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Die Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main besteht seit 100 Jahren. Es waren die Gründer von 1914, die nach dem Ersten Weltkrieg den Neuanfang der Universität ermöglichten. Sie gründeten 1918 die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität. Eine private Initiative, ohne die es heute keine Goethe-Universität gäbe. Der Historiker Michael Maaser erzählt die wechselvolle Geschichte der Freundesvereinigung, die bei den Stiftern und Gründern der Universität Frankfurt beginnt und bis in die Gegenwart hinein reicht.

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Produktbeschreibung
Die Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main besteht seit 100 Jahren. Es waren die Gründer von 1914, die nach dem Ersten Weltkrieg den Neuanfang der Universität ermöglichten. Sie gründeten 1918 die Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität. Eine private Initiative, ohne die es heute keine Goethe-Universität gäbe. Der Historiker Michael Maaser erzählt die wechselvolle Geschichte der Freundesvereinigung, die bei den Stiftern und Gründern der Universität Frankfurt beginnt und bis in die Gegenwart hinein reicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2018

Gute Gaben für Poetik und Quantenphysik

Der Förderverein der Uni Frankfurt wird 100 Jahre alt. Zum Jubiläum schildert ein Buch seine Geschichte, und der Verein will der Hochschule große Geschenke machen.

Von Sascha Zoske

FRANKFURT. Dass die Menschheit heute die Zeit mit Atomuhren misst, Laserstrahlen nutzt und Krankheiten mit dem Kernspin-Tomographen diagnostiziert, ist auch dem Förderverein der Frankfurter Universität zu verdanken. Ein bisschen jedenfalls. Denn die Gönner, die Anfang der zwanziger Jahre die noch junge Hochschule unterstützten, halfen unter anderen einem talentierten Experimentalphysiker namens Walther Gerlach.

Der nämlich hatte 1922 die Uni-Freunde um Geld für Versuche zum magnetischen Verhalten von Atomen gebeten. "Die Untersuchungen versprechen nach einstimmigem Urteil der sachkundigen Kollegen Ergebnisse von außerordentlich hohem Wert", urteilte damals der Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät. Er sollte recht behalten: Das quantenphysikalische Experiment, das Gerlach zusammen mit Otto Stern durchführte, bereitete den Weg für einige der bedeutendsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts.

Auch Franz Oppenheimer, Doktorvater des späteren Bundeskanzlers Ludwig Erhard, profitierte von den Zuwendungen des Vereins - der damit das Gefühl des Soziologen milderte, an der Frankfurter Universität ein "Unwillkommener" zu sein. Dieser Eindruck war bei Oppenheimer entstanden, weil die Fakultät es missbilligte, dass er auch theoretische Nationalökonomie lehren wollte. Als ihm deswegen Zuschüsse für Bücher verweigert wurden, sprangen die Förderer ein.

Ihr Vorsitzender war zu jener Zeit Henry Oswalt, Geheimer Justizrat, Kommunalpolitiker und als Stifter einer der Gründerväter der Universität. Besonders ihm ist es zu verdanken, dass die 1918 gegründete Freundesvereinigung nicht nur wie anfangs vor allem die Naturwissenschaften mit Spenden bedachte, sondern das Wohl der ganzen Hochschule in den Blick nahm. Oswalts Enkel, der kürzlich verstorbene Bankier Michael Hauck, hat dafür gesorgt, dass zum hundertjährigen Bestehen des Vereins das Wirken seines Großvaters noch einmal in Erinnerung gerufen wird: Er bezahlte die Jubiläumsschrift, in der Universitätsarchivar Michael Maaser auf die Geschichte der Uni-Freunde zurückblickt.

Der Band führt noch einmal vor Augen, welch bedeutenden Anteil gerade jüdische Persönlichkeiten am Wohlergehen der wachsenden Universität hatten. Wobei das "Jüdische" als Kategorie zunächst kaum eine Rolle spielte. Henry Oswalt etwa stammte zwar aus einer mosaischen Familie, war aber schon 1886 zum Protestantismus konvertiert. Auch der Chemieunternehmer Arthur von Weinberg, 1928 zum Präsidenten der Freundesvereinigung gewählt, war getaufter Christ. Doch den Nationalsozialisten war das egal. 1936 wurde der "Nichtarier" Weinberg aus dem Verwaltungsrat des IG-Farben-Konzerns und dem Vorstand der Uni-Freunde gedrängt. Ein Jahr später musste er auch das Kuratorium der Universität verlassen. Die Worte, mit denen er seinen Rücktritt "in Hinblick auf mein Alter" schriftlich begründete, lesen sich heute wie bittere Ironie: "Die bei der Gründung der Universität gesetzten Ziele, zur Förderung deutscher Wissenschaft und zur Erziehung der Studierenden zu tüchtigen Männern beizutragen, sind durch die Fortentwicklung der letzten Jahre sichergestellt."

