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Es war eine sehr bedrückende Zeit für Benno Wuttke. Kennen Sie das Gefühl, wenn im heißen Sommer ein Gewitter aufzieht? Der Luftdruck nimmt zu, auch die Schwüle. Von Weitem sehen Sie die Gewitterfront anrücken, in Gestalt dieser riesigen, an den Rändern schwarzen Wolken, die das Sonnenlicht zurückhalten. Alles wird still, die Schwalben fliegen tief und beeilen sich, noch Unterschlupf zu finden. Menschen, die eine solche Bedrohung spüren, verhalten sich anders, ganz anders. Menschen, die in Angst leben, sind nicht mehr frei. Ihre Gedanken und ihr Handeln werden von der Angst bestimmt. Die sind…mehr

Produktbeschreibung
Es war eine sehr bedrückende Zeit für Benno Wuttke. Kennen Sie das Gefühl, wenn im heißen Sommer ein Gewitter aufzieht? Der Luftdruck nimmt zu, auch die Schwüle. Von Weitem sehen Sie die Gewitterfront anrücken, in Gestalt dieser riesigen, an den Rändern schwarzen Wolken, die das Sonnenlicht zurückhalten. Alles wird still, die Schwalben fliegen tief und beeilen sich, noch Unterschlupf zu finden. Menschen, die eine solche Bedrohung spüren, verhalten sich anders, ganz anders. Menschen, die in Angst leben, sind nicht mehr frei. Ihre Gedanken und ihr Handeln werden von der Angst bestimmt. Die sind getrieben ...¿

Heimgehen ist die literarische Gegendarstellung zu den Presseberichten über den öffentlichen Freitod eines Pfarrers in der DDR im Sommer 1976.
Autorenporträt
Karsten Krampitz geboren 1969, war mehrere Jahre Redakteur der "Straßenzeitung" und schreibt für die Berliner Seiten der "F.A.Z." und andere große Zeitungen. Immer wieder sorgte er mit Aktionen, über die u. a. auch stern-TV berichtete, für Aufsehen: etwa mit der Ausschreibung eines Betteldiploms mit Aufnahmeprüfung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.2009

Feuertod

In Klagenfurt herrschte noch Hoffnung. Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur gewann Karsten Krampitz mit einem Auszug aus seiner Novelle "Heimgehen" den Publikumspreis, und auch in der Jury hatte er Fürsprecher gefunden, die Potential in seinem Text sahen. "Heimgehen" basiert auf der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz in der DDR. Von Leben und Tod des an Brüsewitz angelehnten Benno Wuttke lässt Krampitz einen weiteren evangelischen Pfarrer, Ulrich Schwenke, berichten, der in der Gegenwart auf einen westdeutschen Reporter einredet, um den Vorwurf zu entkräften, er habe Wuttke damals für die Stasi bespitzelt. Schwenkes Rechtfertigungen, seinen Hass auf die Presse, die er mit der Stasi vergleicht, und seine Sicht auf Wuttke rückt der mäandernde Monolog in den Vordergrund, während von der viel interessanteren Figur vor allem Anekdoten bleiben: Zank mit den neuen Nachbarn um das Kirchenland, ein ganzes gebratenes Hühnchen als Liebesgabe von seiner späteren Frau - und ein Teppich mit den Konterfeis der Klassiker des Kommunismus, den Wuttke im Stall auslegt. "Beim Pastor, da scheißen die Schafe auf Marx, Engels und Lenin." Später, als die Stasi auftaucht, wird der Ton düsterer. Gerüchte über angeblichen Kindesmissbrauch durch den Pfarrer machen die Runde, in seinem Haus wandern nachts die Bilder an den Wänden, die Scheune brennt nieder. Zuletzt scheitert das Buch an seinem Erzähler, weil Schwenke das Unfassbare von Wuttkes Wesen banalisiert, wenn er dessen tatkräftigen Einsatz für die Belange der Kirche eine "gute Show" nennt oder von "brennenden Fragen" im Fall Wuttke spricht. (Karsten Krampitz: "Heimgehen". Novelle. Langen Müller Verlag, München 2009. 157 S., geb., 16,95 [Euro].) grae

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