucci und Giuseppe Tornatore - Fotogalerie - Bio- und Filmografien - Bebilderte Produktionsnotizen - DVD-Rom Part
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2001

Das Objekt des Geredes
Bei Oberflächenreizen in die Leere gehen: Giuseppe Tornatores Film "Der Zauber von Malèna"

Die Piazza ist seine Welt. Der sizilianische Regisseur Giuseppe Tornatore nutzt vielseitig diesen zentralen Schauplatz geselligen Lebens: als Treffpunkt und Beobachtungsposten, als Ort der Kollisionen und Konflikte, als Bühne für Prozessionen, Aufmärsche und Spektakel. Der Film "Cinema Paradiso", Tornatores Rückblick auf die fünfziger Jahre, verklärt eine Kindheit zwischen Kirche und Kino, die beide auf ihre Weise die provinzielle Piazza prägen. In "L'uomo delle stelle" (Der Mann, der die Sterne macht) tritt ein Hochstapler, der armen Sizilianern eine Filmkarriere verspricht, gerne im Glanz prächtiger Plätze auf, um mit jahrhundertealter Architektur haltlose Zukunftsträume zu rahmen.

Auch "Der Zauber von Malèna" braucht die ansehnliche architektonische Kulisse. Auf rundum beschallter Piazza soll eingangs Weltpolitik widerhallen: Dort lassen sich 1940 die Kleinstadteinwohner einwickeln von der verlogenen Rhetorik Mussolinis, der gerade im Radio Frankreich und Großbritannien den Krieg erklärt. Gleichzeitig überquert in Blickrichtung der Menge Malèna (Monica Bellucci), die attraktivste Frau des Städtchens, eleganten Schrittes den Platz. Gerade als die schwarzlockige Schöne die Piazza wie eine Bühne betritt, klatschen alle, als gelte ihr Beifall der jungen Frau.

Diesen Eindruck suggeriert hier jedenfalls die Kamera, ganz im Schlepptau von Malènas jüngstem Verehrer, dem kaum dreizehnjährigen Radfahrer Renato (Giuseppe Sulfaro). Flott und ironisch montiert, versprechen die Eingangssequenzen hinter der Fassade faschistischer Feiern und Fahnen erotischen und politischen Konfliktstoff. Doch diese Erwartung wird schnell enttäuscht. Aus dem vielschichtigen Anfang entwickelt sich nichts. Statt Verhältnisse zu durchleuchten, bleibt Tornatore diesmal kleben an einer platten Schmierenkomödie aus Massenhysterie und Masturbation. Keine Figur, keine Aporie entfaltet sich vor unseren Augen. Am Ende haben wir weder Krieg noch Frieden, weder Renato noch Malèna wirklich kennengelernt.

"Der Zauber von Malèna", jüngst im Wettbewerb der Berlinale, ist ein Film voller Chargen ohne Charakterrollen. Lästermäuler und Maulhelden beim Barbier oder in der Bar, kurz: alle Männer des Städtchens vom Apotheker bis zum Pennäler, kennen nur ein Objekt der Begierde und des Geredes: Malèna, deren Mann gleich nach der Hochzeit in den Krieg zog. Und Renato treibt den Voyeurismus pubertär auf die Spitze. Tags verfolgt er Malèna mit dem Fahrrad, nachts beobachtet er sie durch Lücken der Fensterläden in ihrer Villa, ohne daß sie ihm je die geringste Aufmerksamkeit schenkt.

Lüsternheit liegt in der Luft und erstickt jede Spur von Story im Ansatz. Wenn etwa der Junge mehr oder weniger durchschaubare Beziehungen Malènas bemerkt, setzt der Film alles Gieren und Geifern daran, zugunsten der groben Farce jeden Anflug von Gesellschafts- oder Geschichtsbild zu vermeiden. Was Renato anstachelt, ist nicht detektivisches Interesse. Er fixiert sich auf Malènas Reize und seine sexuellen Reaktionen: ein Triebbündel, das von seiner zeternden Familie mit Schreien, Schlägen und Stühlewerfen bestraft wird. Doch da der Film dem Halbwüchsigen keine Eigenschaften außer seiner Sexualität gönnt, interessiert auch diese auf die Dauer nicht.

Eine Zeitlang behält immerhin Malèna, konsequent aus der Außenperspektive gesehen, eine Art Geheimnis. Doch wenn die umschwärmte Bellezza aus guter Familie, angeblich unter dem Druck des öffentlichen Geschwätzes, sich auf der Piazza als blonde Hure feilbietet, nimmt der Film eine abwegige Wendung vom Zauber zur Zote. Es ist nicht der letzte Wechselfall, der da der Gutgläubigkeit des Zuschauers allerhand zumutet.

Warum dieser Niedergang? Offensichtlich ist Tornatore hier ohne Fabio Rinaudo, den Koautor seiner früheren sizilianischen Filme, von so vielen guten Geistern verlassen, daß auch seine formale Brillanz ins Leere läuft. Die aufwendigen Choreographien auf der Piazza und die ausgetüftelten Plansequenzen durchs Städtchen entschlüsseln hier einfach gar nichts. Und anders als im weitgefächerten und tiefgründigen Panorama "Der Mann, der die Sterne macht" haben die traditionsreichen Schauplätze hier nie Anteil am Geschehen, sondern bieten nur Oberflächenreize. Diesmal ähnelt der Regisseur selbst dem Hochstapler, der sich beim Ambiente Bedeutung leiht, die seine Schaumschlägerei nicht hat.

EVA-MARIA LENZ

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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