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Was passiert, wenn man mit einem Revolver telefoniert? Ist Golfspielen wirklich lebensgefährlich? Mit welchen Mordwerkzeugen operierte die Inquisition? In diesem eigenwilligen Lexikon erfährt der Leser Verblüffendes über denkbar bizarre Todesarten. Katja Doubek erzählt von Schiffsunglücken, Schierlingsbechern, Schlaftabletten und Amokläufern, vom Tod durch Elefantentritte, Meuchelmörder und Zeppelinabstürze. Ein skurriles, schauerliches, bisweilen aber auch sehr amüsantes Panoptikum.

Produktbeschreibung
Was passiert, wenn man mit einem Revolver telefoniert? Ist Golfspielen wirklich lebensgefährlich? Mit welchen Mordwerkzeugen operierte die Inquisition? In diesem eigenwilligen Lexikon erfährt der Leser Verblüffendes über denkbar bizarre Todesarten. Katja Doubek erzählt von Schiffsunglücken, Schierlingsbechern, Schlaftabletten und Amokläufern, vom Tod durch Elefantentritte, Meuchelmörder und Zeppelinabstürze. Ein skurriles, schauerliches, bisweilen aber auch sehr amüsantes Panoptikum.
Autorenporträt
Katja Doubek, geb. 1958, studierte Psychologie, Germanistik, Philosophie und Geschichte, ist heute als Psychotherapeutin tätig und verfaßte zahlreiche Sachbücher. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Wiesbaden und Sperlonga/Italien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.10.2000

Die besten Geschichten schreibt der Tod
Katja Doubek schrieb ein Lexikon über die verschiedenen Arten des Exitus – ein teilweise vergnüglicher Lesestoff
Sie hat eine seltsame Art, sich zu verabschieden. „Lassen Sie uns gemeinsam sterben”, sagt Katja Doubek manchmal, quietschvergnügt und ansteckend lebenslustig. Gemeinsam sterben, das hört sich großartig an. Viele leben gemeinsam – aber sind es nicht die tragisch vereint Verschiedenen, die sich in den Herzen der Menschen verewigt haben: Butch Cassidy und Sundance Kid, Thelma und Louise, Romeo und Julia. Oder jene sechs Ägypter, die ein Huhn aus einem Brunnen befreien wollten, dabei nacheinander vom Strudel hinab gesaugt wurden in den Untergrund und hunderte Kilometer südlich wieder auftauchten – tot und gemeinsam mit dem Huhn, dem einzigen Überlebenden.
Katja Doubek ist hin- und hergerissen von solchen Geschichten. „Ich bin schon schräg”, sagt die 42 Jahre alte Münchner Therapeutin. Sie hat keine Scheu, über den Tod zu reden, was damit zu tun haben mag, dass sie in ihrem Beruf gelegentlich Sterbenden und deren Angehörigen über die ewige Trennung hinweghelfen muss. Sie weiß, dass sie nicht allein ist mit ihrem „großen Sinn für bizarre Begebenheiten”. So sehr der Tod auch totgeschwiegen wird, so sehr fasziniere er doch: „Irgendwann erwischt es uns alle. Ich glaube, der Kick ist, zu schauen, wie es anderen passiert ist”, erklärt Doubek, „das Kribbeln ist da genauso groß wie das Interesse an den Liebeleien der anderen”. Ein Buch über das „Intimleben berühmter Männer und Frauen” hat sie bereits geschrieben. Auf die Idee, „seltsame Spielarten des Exitus” für ein „Lexikon merkwürdiger Todesfälle” zusammenzustellen, ist sie nicht von alleine gekommen. Ihr Vater, der Dirigent Christoph von Dohnanyi, schickte ihr bei einer Konzertreise aus New York ein Fax. Darin stand, er habe geträumt, sie hätte ein Buch geschrieben über das Ableben von Prominenten. Prima Idee, dachte sie.
Dem Eichborn Verlag gefiel das Thema auch. Zusammen stellte man fest, dass Prominententode die Neugier befriedigen, das kuriose Umkommen ruhmloser Pechvögel aber noch viel mehr. So entstand eine Sammlung von hunderten Todesfällen, alphabetisch nach 200 Stichwörtern sortiert von A wie Adipositas (Fettsucht) bis Z wie Zyankali. Garniert mit Gruseligem aus dem Mittelalter, wo Menschen längs zersägt, mit flüssigem Blei ausgegossen, stranguliert, zerquetscht und ersäuft wurden. Angereichert mit Geschichten rund um das Ende etlicher Berühmtheiten wie Sokrates (Schierlingsbecher), Maria Callas (Herzinfarkt) und Joseph Haydn (Arteriosklerose), dessen Totenschädel von einem Sammler geraubt, konserviert und im Ehebett vor der Polizei versteckt wurde. Erst 146 Jahre später wurde die Reliquie beigesetzt.
