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Wolfgang Knöbl begreift seine Untersuchung als Kritik der Modernisierungstheorie in ihrer klassischen und in ihrer aktuellen Form. Er zeigt deren Aporien auf und sucht gleichzeitig nach makrosoziologischen Alternativen. Mit seiner Arbeit legt er den Grundstein für eine empirisch gehaltvolle normative Theorie der Moderne.
Mit der Modernisierungstheorie entstand in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein neuer Typus von soziologischer Theorie. Erstmals wurde hier der Anspruch erhoben, makroskopischen sozialen Wandel beschreiben und erklären zu können. Nach zwanzigjähriger
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Produktbeschreibung
Wolfgang Knöbl begreift seine Untersuchung als Kritik der Modernisierungstheorie in ihrer klassischen und in ihrer aktuellen Form. Er zeigt deren Aporien auf und sucht gleichzeitig nach makrosoziologischen Alternativen. Mit seiner Arbeit legt er den Grundstein für eine empirisch gehaltvolle normative Theorie der Moderne.

Mit der Modernisierungstheorie entstand in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein neuer Typus von soziologischer Theorie. Erstmals wurde hier der Anspruch erhoben, makroskopischen sozialen Wandel beschreiben und erklären zu können. Nach zwanzigjähriger Dominanz in den westlichen Sozialwissenschaften verlor die Modernisierungstheorie jedoch an Einfluß und wurde sogar totgesagt.

Seit Ende der achtziger Jahre erleben wir jedoch eine Renaissance der Modernisierungstheorie. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem ökonomischen Aufstieg Ostasiens und dem Zusammenbruch des sowjetischen Sozialismus sind die Fragen nach dem Wandel von Gesellschaften wieder von drängender Aktualität. Einflußreiche Autoren haben neue Theorieentwürfe vorgelegt.

Von Anbeginn litt diese Theorie allerdings unter Problemen, die -- so Knöbl -- auch in den Schriften der Modernisierungstheoretiker unserer Tage nicht überwunden sind: Die Modernisierungstheorie war und ist nicht in der Lage, die problematische Dichotomie zwischen Moderne und Tradition aufzuheben; sie konnte und kann noch immer nicht in adäquater Weise die große Rolle von Kriegen und makrosozialer Gewalt in der Genese der europäisch-amerikanischen Moderne begreifen; und sie hat nach wie vor keinen sensiblen konzeptuellen Apparat zur Erklärung der Entstehung demokratischer und totalitärer Regime in der Moderne.

Im zweiten Teil des Buches interpretiert Knöbl die Werke dreier Autoren, deren theoretische Anstrengungen sich auf ebendiese Probleme richten: So versucht Shmuel N. Eisenstadt die Dichotomie zwischen Moderne und Tradition aufzuheben; Michael Mann entwickelt ein neues Bild der europäischen und amerikanischen Moderne, indem er schwerpunktmäßig Kriege und ihre Folgen theoretisch zu fassen versucht; und Johann P. Arnason liefert durch einfühlsame Analysen des Totalitarismus eine neue Interpretation der Moderne. Die unterschiedlichen Ansätze dieser Autoren ergänzen einander. Alle drei brechen mit den Grundannahmen der Modernisierungstheorie und bahnen dadurch den Weg zu einer neuen, fruchtbaren Theorie sozialen Wandels.

Wie lassen sich Kritikmaßstäbe für bestehende westliche oder nicht-westliche Modernen (im Plural!) gewinnen? Diese Frage bildet das Kernthema des abschließenden dritten Teils. Will man nicht mehr stillschweigend unterstellen, daß sich die normativen Vorstellungen der westlichen Welt im Rahmen eines Entwicklungs- oder Rationalisierungsprozesses ohnehin weltweit durchsetzen werden, bedürfen die darin implizierten normativen und demokratietheoretischen Fragen dringend der Klärung. Die beste Ausgangsbasis dafür sieht Wolfgang Knöbl in den Arbeiten Alain Touraines zur Demokratie und zum Subjekt in der Moderne.

Inhalt:
1. Einleitung

Erster Teil
Zur Historisierung der Modernisierungstheorie

2. Die politischen Anfänge der Modernisierungstheorie in den
fünfziger Jahren. Der Sprung ins kalte Wasser und die sich
daran anschließenden Fragen
3. Die Modernisierungstheorie vor ihrer Entstehung
4. Die kurze Blüte der Modernisierungstheorie: Die fünfziger
und sechziger Jahre

Zweiter Teil
Makrosoziologische Neuanfänge: Mühevolle Auswege aus der Modernisierungstheorie

5. Die Tradition der Moderne: Shmuel N. Eisenstadt
6. Die kriegerische Konstitution der Moderne: Michael Mann
7. Der Konflikt der Interpretationen und die Logiken der Moderne: Johann P. Arnason

Dritter Teil
"Multiple Modernities", Krieg und Totalitarismus: Konsequenzen einer realistischen Makrosoziologie

8. Alain Touraines normative Fragen angesichts der Fragilität
der Moderne
9. Rückblick und Ausblick
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Wolfgang Knöbl, geb. 1963, arbeitet am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien, Abteilung für Soziologie, der FU Berlin. Seit 1996 Wiss. Assistent; Habilitation 2000, Professor für Soziologie in Göttingen. Seit April 2015 Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung.