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Heinzi Bösel (Josef Hader), ein kleinbürgerliches Ekel, und Kurt Fellner (Alfred Dorfer), ein Yuppie Streber, reisen als lnspektoren des Gast- und Hotelgewerbes durch die österreichische Provinz. Aus der anfänglichen Feindseligkeit wird Freundschaft. Paul Harathers mit etlichen Preisen dekorierter Film war auch bei uns ein Publikumsrenner - trotz deutscher Untertitel für die wüstesten Dialekt-Passagen ... Dass man Heinzi Bösel und den Kurt Fellner, Inspektoren des Hotel- und Gaststättengewerbes, für eine Überprüfungstour gemeinsam durch die tiefste österreichische Provinz schickt, scheint kein…mehr

Produktbeschreibung
Heinzi Bösel (Josef Hader), ein kleinbürgerliches Ekel, und Kurt Fellner (Alfred Dorfer), ein Yuppie Streber, reisen als lnspektoren des Gast- und Hotelgewerbes durch die österreichische Provinz. Aus der anfänglichen Feindseligkeit wird Freundschaft. Paul Harathers mit etlichen Preisen dekorierter Film war auch bei uns ein Publikumsrenner - trotz deutscher Untertitel für die wüstesten Dialekt-Passagen ... Dass man Heinzi Bösel und den Kurt Fellner, Inspektoren des Hotel- und Gaststättengewerbes, für eine Überprüfungstour gemeinsam durch die tiefste österreichische Provinz schickt, scheint kein glücklicher Einfall ihrer Dienststelle zu sein. Die beiden gehen sich vom ersten Augenblick gehörig auf die Nerven. Der schlampige Vielraucher und wortkarge Schnitzelfan Heinz Bösel, in seinen Ansichten kleinbürgerlich bis zum Exzess, ist hilflos dem Redeschwall des vom unverdauten Yuppie-Zeitgeist gestreiften jungen Ehrgeizlings Kurt Fellner ausgesetzt. Doch allmählich raufen sich die gegensätzlichen Männer zusammen, es entsteht eine zunächst ruppige Freundschaft, die selbst der Intensivstation standhält, als Fellner unheilbar an Krebs erkrankt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2022

Hinter der harten Schale
MAINZ Theaterstück "Indien" in der Kakadu-Bar

Ein Mann sitzt in einem Lokal und verzehrt ein Schnitzel. Er isst gewissenhaft, kaut gründlich, spült ab und zu mit einem Schluck Bier nach. Von Genuss keine Spur, alles an dem Mann strahlt Verdruss, wenn nicht grundsätzlichen Lebensüberdruss aus. Hier sitzt einer, dem auf der Welt nichts Spaß zu machen scheint, für den selbst das Schnitzel mit Erdäpfelsalat lustlos abgeleistete Arbeit ist.

Und in der Tat: Heinzi Bösel testet zusammen mit seinem Kollegen Kurt Fellner Landgasthöfe in Niederösterreich, und wie Lorenz Klee das stumme Zermalmen des Essens zelebriert und dabei bereits alles über seine Figur erzählt, ist schlichtweg meisterhaft. Die Sparsamkeit seiner Mimik, das Mechanische seiner Kaubewegungen, die mühsam unterdrückte Grundwut auf den Job, auf die elend dumpfe Provinz, ja auf die ganze Welt, all dies wird in diesen ersten Minuten sichtbar, während das Publikum die Plätze in der Kakadu-Bar, der jüngsten und originellsten Spielstätte des Mainzer Staatstheaters, einnimmt.

Auch in den kommenden neunzig Minuten lässt sich trotz der großen Vorbilder Josef Hader und Alfred Dorfer in dem nach ihrem Bühnenstück gedrehten Film "Indien" kaum eine bessere Besetzung für den abgestumpften Kleinbürger Bösel denken als Lorenz Klee. Der in Frankfurt geborene Klee hat sein Schauspielstudium in Graz absolviert, und wie er das Grantige, das latent Aggressive des österreichischen Dialekts bis in die feinsten Verästelungen nachbildet, ist ungemein witzig und schlichtweg bewundernswert.

Klaus Köhler hat es da mit dem besserwisserischen, hyperkorrekt-streberhaften Kurt Fellner entschieden schwerer. Er meidet jeden dialektalen Anflug, lässt seine Figur dafür in endlos scheinenden Bandwurmsatz-Monologen sich verheddern, immerzu mit unnötigem Wissen prahlen und vor allem am bräsig zur Schau gestellten Desinteresse Bösels scheitern. Dass es zwischen diesen beiden krachen muss, liegt auf der Hand, dass sie sich, getreu dem Klischee über männliche Kumpanei, beim gemeinsamen Besäufnis liebgewinnen, ist zunächst auch nicht weiter originell.

Doch gelingt es Köhler und Klee in der behutsamen Regie von Mark Reisig immer wieder, auch die leisen Töne der scheinbar so krachledern deftigen Tragikomödie zur Geltung zu bringen. Besonders der rührende, dabei nicht im Geringsten sentimentale Schluss feiert die Männerfreundschaft als ein ganz rätselhaftes und dabei doch im Grunde ganz simples Ding: Hinter den ruppig-harten Schalen sitzen weiche Kerne, die Fähigkeit zu lieben ist nur verschüttet, nicht verloren. Das Stück aus dem Jahr 1991 ist bislang nie in Mainz gespielt worden. Passend zur Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2022 an Josef Hader wurde dieses eklatante Versäumnis nun behoben. MATTHIAS BISCHOFF

Indien

Staatstheater Mainz, in der Bar Zum grünen Kakadu, nächste und letzte Vorstellung in dieser Spielzeit am 24. Juli von 16 Uhr an, Wiederaufnahme am 21. September von 20 Uhr an

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