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Die große Napoleon-Biographie Seit mehr als hundert Jahren ist dies die erste umfassende Biographie Napoleons, die von einem deutschen Historiker vorgelegt wird. Johannes Willms schöpft in seinem grandiosen Portrait der - neben Caesar - wohl berühmtesten Gestalt der Weltgeschichte aus einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Geschichte Frankreichs. Sein Buch erzählt nicht nur das atemberaubende Leben eines Mannes, der aus dem Nichts kam und binnen weniger Jahre zum Herrscher über Frankreich undEuropa aufstieg, sondern es entfaltet zugleich das Panorama eines ganzen Zeitalters.

Produktbeschreibung
Die große Napoleon-Biographie
Seit mehr als hundert Jahren ist dies die erste umfassende Biographie Napoleons, die von einem deutschen Historiker vorgelegt wird. Johannes Willms schöpft in seinem grandiosen Portrait der - neben Caesar - wohl berühmtesten Gestalt der Weltgeschichte aus einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Geschichte Frankreichs. Sein Buch erzählt nicht nur das atemberaubende Leben eines Mannes, der aus dem Nichts kam und binnen weniger Jahre zum Herrscher über Frankreich undEuropa aufstieg, sondern es entfaltet zugleich das Panorama eines ganzen Zeitalters.
Autorenporträt
Johannes Willms, geboren 1948, war von 1988 bis 1992 Leiter der Redaktion "aspekte" beim ZDF und ist jetzt Kulturkorrespondent der "Süddeutschen Zeitung" in Paris. Er hat vielbeachtete Werke zur deutschen und französischen Geschichte vorgelegt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2005

N, schlecht weggekommen
Johannes Willms mißbilligt den bindungslosen Napoleon

Vor vierzig Jahren zeichnete Loriot eine Gesellschaft knollennasiger Damen und Herren beim heiteren Beruferaten. Einer von ihnen hat sich einen Kaffeewärmer auf den Kopf gestülpt, steckt seine Hand in die Weste und erklärt: "Ich bin eine historische Persönlichkeit mit N - aber mehr sag' ich nicht." Das war damals ein Witz. Denn die Pose allein sagte alles. Wollte man den Cartoon einem Geschichtsstudenten von heute vorlegen, gar einem Absolventen der neuen, "Pisa"-reformierten Studiengänge, riskierte man ein Waterloo. Aber, so würde der "output"-orientierte junge "Bachelor" arglos fragen: "Muß ich den kennen?"

Ältere Semester zucken da schmerzlich zusammen. Sie haben ihren Nipperdey gelesen und wissen: "Am Anfang war Napoleon." Ohne die durch ihn erzwungene Neuordnung Deutschlands, ohne die Reformen, die alle deutschen Regierungen nach 1806 forcieren mußten, um die Kontributionen für seine Armeen zahlen zu können, ohne die nationale Emphase, die die napoleonische Okkupation bei allen fortschrittlichen Köpfen provozierte - ohne all die von ihm bewirkten "defensiven" (Hans-Ulrich Wehler), aber eingreifenden Modernisierungsmaßnahmen wäre die deutsche Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts anders verlaufen - und die des zwanzigsten vermutlich auch.

Der "Pisa"-Zögling wird gehorsam nicken und weitergoogeln. Ältere hingegen, die dies alles wieder einmal nachlesen wollen, werden Johannes Willms' monumentale Biographie zur Hand nehmen. Es lohnt. Denn sie ist süffig geschrieben, voller farbiger Details und bietet alles, was man über Napoleon wissen wollen kann: wie der abgerissene junge Korse unter dem tugendhaften Robespierre und den korrupten Direktoren sein Glück versuchte; wie er die Österreicher 1796 überraschend aus Italien vertrieb und so aus heiterem Himmel zu einer politischen Figur wurde; wie er durch Cleverness, Kontakte und Glück inmitten des politischen Chaos bis 1799 zum Führer der Franzosen aufstieg. Man beobachtet die Kaiserkrönung und den atemberaubenden Feldzug hin nach Austerlitz. Man sieht beklommen zu, wie der Sieger nun, ab 1806, lauter Maßnahmen trifft, die die Fundamente seines Triumphs immer mehr untergraben, wie das Verhängnis seinen Lauf nimmt - von der fatalen Intervention in Spanien 1808 über die Katastrophe im russischen Winter 1812/13 bis hin zur Niederlage im Schlamm vor Brüssel. Der Leser genießt den Blick hinter die Kulissen der Tragödien, Intrigen und Geschäfte, die bunten Auftritte wendiger Minister, schneidiger Generäle, schöner Frauen und penetranter Familienmitglieder. Er staunt über die Belesenheit des Verfassers, der nicht einfach ältere Napoleon-Viten kompiliert, sondern großenteils aus zeitgenössischen Memoiren, Briefen, Akten und anderen Dokumenten schöpft. Selbst hartgesottene Militaria-Experten werden Willms Kennerschaft bewundern und akademische Spezialisten nichts finden, über das sich mäkeln ließe.

