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Produktdetails
  • Verlag: DRW
  • Seitenzahl: 208
  • Abmessung: 250mm
  • Gewicht: 744g
  • ISBN-13: 9783871814785
  • ISBN-10: 3871814784
  • Artikelnr.: 10278024
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2002

Das Ländle jubiliert

BADEN-WÜRTTEMBERG wird 50 Jahre alt. Als Geburtsdatum gilt der 25. April 1952: An jenem Tag bildete Ministerpräsident Reinhold Maier (FDP) überraschend eine Koalitionsregierung aus SPD, FDP und dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). Die CDU, obwohl stärkste Partei, wurde in die Oppositionsrolle gezwungen. Maier, den sie den "Fuchs aus dem Remstal" nannten, sah um 12.30 Uhr auf seine Taschenuhr und verkündete, daß in diesem Augenblick "die Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern vereinigt sind". Anschließend stellte er sein Kabinett vor. Aus der CDU-Fraktion ertönten Pfui-Rufe. Selbst aus den Reihen der mitregierenden Sozialdemokraten wurde der Ruf laut: "Unerhört!" Die Geburtsstunde des Landes Baden-Württemberg begann mit einem Handstreich des FDP-Politikers. Maier regierte nicht lange im Südwesten. Schon 1953 löste ihn der CDU-Politiker Gebhard Müller ab. Es waren aufregende Jahre, die der Gründung des neuen Südweststaates vorausgingen. Da gab es eine Volkabstimmung, bei der die Stimmen nach einem so merkwürdigen Modus ausgezählt wurden, daß die unterlegenen Badener das Bundesverfassungsgericht anriefen, das sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig konstituiert hatte. 1956 gestanden die Karlsruher Richter dem "Heimatbund Badenerland" zu, die badische Bevölkerung dürfe noch einmal über die Baden-Frage abstimmen. Die Volksabstimmung wurde bis zum Jahr 1970 verschleppt. Bis dahin hatten sich auch die Altbadener mit dem neuen Bindestrichland abgefunden. Der politisch und historisch versierte Schwabe Karl Moersch hat zusammen mit Peter Hölzle ein Buch verfaßt, das anschaulich und detailgetreu schildert, wie es zur Gründung Baden-Württembergs gekommen ist. Der Staatsanzeiger-Verlag hat zum Jubiläum eine Sonderausgabe des Geschichtsmagazins "Momente" herausgegeben. Darin wird unter anderem beschrieben, warum die Südbadener befürchteten, als "Kolonialvolk" zu enden, wie schwer sich Badener und Schwaben mit der Namensgebung für ihr Ländle taten und was aus den Ministerpräsidenten wurde, von denen - von Reinhold Maier bis Lothar Späth - keiner programmgemäß aus dem Amt schied. (Karl Moersch/Peter Hölzle: Kontrapunkt Baden-Württemberg. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2002. 208 Seiten, 19,90 Euro. Momente - Sonderausgabe. Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart 2002. 115 Seiten, 2,80 Euro.)

bhr.

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