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Die Kabaretts in der DDR unterlagen zahlreichen staatlichen Beschränkungen und Zensureingriff en. Dennoch gehörten sie zu den wenigen Orten, an denen öff entlich Kritik an den bestehenden Verhältnissen geübt und erlebt werden konnte. Die Studie von Christopher Dietrich beleuchtet erstmals das gesamte Spektrum des politisch-satirischen Kabaretts in der DDR, darunter die zwölf Berufsensembles von der Berliner Distel bis zu den Lachkartenstanzern aus Karl-Marx-Stadt, aber auch zahlreiche Amateurgruppen und freischaff ende Solisten. Berücksichtigt werden außer dem kirchliche Laienkabaretts und…mehr

Produktbeschreibung
Die Kabaretts in der DDR unterlagen zahlreichen staatlichen Beschränkungen und Zensureingriff en. Dennoch gehörten sie zu den wenigen Orten, an denen öff entlich Kritik an den bestehenden Verhältnissen geübt und erlebt werden konnte. Die Studie von Christopher Dietrich beleuchtet erstmals das gesamte Spektrum des politisch-satirischen Kabaretts in der DDR, darunter die zwölf Berufsensembles von der Berliner Distel bis zu den Lachkartenstanzern aus Karl-Marx-Stadt, aber auch zahlreiche Amateurgruppen und freischaff ende Solisten. Berücksichtigt werden außer dem kirchliche Laienkabaretts und subkulturelle Gruppen, die zum Teil unter konspirativen Bedingungen auftraten. Dabei off enbart sich statt eines festen Systems der politischen Kontrolle ein vielschichtiges und dynamisches Wechselverhältnis von Künstlern, Kulturpolitik und dem Ministerium für Staatssicherheit.
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Autorenporträt
Christopher Dietrich, geboren 1979 in Rostock. Magisterstudium der Geschichte und Germanistik an der Universität Rostock. Seit 2002 freischaffender Kabarettist (Kabarett Dietrich & Raab) und satirischer Autor. 2014 Promotion im Fach Zeitgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Spaßbremse
MfS und DDR-Kabarett

Während der SED-Herrschaft erfreute sich das Kabarett großer Beliebtheit. Die zwölf Berufsensembles - darunter "Distel" (Ost-Berlin), "Pfeffermühle" (Leipzig) und "Herkuleskeule" (Dresden) - registrierten 1984 über 515 000 Zuschauer. Daneben lockten 300 Laiengruppen 1,5 Millionen Besucher pro Jahr an. Wie bewertete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Arbeit des Kabaretts, welche Vorgaben machten SED-Obere, wie funktionierte die Überwachung? Diesen Fragen geht Christopher Dietrich in seiner detailverliebten Studie nach, die immer dann überzeugt, wenn neben der Suche nach IM-Einsätzen und Kontrollmechanismen einzelne Programme konkret ins MfS-Visier gerieten und vom Autor mit Zitaten beschrieben werden. Vollständige Verbote waren aber die Ausnahme: "Bei mehr als 400 Programmen von Berufskabaretts zwischen 1953 und 1989 lag ihr Anteil bei unter fünf Prozent."

Der grauen DDR-Theorie nach sollte Satire nach außen eine Waffe gegenüber dem Klassenfeind in Bonn am Rhein sein und nach innen "Arbeiter und Bauern" erziehen. An Letzterem schieden sich trotz Selbstzensur und "ideologischer Berater" der Ensembles überforderte MfS-Geister. Das "Pfeffermühle"-Programm zum 30. Jahrestag der DDR-Gründung wurde übrigens wegen eines lobenden F.A.Z.-Artikels im März 1979 abgesetzt. Erich Honecker griff ein und verlangte, dass sein Name künftig nicht mehr in Kabarettprogrammen genannt werden solle. Und als zwei Stars aus dem Westen, Werner Schneyder und Dieter Hildebrandt, 1982 in Leipzig gastierten, sollen sie sich lokalen "Zensurmechanismen nicht vollständig" entzogen haben. Generell habe sich die Staatssicherheit bemüht, "die Gefahr öffentlicher Eklats zu minimieren"; daher gab es oft ein "Feilschen um einzelne Formulierungen". Seit den siebziger Jahren hätten die DDR-Kulturverantwortlichen den Ensembles gewisse Freiheiten erlaubt und dabei die Eigendynamik der künstlerischen Prozesse beim "spöttischen Umgang mit den Mängeln in der DDR" unterschätzt. Das informative Buch ist leider schlampig hergestellt: Auf 16 weißen Seiten fehlt Text, ausgerechnet im Abschnitt über "Theoretische Grundlagen der Zensur"!

RAINER BLASIUS

Christopher Dietrich: Kontrollierte Freiräume. Das Kabarett in der DDR zwischen MfS und SED. Bebra-Verlag, Berlin 2015. 736 S., 36,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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