Und dennoch, ganz tief unten, tönt die Frage weiter: "Muß ich den kennen?" Aus welchen sachlichen Gründen soll ein Leser des Jahres 2005 sich für dieses imposante, aber ferne, unendlich fremde Leben interessieren? Der Autor sagt es nicht. Keine Einleitung und kein Nachwort verrät, aus welchen Gründen er das Buch geschrieben hat. Keine Reflexion über historische Größe, kein Kommentar zu all den Napoleon-Büchern, die es schon gibt, nennt sein Ziel. Gleich auf der ersten Seite kommt der Held zur Welt, und auf der letzten wird er begraben - nicht schon im Pantheon, sondern vorerst nur auf Sankt Helena. Denn Napoleons mächtige Wirkungsgeschichte, jener Napoleon-Mythos, der noch einen Mitterrand inspirierte, kommt als historisches Phänomen nicht zur Sprache. Doch wird er nicht fortgeführt in einem Helden, mit dem alles anfängt und alles endet?

Allgegenwärtig ist die Napoleon-Legende nur als Gegner. Unermüdlich - teils im Text, teils im hundertseitigen Anmerkungsteil - konfrontiert Willms die Berichte, die der Kaiser seinen Vertrauten auf der Rückfahrt von Moskau oder in der Verbannung auf Sankt Helena diktiert hat, mit der meist weniger glorreichen Wirklichkeit. Überall entdeckt er Beschönigungen, Lügen, Fälschungen: der Plan zur Eroberung von Toulon, mit der der junge Artillerieleutnant 1795 erstmals reüssierte, war gar nicht von ihm. Der Sieg von Marengo war eine Niederlage, seine Ehe mit Josephine, dieser "im Grunde eher gewöhnlichen Frau", eine Katastrophe, seine vermeintliche Huldigung an Goethe ("Voilà un homme!") eine nichtssagende Floskel. Nicht erst von 1808 an, dem Jahr, in dem bisherige Biographen ihren Helden auf Abwege geraten sehen, demontiert ihn Willms, sondern buchstäblich von Anfang an. "Der Opportunist" betitelt er schon das Kapitel über die Zeit zwischen 1793 und 1796. Der heroisch glänzende Italien-Feldzug mißfällt ihm wegen der verlogenen Befreiungspropaganda des jungen Jakobinergenerals,, der Ausplünderung der Bevölkerung, dem Luxus, in dem er selbst schwelgte. An der Ägypten-Expedition ("Sandkastenspiele") empört ihn, daß Bonaparte seine Soldaten für ein Himmelfahrtskommando opferte.

Spätestens von da an zeichnet er ihn als einen von hemmungsloser Machtgier Getriebenen, den jeder Erfolg zwang, noch mehr zu wollen. Zwar habe Napoleon anfangs viel Instinkt für das Machbare besessen, eine "Gerissenheit", die nahezu jedes "Täuschungsmanöver" gelingen ließ. Mit bestürzender "Kaltschnäuzigkeit" habe er gehandelt, einer "oft brutalen Kompromißlosigkeit", einem "ungezügelten Drang, günstige Gelegenheiten rücksichtslos auszubeuten, ohne die Folgen zu bedenken". Immer mehr aber sei er "zum Gefangenen seines Machtwahns" geworden, "zum Opfer seiner Illusionen". Die hundert Tage resümiert Willms mit: "Napoleons Verblendung ist monströs." Unfähig, "längerfristige Ziele zu formulieren", habe "Bonapartes ganzes Ingenium auf Zerstörung gezielt; darin liegt seine herostratische Größe".

Als moralische Metapher für einen politischen Stil läßt sich das halten. Auch der derzeit beste Kenner der Außenpolitik der Epoche, Paul W. Schroeder, urteilte 1994: Indem Napoleon die zivilisierten Nationalstaaten Europas auf den Rang abhängiger Vasallen herabzudrücken versucht habe, sei er weder Ludwig XIV. noch Stalin vergleichbar, sondern einzig und allein Adolf Hitler. Diese Parallele, die kein französischer Leser akzeptieren würde, zieht Willms allenfalls indirekt - indem er etwa Haffners Bemerkungen über Hitlers "Bindungslosigkeit" auf Napoleon überträgt (kann aber bindungslos sein, wer so eng mit seinem Familienclan kooperiert?). Keinen prinzipiell Bösen zeichnet er, sondern einen Verblendeten, der seiner Hybris erliegt. Deshalb kann er sagen: "Sein Leben läßt sich als großes Bühnenstück deuten."

