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Finn ist lustig, Katharina ist erfolgreich, Emilia ist gut aussehend, Jan ist sportlich, und Kevin ist dumm. Namen wecken automatisch Assoziationen in uns, die wir mit einem Attribut verknüpfen - bewusst oder unbewusst. Das geht sogar so weit, dass Lehrer Kevin und Justin nicht nur weniger zutrauen als Alexander oder Maximilian, sie benoten sie mitunter auch schlechter. Und das bei gleicher Leistung. Aber woran liegt es, dass wir Menschen anhand ihres Namens beurteilen? Woher kommen die Ströme und Trends? Und mit welchen Namen machen Eltern auf keinen Fall etwas falsch? Namensforscherin…mehr

Produktbeschreibung
Finn ist lustig, Katharina ist erfolgreich, Emilia ist gut aussehend, Jan ist sportlich, und Kevin ist dumm. Namen wecken automatisch Assoziationen in uns, die wir mit einem Attribut verknüpfen - bewusst oder unbewusst. Das geht sogar so weit, dass Lehrer Kevin und Justin nicht nur weniger zutrauen als Alexander oder Maximilian, sie benoten sie mitunter auch schlechter. Und das bei gleicher Leistung. Aber woran liegt es, dass wir Menschen anhand ihres Namens beurteilen? Woher kommen die Ströme und Trends? Und mit welchen Namen machen Eltern auf keinen Fall etwas falsch? Namensforscherin Gabriele Rodríguez analysiert Herkunft und Entwicklung von Namen und gibt Tipps für Individualisten, die ihre eigenen Namen kreieren wollen.
Autorenporträt
GABRIELE RODRÍGUEZ ist die einzige Namenforscherin Deutschlands, die sich auf Vornamen spezialisiert hat, und gehört zum Team der Namenberatungsstelle der Universität Leipzig. Eltern und Standesämter können bei ihr die Zulässigkeit, Schreibweise oder Geschichte von Vornamen prüfen und sich beraten lassen. Rodríguez studierte Philologie in Kasan (Russland) und Romanistik in Leipzig, wo sie seit 1994 Namen erforscht und die Namenberatungsstelle unterstützt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2017

Im Zweifel lieber für das Wohl des Kindes

Borussia, Satan oder Porsche sind verboten, Pepsi-Carola, Darth oder Ikea erlaubt: Gabriele Rodríguez erforscht, was sich Eltern alles für ihre Kinder einfallen lassen. Die Opfer sind wehrlos.

Ursula ist sympathisch, aber wenig attraktiv, Emma gesellig und sehr intelligent. Frank ist männlicher als Jens und Felix sportlicher als Constantin. Vornamen lösen solche Assoziationen aus; ihre Träger müssen damit leben. Welches Image Namen entwickeln, welche Moden die Namenlandschaft prägen und wie sich gesellschaftliche Entwicklungen in ihr spiegeln, wird am Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig erforscht.

Gabriele Rodríguez, die dort Eltern und Standesbeamte bei Fragen zur Namenwahl berät und Gutachten für Gerichte erstellt, hat ein Buch geschrieben, das die bunte Welt dieser ganz besonderen Wörter auf ebenso informative wie unterhaltsame Weise durchstreift. Eine halbe Million Vornamen kursieren mittlerweile in Deutschland, pro Jahr kommen rund tausend dazu. Viele neue Namen gelangen mit Immigranten nach Deutschland. Das stellt die Standesämter mitunter vor Herausforderungen: Sollen sie Namen wie "Ussama" oder "Jehad" akzeptieren? Hierzulande sind sie negativ besetzt, im arabischen Raum aber gelten sie als normale, traditionsreiche Namen, die nicht automatisch für einen islamistischen Hintergrund stehen.

Hier wie in allen Fällen muss die Wahlfreiheit der Eltern gegen das Wohl des Kindes abgewogen werden, für das mancher Name zur Belastung werden kann. Bei "Adolf", dem deutschen Tabunamen schlechthin, stellt sich diese Frage gar nicht erst: Sein berüchtigtster Träger hat den Namen so kontaminiert, dass ihn auch der Hinweis auf seine lange Geschichte und den Heiligen, der ihn trägt, nicht rehabilitieren kann.

Verlief die Namengebung vergangener Zeiten in einigermaßen überschaubaren Bahnen, so existiert heute eine geradezu überbordende Vielfalt. Der Phantasie der Eltern sind zwar noch amtliche Grenzen gesetzt, aber sie sind viel weiter gezogen als früher. Der Wunsch, sich kreativ abzuheben, bringt Namen wie Afrope, Jax oder Tashunka Witko hervor. Letzterer ist das Sioux-Original für "Crazy Horse" und diente indianerverrückten Eltern als Ersatz für die englische Version, die ihnen dann doch verwehrt wurde. Von den Standesämtern abgelehnt wurden bislang auch "Borussia", "Porsche", "Satan" oder "Rumpelstilzchen".

