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Bestseller-Autor Harald Welzer legt mit »Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit« eine neue und frische Analyse der großen gesellschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland vor, eine umfassende Diagnose der Gegenwart für alle politisch Interessierten. Unsere Gesellschaft verändert sich radikal, aber fast unsichtbar. Wir steuern auf einen Totalitarismus zu. Das Private verschwindet, die Macht des Geldes wächst ebenso wie die Ungleichheit, wir kaufen immer mehr und zerstören damit die Grundlage unseres Lebens. Statt die Chance der Freiheit zu nutzen, die historisch hart und bitter…mehr

Produktbeschreibung
Bestseller-Autor Harald Welzer legt mit »Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit« eine neue und frische Analyse der großen gesellschaftlichen Zusammenhänge in Deutschland vor, eine umfassende Diagnose der Gegenwart für alle politisch Interessierten.
Unsere Gesellschaft verändert sich radikal, aber fast unsichtbar. Wir steuern auf einen Totalitarismus zu. Das Private verschwindet, die Macht des Geldes wächst ebenso wie die Ungleichheit, wir kaufen immer mehr und zerstören damit die Grundlage unseres Lebens. Statt die Chance der Freiheit zu nutzen, die historisch hart und bitter erkämpft wurde, werden wir zu Konsum-Zombies, die sich alle Selbstbestimmung durch eine machtbesessene Industrie abnehmen lässt, deren Lieblingswort »smart« ist.
Was heißt das für unsere Gesellschaft? Nach seinem Bestseller »Selbst denken« analysiert Harald Welzer in »Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit«, wie die scheinbar unverbundenen Themen von Big Data über Digitalisierung, Personalisierung, Internet der Dinge, Drohnen bis Klimawandel zusammenhängen. Daraus folgt: Zuschauen ist keine Haltung. Es ist höchste Zeit für Gegenwehr, wenn man die Freiheit erhalten will!
Autorenporträt
Harald Welzer, geboren 1958, ist Sozialpsychologe. Er ist Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und des Norbert-Elias-Centers für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg. In den Fischer Verlagen sind von ihm u. a. erschienen: 'Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden', 'Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird', 'Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen', 'Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens' und - gemeinsam mit Richard David Precht - 'Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist'. Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen.
Rezensionen
anregende, manchmal anekdotenhafte Einsichten in unsere Digitalkultur Constanze Kurz netzpolitik.org 20160509

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dorion Weickmann kann sich nicht entscheiden, wie sie Harald Welzers Streitschrift "Die smarte Diktatur" finden soll. In ihrer Kritik geht es hin und her. Wenn Welzer die digitale Selbstversklavung, Hyperkonsum und emotionale Defizite anprangert, dann findet die Rezensentin das zwar richtig, aber auch nicht neu. In einem Satz honoriert sie Welzers "griffigen Botschaften", im nächsten kritisiert sie seine drastischen Ausfälle. Interessant findet sie, dass Welzer "gesellschaftspolitische Sichtachsen" freilege ("totalitäre Systeme"), vermisst jedoch tiefergehende Analysen und Gegenstrategien. Am Ende ertappt sie ihn noch bei einigen Widersprüchen, hat aber "mächtig viel Spaß" beim Nachdenken.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.05.2016