Als klassische Tragödie inszeniert er es nicht. Zu beflissen betont er Napoleons charakterliche Schwächen. Historiker kann das befremden. Ein konsequenter Geschichtsdenker wie Hegel hätte wohl von "psychologischer Kleinmeisterei" gesprochen und barsch hinzugefügt, daß weltgeschichtliche Persönlichkeiten, die "von solchen psychologischen Kammerdienern in der Geschichtsschreibung bedient werden", eben prinzipiell "schlecht wegkommen". Tatsächlich erinnert diese Biographie, die ihren Helden über 800 Seiten hinweg maßregelnd verfolgt, in manchen Zügen an die Memoiren eines mißvergnügten Hofmannes, der die Politik seines Herrn tief mißbilligt, ihr aber wohl oder übel folgen mußte, weil er nun einmal dabei war.

Hier liegt die Schwäche der minutiös recherchierten, gut formulierten Studie: Sie läßt Politik und Gesellschaft meist nur als Hintergrund gelten, kaum aber als selbständige, eigengesetzliche Akteure. Wo sie wirklich einmal handeln, bleibt die Perspektive subjektiv moralisch. Warum so viele Zeitgenossen Napoleons "Operettenschwindel" mitmachten? Aus Bequemlichkeit! Die zu reichen Bourgeois gewordenen Straßenkämpfer von einst, erklärt Willms, "hatten die revolutionär-republikanische Gleichheit und Brüderlichkeit von Herzen satt, ihr Ehrgeiz galt ausschließlich Besitz und Bedeutung". Über diese satten, zu Honoratioren verwandelten Revolutionäre, die von ihren einstigen Mitjakobinern nichts mehr wissen wollten und sich lieber in Italien Schlösser kauften, hätte man gerne mehr erfahren. Napoleons Machtgier hingegen kennen wir eigentlich schon gut genug. Und muß man die kennen?

GERRIT WALTHER

Johannes Willms: "Napoleon". Eine Biographie. C. H. Beck Verlag, München 2005. 840 S., 36 Abb., 21 zweifarb. Karten, geb., 34,90 [Euro].

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2019

NEUE TASCHENBÜCHER
Napoleon, der Jockey
der Sattelzeit
Wie Emmanuel Macron wollte Napoleon mehr Europa. Allerdings hatte er, Napoleon, keine rechte Ordnungsidee für Europa, außer die Inthronisierung von Verwandten und die Eroberungsdynamik von Spanien bis Russland so maßlos weiterzutreiben, dass er am Ende sein Waterloo erlebte. Dies kommt in der kompakten Einführung von Johannes Willms fast noch eindringlicher heraus als in seiner großen Napoleon-Biografie von 2005. Sein 900-Seiten-Werk von damals hat der Historiker und Feuilletonist nämlich nicht etwa einfach eingedampft; vielmehr erzählt er zum 250. Geburtstag des waghalsigen Feldherrn und selbstgekrönten Kaisers aus Korsika dessen ganze Geschichte noch einmal in knapper Form neu, sodass sachlicher Überblick und starke Urteile in beeindruckender Balance bleiben. Immer wenn der zeitlos klare Stil des Erzählers zu magistral zu werden droht, lässt er seine Originalität wieder aufblitzen, etwa, wenn er vom Nachruhm als „Jockey der ,Sattelzeit‘“ spricht oder die viel gelobte Modernisierungswirkung Napoleons in Süd- und Westdeutschland relativiert: Sie sei „um ihr revolutionäres Erbe amputiert“ gewesen.
JOHAN SCHLOEMANN
Johannes Willms: Napoleon. C. H. Beck Verlag, München 2019. 128 Seiten, 9,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Historiker und Frankreich-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung hat vor zwei Jahren bereits eine Studie zu Napoleon vorgelegt, nun hat er seine Recherchen zu einer umfangreichen Biografie ausgeweitet, die Caroline Schnyder als ausgesprochen anschaulich und präzise zugleich empfindet. Ihr imponiert, wie klar und unmissverständlich Willms seine Wertungen vornimmt: ohne Legendenschreibung, ohne Dämonisierung des französischen Kriegshelden und Diktators. Willms Thesen seien dabei weitestgehend von der französischen Historiographie abgedeckt, so Schnyder, würden aber in keinem Fall populären Mythen, wie es sich ja im Fall Napoleon zuhauf gibt, aufsitzen. Aufstieg und Fall Napoleons wird von dessen Drang zur Macht bestimmt, lautet Schnyder zufolge die Kernthese von Willms, was die Rezensentin als These kaum überraschend findet. Erstaunlich findet sie vielmehr die geduldige, ausführliche Darlegung dieser politisch-militärischen Karriere von Seiten Willsm, und beachtlich findet sie dessen erstaunlich virtuoses Arrangieren des gewaltigen Lebensstoffes. Willms vertraut darauf, vermutet Schnyder, dass sich im Allgemeinen das Besondere zeige - und er hat Recht gehabt, versichert sie ihm.

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"Eine glänzend abgewogene Kurzdarstellung."
Die Tagespost, Urs Buhlmann