Hingegen gibt es Menschen, die "Pepsi-Carola", "Galeria" oder "Ikea" heißen, wobei sich für die Möbelhausmarke ins Feld führen lässt, dass es einen gleichlautenden ostfriesischen Mädchennamen gibt. Mehr als die Hälfte aller in einem Jahrgang eingetragenen Namen wird in diesem Zeitraum nur ein einziges Mal vergeben. Das zeugt von einem elterlichen Drang zur Originalität, der oft genug auf Kosten der Kinder geht. Viele scheinbar ausgefallene Namen speisen sich aus populären Büchern und Filmen. Ein ebenso frühes wie berühmtes Beispiel bot der 1927 geborene Berliner Museumsarchitekt Winnetou Kampmann, dessen gleichnamiger Sohn heute als Kieferorthopäde praktiziert. In den fünfziger Jahren waren es die Bücher von Astrid Lindgren, die eine Welle nordischer Namen auslösten.

Den "Star Wars"-Filmen wiederum verdanken Mitbürger Namen wie "Darth", "Vader", "Boba" oder "Qui", und aktuell steuert die "Game of Thrones"-Serie "Khaleesi", "Daenerys" und "Sansa" bei. Auch der Glaube an die Weltrevolution kann die Namenwahl bestimmen, und zwar nicht erst, seit Achtundsechziger-Eltern ihre Kinder "Che" nennen wollten. 1927 ließ ein Amtsgericht den Namen "Heinz Lenin" zu, ein Jahr später wurde ein Mädchen nach Lenins Frau "Krupskaja" genannt. Solche Namen haben später im real existierenden Sozialismus der DDR keine wesentliche Rolle gespielt. Aber deutsch-deutsche Unterschiede lassen sich durchaus feststellen. Eine ostdeutsche Vorliebe ist die Eindeutschung fremdsprachiger Namen als "Maik", "Gorden" oder "Nadin". Häufig haben die Eltern in der DDR diese Namen, die sie gedruckt nicht kannten, nach Gehör geschrieben.

Zu Recht weist Rodríguez die Attitüde naserümpfender Weltläufigkeit zurück, mit der man sich im Westen gern darüber mokiert. Schließlich handelt es sich um eine jahrhundertealte Praxis, wie "Klaus", "Hans", "Vinzenz", "Peter" und viele andere Eindeutschungen hebräischer, lateinischer oder griechischer Namen zeigen. Wie unbefangen man in anderen Landstrichen die Assimilierung betreibt, zeigen zum Beispiel so "urspanische" Namen wie "Rodrigo", "Fernando" oder "Gonzalo", die auf germanische, von den Goten importierte Wurzeln zurückgehen.

Die Autorin, die in der Sowjetunion studierte und in der DDR ihre wissenschaftliche Laufbahn begann, schärft den Blick für die sozialen Aspekte des Themas. Wie sehr Namengebung und gesellschaftliche Schichtung miteinander verwoben sind, zeigt sie am Phänomen des "Kevinismus": Der irische Name "Kevin" - der übrigens männlich und weiblich ist - tauchte in Deutschland bereits in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre auf, blieb aber zunächst eine Rarität, gewählt von Eltern mit einer Vorliebe für die Grüne Insel oder die keltische Kultur. In den späten Siebzigern sorgte der HSV-Fußballer Kevin Keegan für einen ersten Popularitätsschub, den der Schauspieler Kevin Costner gute zehn Jahre später kräftig verstärkte.

Aber erst der Film "Kevin allein zu Haus" von 1991 katapultierte ihn an die Spitze der Beliebtheitsliste für männliche Namen. Er hatte alles, was es dazu braucht: eine sympathische, höchst populäre Trägerfigur, einen Klang, den die Deutschen als angenehm empfinden und eine kurze Zweisilbigkeit, die ebenfalls im Trend lag. Und so nannten in den neunziger Jahren viele junge Eltern ihren Sohn "Kevin", ganz unabhängig von Wohnort, Bildungsgrad und sozialer Schicht. Doch dann stoppte Kevins Höhenflug: So wie in früheren Zeiten Namen, die zunächst den Adel schmückten, allmählich über das gehobene Bürgertum in die ärmeren Schichten hinuntergereicht wurden, verschlechterte sich auch "Kevins" Ansehen.

Er galt nun aber nicht nur als langweilig gewordener Modename von gestern - dieses Schicksal hatte populäre Namen schon immer ereilt -, sondern ihm heftete sich das Image des "Unterschichten-Ossis" an, ein Makel, den er seitdem mit Namen wie Jacqueline, Chantal oder Mandy teilt. Dass Vornamen nicht nur unbeliebt werden, sondern ihre Träger stigmatisieren, weil sie mit Dummheit, Faulheit oder Prekariat assoziiert werden, hält Gabriele Rodríguez für eine Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte. Angetrieben werde sie durch die Klischees des Boulevardfernsehens und die Verunglimpfungsdynamik der sozialen Netzwerke.

