Produktdetails
Trackliste
CD
1Music To Watch Girls By00:02:56
2Gentle On My Mind00:03:05
3Help Yourself00:03:55
4I Saw Her Standing There00:03:48
5What Now My Love00:02:42
6Softly As I Leave You (Piano)00:02:43
7My Heart Skips A Beat (The Girls From Paramaribo)00:04:48
8Close To You00:03:25
9Up And Down00:03:37
10Brazil00:02:39
11You Took Your Love Away00:04:19
12I Will Be Your Friend00:03:30
13La La La (You Make Me Sing)00:05:40
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2010

Viel Aufwand um viel

Mit Eiswürfeln gefüllte Longdrink-Gläser, Strand, Sonne, weiße Anzüge, Mädchen in Bikinis - das sind die Assoziationen, die das Hirn blockieren, wenn man einen Song wie "Music To Watch Girls By" hört. Musikalisch ist das Lied der Prototyp des Genres Easy Listening. Die Bob Crewe Generation, ein Projekt des späteren Four-Seasons-Produzenten Crewe, nahm in den sechziger Jahren eine höchst schnittige Instrumental-Version dieses Titels auf, auf der der Studiogitarrist Vincent Bell spektakulärerweise eine elektrische Sitar spielte. Kuschelsänger Andy Williams machte die Nummer dann mit Text zum Hit.

Tom Gaebel beweist daher den richtigen Riecher, wenn er mit diesem Lied sein neues, eben "Music To Watch Girls By" (Telemedia Music/Indigo) betiteltes Album eröffnet. Denn es weist den Weg zu einer unbeschwerten Zeitreise in die frühen sechziger Jahre, als Unterhaltungsmusik vor allem schmissig sein wollte und dabei schnell ins Ohr gehen sollte. Dass man dafür einen großen Aufwand betreiben muss, war Tom Gaebel vermutlich von Anfang an klar. Nur mit Gitarre, Bass und Schlagzeug kriegt man so etwas nicht hin; und so tummeln sich auf der Platte Tasteninstrumente, jede Menge Bläser inklusive einer Piccoloflöte, dazu eine Bassposaune und ein Euphonium, garniert mit Streichern, Chören, Cembalo, Harfe, Glockenspiel, Marimba und Vibraphon.

Gaebel, der das Album zusammen mit Vincent Sorg produziert hat und mit seinem Bruder Dennis auch für einige Arrangements verantwortlich war, musste also eine ganze Armee von Musikern versammeln, darunter so renommierte Jazz-Größen wie den Keyboarder und Pianisten Lars Duppler, den Bassisten Nico Brandenburg oder den Saxofonisten und Flötisten Heiner Wiberny. Wie früher wurden alle Musiker in einem Raum versammelt und mit nur wenigen Mikrofonen aufgezeichnet - so entstand der vitale und knackige Klang der Platte. Besonders die unwiderstehlich arrangierten Background-Chöre machen viel vom Charme dieser Musik aus. Frauen und Männer, die im Hintergrund Textzeilen wiederholen, dazu stimmungsvoll summen oder auch seufzen und ins Mikrofon schmachten, waren früher bei Bert Kaempfert oder Ray Conniff, den Größen dieses Genres, ja gang und gäbe.

"Das ist ein klassischer Sound, den traut sich heute keiner mehr", meint Tom Gaebel. Er hat sich getraut und neben eigenen Liedern auch Klassiker der Beatles ("I Saw Her Standing There"), von Gilbert Bécaud ("What Now My Love") und Tom Jones ("Help Yourself") in dieses Klangbad getaucht. Mit "Gentle on My Mind", dem Geniestreich des verschrobenen Country-Sängers John Hartford, der zeitweise auf einem ausrangierten Mississippi-Raddampfer gelebt hat, hat Gaebel den zweiten großen Hit des Albums gelandet. Süffig und mit natürlicher Autorität gleitet die Stimme des aus dem Münsterland stammenden Neo-Swing-Sängers durch den melancholischen Text, während Band und Orchester dafür sorgen, dass die Energie nicht nachlässt.

ROLF THOMAS

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