Schaltet ab, was euch abschaltet!
Der Soziologe Harald Welzer geißelt die Diktatur des Digitalen, Hyperkonsum und sedierte Zivilgesellschaften – doch seine Alternativen sind schnell erschöpft
Der Soziologe Harald Welzer ist ein kluger Kopf und außerdem eine Art Popstar der Branche: authentisch wie Herbert Grönemeyer, widerspenstig wie Campino, angriffslustig wie Harald Schmidt. Wer Welzers Streitschrift „Die smarte Diktatur“ liest, der fühlt sich jedenfalls so, als kriege er auf jeder Seite eins auf die Mütze. Smartphone, Tablet, Auto mit GPS – der elektronisch ausgestattete Leser ist nach Ansicht des Autors ein typischer Vertreter der „sedierten Zivilgesellschaften“ des Westens. Diese gleichen „emotionale Defizite durch Hyperkonsum und Selbstverdummungsprogramme“ aus, und ihre Bürger vollbringen „das historisch einmalige Kunststück, sich selbst in Freiheit zu versklaven“.
  Stimmt alles, wie jeder weiß, der in Bus, Bahn, Flugzeug den kollektiven Sucht-Griff zum Handy registriert und Panik aufsteigen spürt, sobald er ohne Wlan urlauben muss. Harald Welzer hält uns also den Spiegel vor und protokolliert unsere Sünden. Denn der Mann ist ein Idealist. Er glaubt an das große Projekt der Aufklärung, an soziale Gerechtigkeit, eine bessere Welt – und an ein Leben offline. So ist sein Buch bestens als Besinnungslektüre für den dauerchattenden Nachwuchs geeignet. Zumal es sich durch satten Sound anstelle wissenschaftlich nüchterner Sprechblasen auszeichnet.
  Freilich ist das, was der Autor an Beobachtungen und Einsichten ausbreitet, jedem halbwegs informierten Zeitgenossen bekannt. Nur macht Welzer besonders griffige Botschaften daraus, etwa: „Digital ist fossil“. Das heißt, die IT-Industrien sind Rohstoff-Fresser, ihre Erzeugnisse verschlingen endlos Energie, und jeder Stromausfall führt zum Kollaps. Über Hard- und Software, ja den ganzen Kosmos des Virtuellen herrschen Ultrakapitalisten, die Menschheitsbeglückung heucheln – „Arschlöcher“ in Welzers Nomenklatur. Und der Konsument arbeitet ihnen zu, weil er mit jeder per Tastatur getätigten Bestellung den Überwachungsapparat des World Wide Web bedient: „Sie sind die Laborratte, die die Daten liefert, mit deren Hilfe Sie manipuliert werden.“ Auch das ist keine neue Erkenntnis. Aber was folgt daraus?
  Interessant wird Welzers Manifest, wo es globale und gesellschaftspolitische Sichtachsen freilegt. So ist die Abschaffung der Privatheit, die wir per Netzklick betreiben, der entscheidende Hebel für die Wirksamkeit aller totalitären Systeme: Jede Regung wird in die Öffentlichkeit gezerrt, nichts bleibt verborgen. Je stärker die digitale Aufrüstung um sich greift, desto aussichtsloser kämpfen die gläsernen Untertanen real existierender Autokratien um politische Teilhabe. Zugleich zersetzt das Online-Syndrom auch die soziale Ordnung der Demokratie, weil es die Bürger mit Lebensersatz-Substanzen vollpumpt und in Ego-Junkies verwandelt, die sich kaum noch ums Gemeinwesen scheren. Schließlich ist der Verlust der Kindheit zu beklagen: Welcher Knirps kann sich dem Zugriff IT-bewaffneter Helikopter-Eltern, der Vereinnahmung durch Spielkonsolen und schulische Smartboards entziehen?
  Mit Harald Welzer möchte man fordern: Schafft Bolzplätze statt Free-Wifi-Zonen! Außer größtmöglicher Netzabstinenz bleibt der streitbare Autor allerdings in puncto Abhilfe konkrete Ideen schuldig. Was ihm als Alternative zum Surf-Exzess gerade noch einfällt, sind die spaßgetriebenen Anti-AKW-Demos seiner Jugend, nach dem Motto: Hauptsache, ihr kriegt den Hintern hoch! Pubertärer Amüsiertrieb lässt sich jedoch auch im Pegida-Protestzug befriedigen, die Sehnsucht nach „Gemeinschaftlichkeit“ ebenfalls. Was die Mobilisierung der Massen betrifft, kritisiert Harald Welzer zu Recht die Ökologie-Bewegung dafür, dass sie bis heute keine Utopie, keinen sinnstiftenden Zukunftsentwurf zustande gebracht hat. Unter Beschwörung apokalyptischer Schreckensszenarien – Klimawandel! Ressourcenverschwendung! – appelliert sie seit Jahrzehnten ans staatsbürgerliche Gewissen.
  Welzer selbst tappt freilich auf andere Weise in die gleiche Falle, indem er lauter Gefahren beschreibt und die Gegenwart in binäre Muster – online ist negativ, offline ist positiv – packt. Trotzdem liefert seine Abrechnung mit der IT-Diktatur, der wir uns willfährig beugen, viel Stoff zum Nachdenken. Und das macht schon mal mächtig viel Spaß.
DORION WEICKMANN
Das Online-Syndrom zersetzt
auch die soziale Ordnung
der Demokratie
  
  
  
Harald Welzer:
Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit. S.Fischer Verlag,
Frankfurt/Main 2016,
320 Seiten, 19,99 Euro.
E-Book: 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2016

Macht es wie Asterix
Harald Welzer will einen Widerstand, der Spaß bereitet

Wenn er sich an seine Frühzeit als Aktivist erinnert, gerät Harald Welzer ins Schwärmen: "Die Mutter zu Hause in tiefster Besorgnis zu wissen, wenn sie in der Tagesschau die ,Schlacht um Brokdorf' sah, und den Vater in tiefster Empörung über den missratenen Sohn. Herrlich." Bis der Soziologe und Sozialpsychologe auf diese Erinnerung zu sprechen kommt, hat er in seinem neuen Buch auf über zweihundertfünfzig Seiten einen Zusammenhang zwischen hemmungslosem Konsum, hemmungsloser Ausbeutung und hemmungsloser Überwachung entwickelt - und seinen Lesern dabei vehement ins Gewissen geredet: "Fast alles, was Sie in Ihrem Kleiderschrank, in Ihrem Kühlschrank, in Ihrem Auto, Haus und Ferienhotel vorfinden, womit Sie kommunizieren, was Sie essen und trinken, kommt auf eine Weise zustande, die Sie nicht wissen wollen."