Skeptisch beurteilt die Autorin allerdings eine Studie, die vor einigen Jahren mit der steilen These für Schlagzeilen sorgte, dass solche Kinder in den deutschen Schulen benachteiligt würden, weil die Lehrer sich von den Vorurteilen gegenüber ihren Namen lenken ließen. Zu Recht kritisiert Rodríguez, dass so weitreichenden Behauptungen die empirische Basis fehlt. Bemerkenswert ist, dass "Kevin" und Konsorten in bildungsfernen Kreise auch dann noch beliebt blieben, als sich andere schon längst darüber lustig machten. Für die Autorin liegt der Grund in der kommunikativen Kluft zwischen den gesellschaftlichen Schichten: Die Kevin-Freunde hätten keinen Kontakt zu denen, die sich über sie und ihre Namen amüsierten.

In ihre Kreise dringe die Ironie der Gebildeten nicht vor, das negative Image der "verrufenen" Namen sei ihnen lange Zeit kaum aufgefallen. Ganz überzeugen kann diese Erklärung nicht. Denn es war weniger das bildungsbürgerliche Feuilleton, das aus normalen Vornamen Spottnamen machte, sondern eher das von Harald Schmidt so genannte "Unterschichtenfernsehen", das die Autorin auch erwähnt, ohne aber seine Rolle genauer in den Blick zu nehmen. Der Zynismus der Comedys und Shows von RTL und anderen Sendern besteht ja gerade darin, dass sie das Publikum, das sie bedienen, zugleich ausbeuten, indem sie es karikieren und so zur Selbstverhöhnung einladen. Die "Cindy aus Marzahn" lässt grüßen.

WOLFGANG KRISCHKE

Gabriele Rodríguez: "Namen machen Leute". Wie Vornamen unser Leben beeinflussen. Komplett-Media, München 2017. 248 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Gabriele Rodriguez, die dort Eltern und Standesbeamte bei Fragen zur Namenswahl berät und Gutachten für Gerichte erstellt, hat ein Buch geschrieben, das die bunt Welt dieser ganz besonderen Wörter auf ebenso informative und unterhaltsame Weise durchstreift."
FAZ

"Diese Frau redet Eltern bekloppte Kindernamen aus: "Birkenfeld geht leider nicht"."
Stern

"Rodriguez Buch [ist] eine lesenswerte Lektüre, die den Leser auf eine neue Weise mit seinen lebenslangen Begleiter in Berührung bringt."
Psychologie Heute

"Fazit: What's in a name? Wird bei Shakespeare gefragt. Na, eine ganze Menge, antwortet dieses sehr empfehlenswerte Buch. Dass demnach nicht nur ein Muss für werdende Eltern auf Namensuche ist, sondern im Grunde für alle, die einen Namen haben!"
blog.littlebigthings.de

"Ein informativ und unterhaltsam geschriebenes Buch [...]" . " [...] Stellt [...] eine Bereicherung für die öffentlichen Bibliotheken dar."
EKZ Besprechung

"[...]Gut recherchiertes, sehr interessantes Buch [...]."
Bookworm

"Die Namenberaterin schildert die geschichtlichen Hintergründe genauso unterhaltsam wie die Anekdoten aus der bunten Welt der Namengebung."
Zeitung Dolomiten

"Gabriele Rodriguez, die berühmte Vornamenberaterin der Welt, hat ein gutes Buch geschrieben. So gut, dass es sich jeder Mensch, der sich auch nur ein bisschen für Vornamen interessiert, schnell besorgen sollte! [...] Gabriele Rodriguez gewährt spannende Einblicke in ihre Vorgehensweise bei der Suche nach einer fundierten Begründung für die Eintragsfähigkeit von ungewöhnlichen Vornamen."
Blog.beliebte-vornamen.de

"Als ich hörte, dass Gabriele Rodriguez, die Spezialistin für Vornamen, ein Buch über ihr Fachgebiet geschrieben hat, musste ich zugreifen. [...] Doch dieses Buch hier ist ein fundierter, interessanter und amüsanter Streifzug durch die Welt der Namen."
Literaturschock.de

"Kurzweilig, witzig und informativ berichtet dieAutorin aus ihrem Alltag als einzige Namensforscherin Deutschlands (!). [...] Geschichten im Wechsel mit sachlichen Informationen. [...] Kurz: Ein tolles Buch für alle Namensinteressierten und werdenden Eltern - empfehlenswert!"
philuko.blogspot.de

"Sie erstellt Gutachten über die Herkunft und die Eignung von Namen und erklärt den Eltern, warum Kaulquappe als Vorname für die Tochter halt nicht geht. Jetzt hat Rodriguez ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben: "Namen machen Leute - Wie Vornamen unser Leben beeinflussen."
Allgemeine-Zeitung
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