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HGB oder IFRS: Welches Regelwerk ist das Richtige? Vor dieser Frage stehen Unternehmen, die wahlweise nach den Vorschriften des HGB oder der IFRS bilanzieren können. In beiden Bilanzsystemen haben sich in letzter Zeit gravierende Änderungen ergeben. Die Autoren zeigen mögliche Probleme bei der Anwendung der internationalen Bilanzregeln auf. Sie beziehen die entsprechenden Normen des deutschen Bilanzrechts in die Beurteilung ein und ermöglichen so eine Standortbestimmung beider Bilanzsysteme. Abschließend formulieren sie Handlungsempfehlungen für den Einzel- und Konzernabschluss.

Produktbeschreibung
HGB oder IFRS: Welches Regelwerk ist das Richtige? Vor dieser Frage stehen Unternehmen, die wahlweise nach den Vorschriften des HGB oder der IFRS bilanzieren können. In beiden Bilanzsystemen haben sich in letzter Zeit gravierende Änderungen ergeben. Die Autoren zeigen mögliche Probleme bei der Anwendung der internationalen Bilanzregeln auf. Sie beziehen die entsprechenden Normen des deutschen Bilanzrechts in die Beurteilung ein und ermöglichen so eine Standortbestimmung beider Bilanzsysteme. Abschließend formulieren sie Handlungsempfehlungen für den Einzel- und Konzernabschluss.
Rezensionen
"In einem umfassenden und eindeutig dominierenden Systemvergleich arbeiten die Autoren Vor- und Nachteile sowie mögliche Auswirkungen heraus, die mit dem Übergang auf die internationale Rechnungslegung verbunden sind." -- DER BETRIEB

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.2012

Mehr Glauben als Wissen
Kritik an den Rechnungslegungsregeln IFRS dauert an

Des Streitens ist kein Ende. Seit 2005 müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen in der Europäischen Union ihre Konzernabschlüsse nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS aufstellen. Mit dieser Regelung war ein Kulturbruch verbunden. Statt eines allgemeinen Gesetzes wie des deutschen Handelsgesetzbuches HGB gelten in der IFRS-Welt Standards. Während das Gesetz versucht, in einer allgemeinen Regel möglichst viele Einzeltatbestände zu subsumieren, versucht der Standard sehr aktuell auf Entwicklungen und auch spezielle Fälle einzugehen. Das führt zu einem permanenten Fluss von Änderungen und Neuregelungen. Einen guten Überblick über das derzeitige Regelwerk gibt der von Michael Buschhüter (Mitarbeiter des Standardsetzers IASB in London) und Andreas Striegel (Anwalt und Steuerberater in Florida) herausgegebene "Kommentar Internationale Rechnungslegung IFRS".

Der zweite Bruch mit bisheriger Rechnungslegung liegt in der Zielsetzung. Die IFRS-Regeln sind zu allererst am Informationsbedürfnis von Eigen- und Fremdkapitalgebern ausgerichtet, um die Entscheidung zu erleichtern, sich an einem Unternehmen zu beteiligen oder nicht. Die im deutschen Recht vorherrschende Rechenschaftsfunktion eines Jahresabschlusses besitzt nachrangige Bedeutung. Das führt dazu, dass das externe Rechnungswesen immer weniger geeignet ist zur Steuerung des Unternehmens. Fraglich ist auch, ob Aktionäre wirklich ihre Kauf-/Verkaufsentscheidung am Jahresabschluss festmachen.

An Kritikern der (nicht mehr ganz so) neuen Rechnungslegung fehlt es daher nicht. Zu den hartnäckigsten gehört Karlheinz Küting, einst Lehrstuhlinhaber an der Universität des Saarlandes und heute noch Direktor des Centrums für Bilanzierung und Prüfung (CBP) ebendort. Seine Seminare über Konzernrechnungslegung laufen besser denn je und je stärker er gegen die IFRS-Regeln schimpft, umso stärker scheint der Beifall der Teilnehmer aus Hochschule und Praxis. Wie groß die Nachfrage nach kritischer Lektüre zeigt das Buch "IFRS oder HGB? Systemvergleich und Beurteilung", das schon wenige Wochen nach seinem Erscheinen mehr als 1000 Mal verkauft worden ist. Das ist ein Erfolg, wenn man bedenkt, dass die IFRS-Regeln in Deutschland nur für knapp 1000 der insgesamt 3 Millionen Unternehmen verpflichtend sind - jene Unternehmen, die über Aktien oder Anleihen den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen.