Doubek hat eineinhalb Jahre recherchiert, sechs bis zehn Stunden am Tag Zeitungen gelesen, im Internet gestöbert, 800 Biographien gewälzt. Auf eine Schatzkammer für die Sammlung stieß sie beim sogenannten Darwin-Award. Eine Auszeichnung, über die sich die Geehrten nicht mehr freuen können, weil sie auf besonders originelle Weise aus dem Leben geschieden sind. Wie zum Beispiel die sechs Ägypter, nicht aber ihr Huhn. Oder ein Ballaststoff-Experte aus dem Sinai, dem aufgrund einer Diät aus Bohnen, Zwiebeln und Kraut soviel Darmgas entfleuchte, dass er im Schlaf an seinen Abgasen erstickte. Oder der Tierpfleger Friedrich Riesfeld aus Paderborn, dessen Elefantenbulle Stefan unter heftiger Verstopfung litt. Der Wärter verabreichte ihm 22 Dosen Abführmittel. „Als es bei Stefan endlich flutschte”, schreibt Doubek, „traf das Ergebnis den Wärter mit voller Wucht. Das herbeigesehnte Exkrement streckte ihn nieder, und er erstickte unter der Last. ”
Darf man über die Ironie des Schicksals lachen? Es geht gar nicht anders, findet Doubek, obwohl sie sich überhaupt nicht als schadenfroh einstuft. „Es liegt in der Natur der Sache, dass man darüber schmunzeln muss. ” Und es scheint, als würde eine höhere Macht die Pointen schreiben: Dass der Schriftsteller Ödon von Horvarth aus Angst, er könne mit dem Auto verunglücken, zu Fuß über die Pariser Champs Elysees ging und dabei unter einem Baum von einem herabfallenden Ast erschlagen wurde, findet nicht nur Doubek makaber unterhaltsam; das hat auch der österreichische Kabarettist Josef Hader als Element schwarzen Humors in sein Bühnenprogramm eingebaut. Kabarett mag sie, „dem Volk aufs Maul schauen”. Denn „die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben”. Oder der Tod. Davon zu berichten sei in Ordnung, solange man Respekt wahre. Doubek schreibt nicht reißerisch, hämisch oder Mitleid heischend. Sie schildert – und der Leser wertet selbst, ob er betroffen ist oder amüsiert, ob perfekt inszeniert scheinende Todesfälle Schicksal oder Zufall sind.
Die Frage nach einem Leben nach dem Tod spricht die promovierte Germanistin in ihrem Lexikon nicht mal im Vorwort an. „Es würde da schon hingehören”, meint sie, „aber ich traue mir das nicht zu. Es ist mir nicht gegeben, an ein helles Licht am Ende des Tunnels zu glauben. Es wäre unaufrichtig, wenn ich darüber etwas schreiben würde. Ich bin ein sehr an Fakten orientierter Mensch. ” Dazu passt, dass sie sagt, ihren Patienten würde dieses Lexikon keinen Trost spenden. „Für die wäre es nicht hilfreich – vielleicht für Leute wie Sie und ich, die wissen, dass sie eines Tage sterben müssen – aber noch nicht jetzt. ” Doubek würde gerne erreichen, dass die Leute entspannter mit dem Sterben umgehen. „Der Tod sollte als etwas Normales empfunden werden”, sagt sie, „etwas, das zum Leben gehört”. Früher, und auch heute noch in vielen ländlichen Gegenden, hätten die Leute das Sterben nicht verdrängt. Bei der Beerdigung ihrer Schwiegermutter in der Tschechei habe ihr der Pfarrer angeboten, den Sarg noch einmal zu öffnen, falls sie die Leiche fotografieren wolle.
Katja Doubek will keineswegs als gefühlskalt gelten. „Ich habe oft und viel geweint”, aber sie habe eingesehen, dass irgendwann die Zeit gekommen ist loszulassen. Früher habe man sich in der Regel würdevoll am Totenbett von den Lieben verabschiedet. Heute ist das oft nicht möglich. „Der medizinische Fortschritt, dem wir viel zu verdanken haben, hat den Tod auf die Intensivstation verbannt. Überall zischt und piept es, da ist es schwierig, Nähe zu spüren. Zwischen all den Schläuchen ist Händchenhalten nicht möglich. ” Und wer lässt den Tod schon an sich heran? Es ist an der Zeit, wieder gemeinsam zu sterben – es muss ja nicht gleichzeitig sein, und nicht sofort.
MICHAEL ZIRNSTEIN
Reicher Fundus an Tötungsarten: Das Mittelalter und die katholische Inquisition halfen Katja Doubek, ihr Lexikon des Ablebens zu füllen.
Fotos: SZ-Archiv
Fasziniert vom Ableben: Lexikon-Autorin Katja Doubek.
Foto: Werneke
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"Ein Buch, vor dem Einschlafen zu lesen, das zeigt, zu welch makabren Scherzen der Tod oft aufgelegt ist und wie komisch und brutal er zuschlägt - Trost durch Trostlosigkeit." (Hellmuth Karasek im "Tagesspiegel")