Das die Autorin dieses "Fantasy"-Romans ein Jane Austen-Fan ist spiegelt sich in ihrem ausnehmend eleganten Sprachgebrauch wider: Feinster, subtiler, hochnäsiger Snobismus lassen den geneigten Leser oft seitenweise nicht aus dem Schmunzeln herauskommen. Wer sich für Clarkes klugen, höchsteleganten-
manchmal etwas selbstironischen Stil erwärmen kann wird am bloßen Lesen schon seine helle Freude…mehrDas die Autorin dieses "Fantasy"-Romans ein Jane Austen-Fan ist spiegelt sich in ihrem ausnehmend eleganten Sprachgebrauch wider: Feinster, subtiler, hochnäsiger Snobismus lassen den geneigten Leser oft seitenweise nicht aus dem Schmunzeln herauskommen. Wer sich für Clarkes klugen, höchsteleganten- manchmal etwas selbstironischen Stil erwärmen kann wird am bloßen Lesen schon seine helle Freude haben. Wer sich für eine durch und durch poetische Handlung und für komplexe, emotional extrem intelligent konsturierte Charaktere begeistern lässt wird das Buch lieben. Die allgemeine Kritik einiger Leser bezüglich der Länge des 1000-Seiten-Wälzers trifft vielleicht zu, wenn man mit der Hoffnung auf magisches und fantastisches alá Harry Potter an das Buch herantritt. Nicht aber wenn man nichts gegen den unterschwelligen gesellschaftssatirischen Anspruch und die Komplexität der dargestellten "Mystik" hat. Die Zauberei bleibt bei Jonathan Strange & Mr. Norell nicht bloße Staffage- Susanne Clarke erschafft sie aus ihren Grundmanifesten neu- nicht zuletzt mit Hilfe von über hundert Fußnoten die sie äußerst charmant in die Handlung einbindet. Hier wird Nordengland eine ganz eigene, geheimnissvolle und noch zu erforschende Kultur der Magie angedichtet die in ihrer Detailverliebtheit und in ihrem Realismus ihres Gleichen sucht. Keine kindlichen Traumbilder von Zaubertränken, Eulen und buntgemischten Lateinfetzen -
sondern der blanke Wahnsinn der Wissenschaft und ihrem ewigen, uneinnehmbaren Elfenbeinturm.
Zwischen die Fronten zweier höchst unterschiedlicher Käuze gerät der Leser mit dem Kennenlernen von Mr. Norell ( dem eifersüchtigen, alteingesessenen Geheimniskrämer) und Jonathan Strange ( dem jungen, hochbegabten Gentleman mit dem ironischen Lächeln und der - sagen wir etwas "zerstreuten" Art). Jonathan Strange ist ein wahrer Charmebolzen von einem Hauptcharakter- sein trockener WItz, seine emotionale Überlegenheit gegenüber seinem schwächlichen Lehrer und seine liebenswerte Ignoranz katapultieren ihn in Windeseile in des Lesers Herz. Ganz anders Mr. Norell, dem die Zweifel und die Hektik ins Gesicht geschrieben stehen- doch auch er gewinnt an Reiz, nicht zuletzt durch seine wirklich unterhaltsame Interaktion mit Strange und all den anderen Figuren des Romans.
Ich werde an dieser Stelle nicht weiter auf die Handlung eingehen, da es ein besonderer Genuss ist diese ganz unvoreingenommen zu erforschen. Allerdings sei gesagt das ich selten ein so gutes, "perfektes" Buch gelesen habe. Meinen Geschmack hat es voll getroffen! - Neil Gaiman, der das Buch übrigens für den besten englischen Fantasyroman der letzten 70 Jahre hält (zu Recht!) sollte für mich am Ende rechtbehalten: Nach 1000 Seiten ist man unglücklich das keine weiteren 1000 folgen.