Das Buch, das Küting gemeinsam mit seinen Direktorenkollegen Claus-Peter Weber und Norbert Pfitzer herausgegeben hat, kommt erwartungsgemäß zu einer kritischen Einstellung gegenüber IFRS. "Mit dem Übergang auf die IFRS-Bilanzierung wird ein Weg in eine andere - unsichere, von Kurzfristperspektive geprägte und volatile - Bilanzwelt beschritten", lautet das Fazit der Autoren.

Dem ist kaum zu widersprechen. Aber eben der Übergang in eine andere Bilanzwelt macht es vielen Kritikern in Deutschland so schwer, sich damit auseinander zu setzen. IFRS ist nicht nur eine andere HGB-Version, IFRS ist eine Welt, in die einzutauchen nicht leicht ist, wie auch der Kommentar von Buschhüter und Striegel zeigt, der immerhin mehr als 1200 Seiten für eine "kompakte Darstellung" der Regeln braucht.

Im Zentrum der IFRS steht die Berechnung künftiger Zahlungsströme. Damit wird sie subjektiver, weil viele Bewertungen sehr stark von der persönlichen Risikoneigung des Bilanzerstellers abhängen. Damit sind viele Annahmen nicht mehr faktisch überprüfbar, sondern nur noch plausibel. "Das Testat eines Wirtschaftsprüfers unter einem Abschluss ist heute ein Glaubenszitat und nicht das Ergebnis einer Belegprüfung", pointiert Weber den Unterschied zur HGB-Welt. Dort werden Unternehmenswerte planmäßig abgeschrieben, nach IFRS unterliegen sie einer Werthaltigkeitsprüfung, also der Einschätzung des Erfolgs eines bestimmten Geschäftsmodells. Die Autoren führen ihre kritischen Punkte logisch und konsequent auf.

Sie alle sind berechtigt. Aber dennoch: IFRS gilt in mehr als 100 Ländern der Erde, und sein größter Vorteil ist seine Vergleichbarkeit. Auch die ist heute noch immer mehr als mangelhaft, wird aber besser - nicht zuletzt weil die Grundsatzabteilungen internationaler Wirtschaftsprüfungsgesellschaften an einer global einheitlichen Beurteilung gleicher Tatbestände arbeiten.

Zum Zweiten wäre es schön, wenn die berechtigten Klagen Eingang fänden in den Entscheidungsfindungsprozess des IASB, das in London die IFRS-Regeln weiterentwickelt. Das Verfahren ist transparent, öffentlich und nachvollziehbar. Wer sich dort durchsetzt, ist aber auch eine Machtfrage. Und angelsächsische, am Kapitalmarkt orientierte Vertreter sind sich der Bedeutung der Regeln bewusst und setzen sie mit Macht durch. Hier sollten Deutschland und Europa ihr Gewicht in die Waagschale werfen, dass Rechnungslegung nicht nur dem Kapitalmarkt zu dienen hat. Bei Konzernen mit zahlreichen Mitarbeitern und entsprechender Bedeutung für Lieferanten, Arbeitsmarkt und Steueraufkommen haben auch andere Gruppen ein Interesse an einem verlässlichen und aussagefähigen Abschluss.

Der Abschluss sollte einem verständigen Außenstehenden einen Einblick in die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens ermöglichen. Davon entfernt sich die Rechnungslegungspraxis immer mehr. Sie wird zu einem reinen Expertenwissen - und oft nicht einmal dazu. IFRS wird nicht abgeschafft werden. Alle Beteiligten sollten an einer Verbesserung arbeiten und sich überlegen, ob sie auch auf Klein- und Mittelbetriebe übertragen werden sollte. Vor dieser Entscheidung lohnt eine Lektüre des flüssig geschriebenen Buches, die man auch jedem BWL-Studenten und jedem externen Bilanzleser empfehlen möchte - auch wenn er später als Mitarbeiter in der Konzernrechnungslegung den IFRS-Kommentar von Buschhüter und Striegel nutzen muss.

GEORG GIERSBERG.

Michael Buschhüter, Andreas Striegel (Hrsg.): Kommentar IFRS.

Gabler, Wiesbaden 2011, 1242 Seiten, 150 Euro.

Karlheinz Küting, Norbert Pfitzer, Claus-Peter Weber: IFRS oder HGB?

Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2011, 262 Seiten, 49,95 Euro

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