So stellt sich der Autor also seine Leser vor: nicht einmal unwissend, was die Produktionsbedingungen und Wertschöpfungsketten unserer globalisierten Wirtschaft angeht, sondern jede Kenntnis vermeidend. Und damit nicht genug: Selbst dass sie sich über die Folgen der Digitalisierung informieren könnten, lässt er ihnen nicht durchgehen - wenn die Botschaft von den Vordenkern aus dem Silicon Valley kommt, also aus der falschen Richtung: "Wer sind Sie denn", geht er sie an, "sich von einer Armada monothematischer Langweiler, die im Augenblick Geld haben und daraus Macht ableiten, vorschreiben zu lassen, was Sie zu denken, wie Sie zu leben und womit Sie Ihre Zeit zu verbringen haben?"

Dabei ist das eigene Anliegen Welzers solchen Imperativen in der Form durchaus verwandt. Mit Blick auf die Denk- und Lebensweisen seiner Leser ruft er zum Widerstand gegen einen großangelegten "Angriff auf unsere Freiheit" auf. Und das heißt im ersten Schritt: zur Bereitschaft, zwischen den genannten Problemen einen Zusammenhang zu sehen. Wir sollten, so wünscht es sich der Autor, aufhören, "Phänomene wie die Digitalisierung, den Klimawandel, die Finanzmarktkrise, die Kriegsgewalt, die wachsende soziale Ungleichheit in einem unpolitischen Format zu betrachten". Und unpolitisch heißt hier: Sie als voneinander unabhängige Phänomene zu untersuchen, statt "die gegenwärtigen Macht- und Widerstandsverhältnisse in modernen Gesellschaften auszumessen", wie es der Verfasser mit dem vorliegenden Buch versucht.

Doch Harald Welzer will noch mehr - erklären und belehren, predigen und unterhalten. Vielleicht sind die dünnen Stellen in seiner Argumentation, die Schwankungen im Ton, die Schwächen in der Haltung bei einem solchen Ansatz unvermeidlich. Bedauerlich sind sie in jedem Fall. Dabei trifft der Autor durchaus einen Punkt, wenn er uns durch die digitalen Möglichkeiten einem unheimlichen neuen Maß wechselseitiger Überwachung und sozialer Kontrolle ausgesetzt sieht. Nur übergeht er dabei, dass sie gleichzeitig als Instrument im Kampf um bürgerliche Freiheit eingesetzt werden, etwa zur Dokumentation polizeilicher Fehlgriffe.

Seine Idee, " das Digitale aus dem Komplex von Konsum und Überwachung" zu lösen, indem wir einfach "sozial definieren, wofür man es braucht. Und vor allem: ob man es braucht" klingt geradezu rührend weltfremd in einer Zeit verbreiteter Selbstvergewisserung durch Selfies, Social-Media-Statusmeldungen und Self-Logging. Immer wieder gerät Welzer argumentativ in Sichtweite einer Konsequenz, die er dann doch für abschreckend hält: Konsumkontrolle und Enthaltsamkeit. Stattdessen schlägt er sich selbst entschlossen auf die Seite des Vergnügens und spricht seine eben noch ignoranten Leser auf einmal als potentielle Agitatoren an, denen er Vorschläge zum medienwirksamen, mitreißenden Widerstand macht. Wer ein ernstes Anliegen ernst vertrete, findet er, habe eigentlich schon verloren.

Allerdings weckt Welzer als begeisterter Anekdotenerzähler letztlich Zweifel daran, dass es ihm mit dem eigenen Anliegen ernst ist: Damals bei den Protesten gegen die Kernkraftwerke in Brokdorf und Grohnde sei es um "eine ganz wichtige Erfahrung" gegangen, schreibt er: "zusammen mit anderen gegen etwas zu sein und gegen etwas zu protestieren. Irgendwie am Lauf der Dinge nicht unbeteiligt zu sein."

Eine Position in der Gesellschaft habe er finden wollen, "die des kritischen, engagierten, spaßbereiten Gegners von allen Dingen, die einfach über den eigenen Kopf hinweg entschieden wurden". Die Atomkraftwerke hätten ihn nicht besonders interessiert. Auch bei der "legendären Anti-Pershing-Demo" 1983 in Bremerhaven sei er nicht aus Angst gewesen, im "finalen Atomschlag zu Staub zerfallen" zu können. Die Aktion habe "unwahrscheinlich viel Spaß" gemacht, sei "noch asterixiger gewesen als die Sache in Grohnde" - und "wirklich total sinnlos". Na dann!

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Harald Welzer: "Die smarte Diktatur". Der Angriff

auf unsere Freiheit.

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016. 320 S., geb., 19,99 [Euro].

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