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Was erwartet uns nach dem Tode? Finden Schuld und Sünde, Verdienst und gute Taten im Jenseits ihren Lohn? Was geschieht mit Körper und Seele in der jenseitigen Welt? Schon immer haben Menschen auf ein Leben nach dem Tode gehofft, und manchmal haben sie es auch gefürchtet. Philip C. Almonds Buch bietet ein faszinierendes Panorama der Jenseitsvorstellungen, die die europäische Kulturgeschichte unter dem Einfluss der griechischen und der jüdisch-christlichen Tradition in drei Jahrtausenden entwickelt hat. Almond zeigt, wie man sich das Jenseits als Ort der Belohnung und Strafe, der Verdammung,…mehr

Produktbeschreibung
Was erwartet uns nach dem Tode? Finden Schuld und Sünde, Verdienst und gute Taten im Jenseits ihren Lohn? Was geschieht mit Körper und Seele in der jenseitigen Welt? Schon immer haben Menschen auf ein Leben nach dem Tode gehofft, und manchmal haben sie es auch gefürchtet. Philip C. Almonds Buch bietet ein faszinierendes Panorama der Jenseitsvorstellungen, die die europäische Kulturgeschichte unter dem Einfluss der griechischen und der jüdisch-christlichen Tradition in drei Jahrtausenden entwickelt hat. Almond zeigt, wie man sich das Jenseits als Ort der Belohnung und Strafe, der Verdammung, Läuterung und Erlösung gedacht hat. Er macht uns mit den Bildern von den Schauplätzen des Lebens nach dem Tode bekannt, den schönen wie den schaurigen - den Ufern des Styx, wo der Fährmann Charon die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich übersetzt, den Elysischen Gefilden, in denen die Lieblinge der Götter rasten, den Tiefen des Tartaros, der Hölle, dem Fegefeuer und dem himmlischen Paradies.
Autorenporträt
Almond, Philip C.Philip C. Almond ist Professor Emeritus und Professorial Research Fellow am Institute for Advanced Studies in the Humanities der Universität von Queensland (Australien).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.2017

Wie langsam die Toten in diesem Reiche wandern
Wenn nur die editorischen Mängel nicht wären: Der australische Religionshistoriker Philip C. Almond legt eine kurzweilige Geschichte christlicher Jenseitsbilder vor

Nach dem Ersten Weltkrieg stand die Menschheit unter dem Schock vieler Todesopfer. Verarbeitet wurde die traumatische Erfahrung nicht nur durch Seelsorger und Psychologen, sondern auch durch Spiritisten,die über Jenseitskontakte verfügen wollten. Die von Spiritisten verbreitete Botschaft hieß: Die Toten leben! Sie führen ein durch angemessene geistige und körperliche Arbeit erfülltes Leben in einem Himmel der Wissenschaft und Kunst, der Familien, der Blumen, der langen Reisen und der harmonischen Verbindung gleichgesinnter Seelen.

Sir Arthur Conan Doyle, englischer Arzt und Schriftsteller, bekannt als Autor der Sherlock-Holmes-Romane, war einer der damals führenden Spiritisten. Die gute Kunde über das Leben der Toten trug er auf Vortragsreisen in alle Welt. Nicht ohne Stolz erinnert der australische Religionshistoriker Philip Almond, Emeritus der University of Queensland, daran, dass Conan Doyle sogar in Australien auftrat.

Almond selbst ist kein Spiritist. In seinem Buch "Afterlife: A History of Life after Death" - jetzt deutsch als "Jenseits. Eine Geschichte des Lebens nach dem Tode" - bekennt er sich zum Nichtwissen über alles, was nach dem Tod passiert oder passieren könnte. Sein neues Buch versteht sich als allgemeinverständlicher Beitrag zur kulturhistorischen Erforschung der christlichen Jenseitsbilder. Seit den 1980er Jahren erschienen Bücher prominenter Mediävisten wie Jacques Le Goff und Carolyn Walker Bynum und von Neuzeithistorikern wie Colleen McDannell und Jean Delumeau zu diesem Thema. Almond selbst hat 1994 eine lesenswerte Quellenstudie über Himmels- und Höllenvorstellungen im England der Zeit von 1650 bis 1750 vorgelegt.

