Was ein Kriminalroman zu leisten vermag, sieht man an Michael Collins. Er schleicht nicht blutrünstig durch die Straßen und metzelt möglichst in Serie vorzugsweise Frauen ab, um anschließend detailversessen beim Pathologen zu beschreiben, wie die Tat ausgeführt wurde. Es taucht kein Held auf, der
durch seine unbeschreibliche Auffassungsgabe die Zusammenhänge erahnt oder sich einem Kugelhagel…mehrWas ein Kriminalroman zu leisten vermag, sieht man an Michael Collins. Er schleicht nicht blutrünstig durch die Straßen und metzelt möglichst in Serie vorzugsweise Frauen ab, um anschließend detailversessen beim Pathologen zu beschreiben, wie die Tat ausgeführt wurde. Es taucht kein Held auf, der durch seine unbeschreibliche Auffassungsgabe die Zusammenhänge erahnt oder sich einem Kugelhagel entgegenwirft. Collins Figuren sind menschlich, verwirrend, verlogen. Ein kleines Kind wird zweimal überfahren, was zu falschen Verdächtigungen und Halbwahrheiten ausgerechnet bei denen führt, die den Mord aufklären sollen. Im Mittelpunkt steht dabei Lawrence, der seinen Hund im Keller einsperrt, über die Trennung von seinem Sohn nach der Scheidung nicht hinwegkommt, es nicht einmal schafft, als er ihm selber das Wasser bis zum Hals steht, sich über die Grenze nach Kanada abzusetzen. Lawrence sackt während der Ermittlungen ins Bodenlose, weil er sich mit dem Versprechen auf den Posten des Chiefs auf die falsche Seite hat locken lassen. Es ist das Psychogramm eines Verlierers, der nicht die Kraft aufbringt, sich den Verstrickungen zu entreißen, es ist aber auch ein Kaleidoskop von Lebenslügen um ihn herum, die auf das kurze Glück bedacht sind. Faszinierend und fesselnd geschrieben, so daß man lange Zeit nicht ahnt, wohin das alles führen soll und von der Auflösung überrascht wird.