Auf braune Linie gebracht und weitgehend ihrer Mitglieder beraubt - fast drei Viertel galten nach den NS-Gesetzen als "Juden" - schrumpfte die Fördervereinigung während des "Dritten Reichs" bis zur Bedeutungslosigkeit. Aber schon bald nach Kriegsende bemühten sich Frankfurter Unternehmer, Geld für die darniederliegende Hochschule einzuwerben. Angeführt wurden sie von Richard Merton, Sohn des Industriellen und Uni-Mitbegründers Wilhelm Merton. 1949 konnte der Freundesverein seine Arbeit wiederaufnehmen; zum Vorsitzenden wurde Hans Walter Schmidt-Polex bestimmt. Von der Presse als "frische, weltmännische Erscheinung" gelobt, verhalf der Generaldirektor der Allianz-Versicherung den Uni-Förderern zu einem beachtlichen Aufschwung: Die Mitgliederzahl stieg in den 16 Jahren seiner Präsidentschaft von 20 auf mehr als 1000, und der Verein etablierte den von ihm finanzierten Paul-Ehrlich-Preis als eine der angesehensten medizinischen Auszeichnungen der Welt.

Schmidt-Polex' Nachfolger Friedrich Sperl, der wegen Kontakten zum Widerstandskämpfer Carl Goerdeler im KZ gesessen hatte, musste sich als Vereinsvorsitzender auch mit den Auswirkungen der Studentenrevolte auseinandersetzen. 1967 und 1968 wurden die Stiftungsfeste der Universität wegen befürchteter Störungen abgesagt, und die Mitgliederversammlung der Förderer beschloss, die Studentenzeitung "Diskus" nicht mehr zu unterstützen - das Blatt, das Intellektuelle wie Ror Wolf und Alexander Kluge zu seinen Autoren zählte, war dem Verein zu linkslastig geworden. Auch die von ihm 1959 ins Leben gerufenen Frankfurter Poetikvorlesungen fielen vorübergehend dem Zeitgeist zum Opfer: Für "elitäre" Literaturpflege schien an der durchpolitisierten Universität kein Raum mehr zu sein. Erst 1979 wurde die Veranstaltungsreihe wiederbelebt; bis heute gehört sie zu den Renommierprojekten der Fördervereinigung.

Geistes- und Naturwissenschaften gleichermaßen zu unterstützen bleibt das Ziel der Uni-Freunde, die laut ihrem derzeitigen Vorsitzenden Wilhelm Bender aktuell etwa 1600 Mitglieder haben und rund eine Million Euro im Jahr an die Uni ausschütten. Auch wenn der Verein längst nicht mehr die Lebensversicherung einer auf private Geldgeber angewiesenen Stiftungshochschule ist - seit 1924 finanziert maßgeblich der Staat die Frankfurter Universität -, würde ohne ihn manches vielversprechende Vorhaben in Forschung und Lehre unverwirklicht bleiben.

Reisekostenzuschüsse für Nachwuchskräfte finanziert der Verein ebenso wie Stipendien, Dissertationspreise und Stiftungsprofessuren. Gleich fünf oder sechs davon mit dem Schwerpunktthema "Zukunft" wollen die Förderer nach Benders Worten im Jubiläumsjahr einrichten. Man habe sich vorgenommen, 2018 einen siebenstelligen Betrag zusätzlich einzuwerben, sagt der frühere Chef des Flughafenbetreibers Fraport. Er ist zuversichtlich, dass dies gelingt, denn es gelte immer noch die Maxime aus den Tagen Henry Oswalts und Arthur von Weinbergs: "In Frankfurt rufen die Leute nicht nach dem Staat, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand."

Michael Maaser: "Stifter werden Freunde. Die Geschichte der Freundesvereinigung der Goethe-Universität Frankfurt." Henrich-Editionen 2018, 14,95 Euro

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