Almonds neues Buch bietet einen kurzweiligen Rundgang durch die christliche Religionsgeschichte von der Antike bis heute. Alle vier Themen der kulturgeschichtlichen Erforschung der Jenseitsvorstellungen nimmt er in den Blick: die Geographie des Jenseits, die Anthropologie des aus Leib und Seele bestehenden Menschen, die Biographie des Menschen nach dem Tod und, wie bereits erwähnt, die Jenseitskontakte. Jedes dieser Themen könnte ein umfangreiches Buch füllen, so dass der Verfasser eines schmalen Buchs vor einem fast unlösbaren Problem steht: Was besprechen und was nicht, was auswählen und was weglassen?

Philip Almond entscheidet sich für eine exemplarische Darstellungsweise, die auf vieles verzichtet, um sich auf wenige Jenseitsthemen zu konzentrieren. Besonders vier von seinen sieben Kapiteln sind außerordentlich gut gelungen: zwei Kapitel über den Seelenglauben und seine moderne Bestreitung, ein Kapitel über die Verdammten und das letzte Kapitel, das vom Jenseits im Denken der Neuzeit handelt. Bedingt durch die Auswahl und die erkennbare Vorliebe des Autors für die frühe Neuzeit, muss einiges Interessante unter den Tisch fallen. Über Dantes mittelalterliche Hölle erfahren wir viel, über seinen Läuterungsberg - das Purgatorio - fast nur, dass er geographisch ungefähr in Australien liegen müsste. Über seinen Himmel erfahren wir gar nichts. Der Leser des Buches kann also, anders als Dante selbst, Beatrice nicht begegnen.

Auch die modernen Theologen mit ihrem Minimalismus werden kaum berücksichtigt. Immerhin wird ein Wort von Karl Barth angeführt: "Auferstehung heißt nicht Fortsetzung dieses Lebens, sondern Lebensvollendung." Almond erläutert das änigmatische Wort nicht näher, sondern überlässt dem Leser die Schlussfolgerung. Diese kann nur lauten: Barth glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod, und was genau er mit der "Vollendung" meint, verrät er uns nicht.

Gerade bei einem theologischen Autor wie Karl Barth, der für seine ausladende Wortfülle bekannt ist, spricht das Verstummen beim Thema Jenseits eine eigene Sprache. Das Schweigen der Elitetheologen bietet anderen die Chance, ihre Jenseitsphantasien umso ausführlicher darzustellen. Das bevorzugte Medium ist der Roman, der dem Autor kein Glaubensbekenntnis abverlangt und dem Leser keines aufnötigt. Almond zeigt das am Beispiel der Fantasy-Welt der amerikanischen Schriftstellerin Ursula Le Guin. In Le Guins Welt "Earthsea" gibt es - erwartungsgemäß - ein von bösen Zauberern bedrohtes Diesseits, während die Welt der Toten zu unserer Überraschung an den griechischen Hades und die hebräische Scheol erinnert, mit denen die abendländische Jenseitsgeschichte beginnt. In Le Guins Jenseits stehen die Toten still oder bewegen sich langsam und ohne Ziel. Der junge Prinz Arren sieht eine Mutter mit Kind, die zusammen gestorben waren, doch das Kind regt sich nicht, und die Mutter blickt es nicht an. Und die aus Liebeskummer Gestorbenen gehen achtlos aneinander vorüber. Niemals hätte sich Sir Arthur Conan Doyle mit einem solch tristen Bild angefreundet.

Almonds Buch ist aus dem Englischen übersetzt. Leider haben Verlag und Lektorat auf die deutsche Ausgabe wenig Sorgfalt verwendet. Von den vierunddreißig eindrucksvollen Bildtafeln des englischen Originals sind nur acht in schlechter Qualität übrig geblieben. Der Anmerkungsapparat ist aus der Vorlage einfach übernommen, so dass die Nachweise aus Werken von Platon, Augustinus, Luther und Calvin stets aus englischsprachigen Ausgaben erfolgen. Und im Register findet man "Calvin, John". Philip Almonds schönes Buch und seine deutsche Leserschaft hätten Besseres verdient.

BERNHARD LANG

Philip C. Almond: "Jenseits". Eine Geschichte des Lebens nach dem Tode.

Aus dem Englischen von Manfred Warnecke. Lambert Schneider Verlag, Darmstadt 2017.

248 S., geb., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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